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Vereinsnachrichten

Blanker Wahnsinn Blankenburg

Sonntag, der 11.05.2014, 25. Spieltag der Kreisliga C // Staffel 1: SG Blankenburg II 2:3 Blau-Weiss Friedrichshain

Mittlerweile habe ich schon einige Spiele von Blau-Weiss Friedrichshain miterleben dürfen: Schützenfeste, Spielabbrüche, schmerzhafte Niederlagen. Die meisten im Trikot und auf dem Platz. Selten war ich zum Zuschauen verdammt, selten musste ich die Anspannung, die Freude, das Bangen, den Frust und das pure Glücksgefühl an der Seitenlinie ertragen. Am vergangenen Wochenende kam alle das zusammen. Emotionen, die den Fußball zu der Sportart machen, weswegen wir uns Woche für Woche reinhängen und völlig bekloppt einem Ball hinterherrennen, der im nächsten Moment das mehrmonatige Berufsaus bedeuten könnte. Bier auf, Geräusche leise: das Spiel zum Nachlesen.




Am drittletzten Spieltag der Kreisliga C war ein Sieg von extrem wichtiger Bedeutung. Sah sich Blau-Weiss Friedrichshain, aktuell im Kampf um den dritten Aufstiegsplatz, in den letzten beiden Partien noch den beiden Spitzenmannschaften ausgesetzt. Soweit zur Konstellation. Parallel spielte der ärgste Mitstreiter auswärts beim Tabellenführer, ein Umstand, der den Druck nicht gerade vom Kessel nahm. Somit konnte man mit einem “Dreier” einen wichtigen Schritt Richtung Kreisliga B machen.

Jedoch stand das schwere Auswärtsspiel in Blankenburg auf dem Programm. Zwar tingeln die Kicker aus dem Norden Berlins im unteren Tabellendrittel und gelten als nicht sonderlich Heimstark, doch sind es genau die Spiele, die extra Einsatz und Konzentration erfordern.

Im Tor der Friedrichshainer begann Heiko. Die Viererkette bildeten Mirko, Derk, Yves und Chris K. (v.l.). Als defensive Mittelfeldakteure gingen Lennie und Conny in die Partie, die Reihe davor bekleideten Stefan, Ben und Ruud. Dem Wort Sturmtank alle Ehre machend begann Carlos im Zentrum. Auf de Bank nahmen Guga, Rey, Paul und Daniel Platz. Dem Edel-Fan”Blau-Weiss-Maurice” war wie immer kein Weg zu weit, FORZA!

"Auf geht’s BLAU-WEISS!"

Da Spiel begann holprig. Ein Satz, wie er fast in jedem Spielbericht zu finden ist. Allerdings setzte pünktlich zum Spielbeginn der Regen ein, was den Blankenburger Rasenplatz nicht besser machte: Passstafetten die keine waren und lange Bälle, die nach dem aufkommen über die Stadtgrenze hinaus flogen. Saftig grün und ungewohnt:

Aus dem Nichts gelang Blau-Weiss nach dreizehn Minuten der wichtige Führungstreffer: langer Ball aus der Tiefe auf Conny, der herausstürmende Keeper in Kahn-Manier als Erster am Ball. Was gut gemeint war endete als verunglückte Abwehr auf dem Kopf von Ruud, der es sich nicht nehmen ließ, den Ball souverän im Kasten zu versenken.

In der Folge kontrollierte Friedrichshain die Partie, verpasste es aber weiteren Druck auf die nicht all zu sichere Defensive der Blankenburger auszuüben. Fortan fand somit der Gastgeber zunehmend ins Spiel und hatte durch Standards auch erste Tor-Annäherungen. Die spielstarken Gäste versuchten durch Geschwindigkeit und Technik die robusten Blankenburger zu umkurven. Was ab und zu gelang wurde im Gegenzug mit Härte bestraft. Einige hart geführte Zweikämpfe, bei denen der Schiri es verpasste Spieler zu schützen. Die Quittung erhielt Derk: nachdem der Ball schon längst geklärt war, trat der Kapitän zu: 2-4 Wochen Pause für Derk, Einblutung an der Wade.

Stimmung kippte

Kurz vor der Pause kam Rey für Derk, Mirko rutschte in die Innenverteidigung. In der Phase war Friedrichshain sichtlich verunsichert, Blankenburg haute sich voll rein. Status? Pöbeln in der Kreisliga, Lektion 1:

"Ach sei doch ruhig!"

"Sei DU ruhig!"

"Komm, hör mir auf!"

Halbzeit.

