2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait

Bislang keine Sekunde bereut

Schiedsrichter: Was die Nachwuchsreferees Mareike Fath und Christos Karagiannis für das Leben abseits des Platzes lernen

An einem kühlen Abend in Mörlenbach: In einer kleinen Kabine des Weschnitztastadions streift sich Mareike Fath ihre Arbeitskleidung für die vor ihr liegenden 80 Minuten über: schwarze Stutzen, schwarze Hose, schwarzes Trikot. Zudem werden eingepackt: eine gelbe und eine rote Karte, Stift, Spielnotizkarte und – ganz wichtig – eine Pfeife. Denn wenn Mareike Fath auf dem Platz steht, tanzen 22 Fußballer nach ihrer Pfeife.

Seit einem Jahr ist Mareike Fath nun Schiedsrichterin für den FC Ober-Abtsteinach. Heute steht die B-Jugend-Partie zwischen dem SV/BSC Mörlenbach und der JSG Lörzenbach/Mitlechtern auf dem Programm. Seit Fath im Februar 2018 ihren Schein erwarb, ist sie begeisterte Schiedsrichterin. Weil sie berufsbedingt nicht mehr die Zeit hatte, mehrmals pro Woche zu trainieren und jedes Wochenende zu spielen, suchte sie Wege, dem Fußballsport dennoch verbunden zu bleiben: „Man ist mitten im Geschehen, kann sich sportlich betätigen und leistet dabei noch ehrenamtliche Arbeit.“

„Fußball ist für mich eine der komplettesten Sportarten“

Ebenfalls 2018 hat Christos Karagiannis die Prüfung zum Schiedsrichter abgelegt. Gereizt hat Karagiannis die Schiedsrichterei schon immer. Als dann ein Lehrgang ausgeschrieben war und zugleich ein Punktabzug für seinen Heimatverein JFV Bürstadt drohte, entschloss sich der Achtundzwanzigjährige, sich anzumelden. „Fußball ist für mich einer der komplettesten Sportarten. Ich habe diesem Sport eine Menge schöner Momente zu verdanken, und mit meiner Tätigkeit als Schiedsrichter will ich auch etwas zurückgeben“, so Christos Karagiannis. Was den Reiz ausmacht? „Die Herausforderungen, jedes Spiel aufs Neue mit 22 unterschiedlichen Persönlichkeiten zu lenken und zu leiten.“

Christos Karagiannis ist seit 2018 Schiedsrichter. Foto: Privat

Einig sind sich die beiden, dass die Tätigkeit als Schiedsrichter die Persönlichkeit schult und viele Kompetenzen vermittelt. „Ich bin schon entscheidungsfreudiger geworden“, sagt Mareike. Dies gelte durchaus auch für Privat- und Berufsleben. Karlheinz Dörsam, der Chef der Bergsträßer Schiedsrichter, sieht es genauso: „Durch die Schiedsrichterei lassen sich viele wichtige Erfahrungen für das Leben sammeln: in kritischen Situationen Ruhe und Überblick bewahren, schnell auch schwierige Entscheidungen treffen, sich rasch auf viele unterschiedliche Charaktere einstellen und Verantwortung übernehmen. All das sind Fähigkeiten, die abseits des Fußballplatzes wichtig sein können“.

Hierzu gehört auch Kritikfähigkeit, denn vor Kritik sind Schiedsrichter bekanntermaßen nicht gefeit. „Persönlich nehme ich Kritik oder Beleidigungen nicht. Es richtet sich meist an die Funktion des Schiedsrichters und nicht an meine Person. Und wenn es von Seiten der Spieler zu wild wird, gibt es natürlich auch die Option der farbigen Karten“, so Mareike Fath. Christos Karagiannis ergänzt: „Während des Spiels ist man so konzentriert, da bleibt wenig Zeit, um über unqualifizierte Äußerungen nachzudenken. Bis jetzt höre ich über all das gelassen drüber“. Zudem gibt es durchaus auch Lob für eine gelungene Spielleitung. „Nach meinem dritten Spiel kam der Trainer der Heimmannschaft auf mich zu und sagte mir, dass ich das Spiel toll geleitet habe. Das ist natürlich Balsam für die Schiri-Seele“, erinnert sich Karagiannis. Den Schiedsrichterschein gemacht zu haben, haben beide keine Sekunde lang bereut. Aufgrund der vielfältigen Fortbildungsangebote, dem Teamgeist in der Schiedsrichtervereinigung Bergstraße und einem wöchentlichen Trainingskreis für Schiedsrichter auf freiwilliger Basis ist keiner Einzelkämpfer, sondern integriert in einem Team von über 150 Kollegen.

Ob sie als Schiedsrichterin ein anderes Standing als ihre männlichen Kollegen habe? „Im Laufe des Spiels fühle ich mich nicht anders behandelt, da steht die Funktion als Schiedsrichter im Vordergrund und nicht das Geschlecht“, so Mareike Fath: „In die Köpfe der Spieler, Betreuer und Zuschauer kann man Gott sei Dank nicht schauen.“

Nach wenigen Monaten durfte sich Mareike Fath als Schiedsrichterin im Seniorenbereich beweisen, als Assistentin beurteilt sie in der Gruppenliga knifflige Situationen: „Im Gespann ein Spiel zu leiten ist unterhaltsamer, und spart man fleißig die Spesen, kann man sich nach der Saison auch etwas Schönes leisten.“

Das Spiel in Mörlenbach endete übrigens 3:1 – und Mareike Fath ist neben den Spesen um viele Erfahrungen reicher geworden.

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Lehrgang

Der nächste Neulingslehrgang der Schiedsrichtervereinigung Bergstraße steht vor der Tür. Am 29. März (Freitag, 18 bis 22 Uhr), 27. April (Samstag, 10 bis 16 Uhr) und am 3. Mai (Freitag, 18 bis 22 Uhr) bildet der Kreisschiedsrichterausschuss im Vereinsheim der KSG Mitlechtern neue Schiedsrichter aus. Informationen rund um den Lehrgang gibt es bei Kreislehrwart Simon Wecht, Mail: klw@kfa-kja.de, Telefon: 0176/32344079.

Aufrufe: 022.3.2019, 14:08 Uhr
Jan TurinskiAutor