2024-04-19T07:32:36.736Z

Ligabericht
Obenauf: Bingens Axel Neumann (rotes Trikot) überspringt den Kreuznacher Pascal Missal.
Obenauf: Bingens Axel Neumann (rotes Trikot) überspringt den Kreuznacher Pascal Missal.

Stühlerücken nach dem Lokalduell

Derby-Nachschlag: Hassia sorgt für frische Farbe, Eintracht ärgert sich

BAD KREUZNACH / BINGEN. Am Tag nach dem Derby war in Bingen großes Stühlerücken angesagt. Die Hassia bekam gerade zwölf Stunden nach dem 4:2-Erfolg bei der SG Eintracht einen komplett neuen Anstrich. Der sportliche Bereich war davon allerdings nicht betroffen, mit dem konnte Trainer Nelson Rodrigues nämlich insgesamt zufrieden sein. Vielmehr wurde die Geschäftsstelle am Hessenhaus entrümpelt und neu angemalt – innen wie außen. „Ich bin völlig platt“, stellte der Coach des Fußball-Verbandsligisten am Abend fest. Vielleicht gab‘s auch deshalb am Sonntag trainingsfrei.

Eintracht spielt Hassia in die Karten

Keine 24 Stunden zuvor hatten ihm seine Fußballer nicht so viel abverlangt, sorgten beim Erfolg im Rhein-Nahe-Duell schnell für klare Verhältnisse. Allerdings spielten ihm die Bad Kreuznacher auch etwas in die Karten. „Ich hatte eigentlich erwartet, dass die SGE mehr Druck macht“, sagte Rodrigues, der vor allem die Eintracht-Außenpositionen als Achillessehne erkannt hatte. Die Außenverteidiger Daniel Pflüger und Nils Flühr waren bei der Spieleröffnung oft alleine gelassen, Bingens Alex Baltateanu und Philipp Schrimb machten mächtig Dampf und erzwangen Fehler. Im Eintracht-Zentrum fehlten zudem oft die Anspielstationen, vorne hingen die Spitzen in der Luft oder gaben – wie im Falle Mohamed Morchids – sogar noch Räume frei. Es war offensichtlich: „Coco“ wollte sich zeigen, vergaß dabei aber auch gerne mal taktische Vorgaben.

„So konnten wir schön unser Spiel zeigen“, freute sich der Hassia-Coach, der sehr wohl aber auch den von Fabian Haas glänzend parierten Handelfmeter als Schlüsselmoment der Partie ausgemacht hatte. Der Keeper hielt das zu diesem Zeitpunkt gültige 2:1 fest, und so konnte Bingen auch verkraften, dass etwa der angeschlagene Enes Sovtic einen Gang zurückschraubte. Der frühere Eintrachtler war nach vierwöchiger Rot-Sperre zurück im Team, hatte aber mit muskulären Problemen zu kämpfen. Dennoch leitete sein verwandelter Elfmeter den Auswärtssieg ein. Sein vierter Treffer in zwei Spielen gegen den Ex-Klub.

Apropos Ex-Klub: Für den Bad Kreuznacher Nelson Rodrigues hat ein Erfolg in seiner Heimatstadt immer zwei Seiten: „Ein Derby-Sieg ist besonders schön. Aber als Kreuznacher Bub‘ hoffe ich natürlich auch für die Eintracht das Beste und bin mir sicher, dass die Mannschaft nicht absteigen wird.“

Beißen statt glänzen im Abstiegskampf

Dem würde sein Pendant bei den Blauen natürlich nur zu gerne zustimmen. Patrick Krick hatte zwar Zählbares aus dem Derby nicht unbedingt auf der Rechnung. Die Leistung vor der Pause machte ihn dann aber doch nachdenklich. Spielerisch schwach, kämpferisch ungenügend: „Das erinnerte an das 2:5 gegen Waldalgesheim. Deswegen haben wir es in der Kabine auch angesprochen.“

Auch er hatte spätestens beim Video-Studium auf fupa.net Schlüsselszenen ausgemacht: „Natürlich der verschossene Elfmeter, aber auch der Kopfball von Deniz Darcan kurz vor der Pause, der nach Eckball knapp am Tor vorbei ging. Deniz hat sich riesig geärgert.“ Gegen eine sehr gute Mannschaft habe vor allem die letzte Konsequenz gefehlt. Krick: „Und bei den Gegentoren haben wir es Bingen zu einfach gemacht. Beim 0:2 kamen wir gleich drei mal einen Schritt zu spät.“ Ärgerlich.

In den nächsten, den letzten Begegnungen – es folgen das Heimspiel gegen Speyer, die Reise nach Fußgönheim und der Saisonabschluss daheim gegen Offenbach – gilt es, die Vor- und Einstellung aus den ersten 20 Minuten nach der Pause mitzunehmen. Da zeigte die Eintracht den Willen, sich gegen die Niederlage zu stämmen. Glänzen kann man im Abstiegskampf nicht, beißen muss man. Denn wie meinte am Wochenende auch Trainer-Ikone Peter Neuruhrer? „Es heißt Abstiegskampf, nicht Abstiegsspiel.“ Das gilt nicht nur in der Bundesliga, sondern auch in der Verbandsliga. Und auch für die Eintracht.

Aufrufe: 01.5.2017, 08:00 Uhr
Mario LugeAutor