Mit Wut im Bauch und Löw’s Nichtbeachtung für den WM-Kader im Kopf kamen die Jungs aus Friedrichshain hochmotiviert aus der Kabine. Gleich zu Beginn hatte Carlos zwei gute Möglichkeiten. Auch Stefan fand besser ins Spiel und suchte immer wieder das Doppel-C: Conny und Carlos boten sich immer wieder an. Hinten hatte man alles im Griff, die langen Bälle von Blankenburg ebbten ohne Gefahr in Heiko’s Strafraum.

Kurz darauf gab es wieder ein sehr hartes Foul von Seiten der Blankenburger: eine Grätsche in die Beine von Dauerläufer Chris K., der mit schmerzverzerrtem Gesicht weiterspielte und auf die Zähne biss. Diagnose heute: 4 Wochen Schiene und Krücken, Bänderriss im Sprunggelenk.

Gegen Mitte der zweiten Hälfte war es dann Conny, der nach gutem Flanke von Links den Ball an den Querbalken setzte. Die Spannung stieg, denn das das eine Tor war trügerisch. Blankenburg stellte um und zog den Abwehrturm nach vorne ins Zentrum. Auch Friedrichshain reagierte und tauschte Stefan mit Paul.

Unglaubliche Schlussphase

Fünf Minuten nach dem Wechsel glich Blankenburg aus. Eine Standardsituation, was sonst? Allerdings war noch nichts verloren, Blau-Weiss antwortete mit wütenden Angriffen. In der 84. Minute brachte Paul nach Zusammenspiel mit Carlos den Ball per Seitfallzieher (!) in den Strafraum. Conny war zu Stelle und markierte das 2:1. Totale Ekstase auf der Bank, der Sieg schien greifbar.

Blankenburg war der Frust anzusehen und so verwunderte es nicht, dass es bei einem mit den Nerven zu Ende war. Rote Karte wegen Nachtreten. Zum Glück ohne weitere Folgen für Ruud.

Es waren noch regulär zwei Minuten zu spielen. Friedrichshain hatte alles im Griff, Blankenburg schlug die Kugel einfach nach vorne. Letzte Aktion im Spiel, so mein Empfinden, ein Einwurf in unserer Hälfte für Blankenburg. Das Ding wird verlängert und landet am langen Pfosten: 2:2 in der 90. Minute!

FORZA! FORZA! FORZA!

Der Schiri gab zwei Minuten obendrauf, die Bank peitschte alle nach vorne. Eine Aktion haben wir dann vielleicht doch noch!? Gesagt getan: nach einem abgefälschten Schuss gab es Eckball für Blau-Weiss. Kurz ausgeführt auf Lennie, der mit seiner linken Klebe aufs Tor zog. Der Ball sprang erneut ins aus, Eckball Blau-Weiss. Diesmal kam der Ball hoch in den Strafraum und wurde zunächst geklärt. Jedoch sprang er in Billard-Manier von drei Beinen Paul vor die Füsse… Drehung, Dreiangel, Ding gewonnen!

Es brachen sämtliche Dämme in Blankenburg, die komplette Bank schickte sich an den Torschützen einzufangen. Paul unten, der Rest lag obendrauf (90+1). Ein Tollhaus sondergleichen, denn der Sieg sollte sich kurze Zeit später als umso wichtiger herausstellen. Kreuzberg II gewann nämlich das Spiel gegen Friedrichsfelde und leistete Schützenhilfe.

Strahlender Matchwinner mit Murmel. “God save the Paul!” Im Anschluss ging es zu Helga an die Theke: “Machste uns 16 Bier?”

Gesagt getan, der Sieg schmeckte verdammt gut und wurde gebührend gefeiert. Blankenburg, wir werden dich so schnell nicht vergessen, war schön bei dir.

#forzafriedrichshain

Tore:

0:1 Ruud (13., Kopfball)

1:2 Conny (84., Rechtsschuss, Paul)

2:3 Paul (90+1., Rechtsschuss)

Einwechslungen:

Rey für Derk (37.)

Paul für Stefan (73.)

Reaktionen:

"Hahaha, hahahaha, ha, hahahahaha, hahaha!!!" (Matchwinner Paul, bekam das Lachen nicht mehr aus dem Gesicht)

"I break together, mannoman. Was ein Finish!" (Ole)

"Ich hoffe, ich werde noch einmal für diesen Verein spielen. Es macht echt Spaß, so ein Spiel natürlich erst recht." (Keeper Heiko deutete seinen Rücktritt an)


Aufrufe: 014.5.2014, 11:12 Uhr
Ole NowakowskiAutor