Routine schlägt Jugend

Ein schneller Angriff, den Linksverteidiger Joshua Iten mit einem öffnenden Pass auf Flügelflitzer Dennis De Sousa Oelsner einleitete und den Philipp Schrimb nach der Flanke von halbrechts ans Außennetz setze (2.). Das war’s erst einmal aus Hassia-Sicht. Danach kamen die Roten Teufel, pressten hoch, setzten schon die Innenverteidiger der Binger im Aufbauspiel unter Druck. Die Folge: Nach 22 Minuten stand es 0:1. Den 18 Meter-Schuss von Hüseyin Cakmak konnte Torwart Kay Schotte zur Seite lenken, gegen den Nachschuss von Justus Klein war er aber machtlos. „Ich hätte nicht geglaubt, dass das Spiel danach noch in die andere Richtung laufen würde“, gab Oelsner nach Spielende zu.

Dass es dies tat, war im Wesentlichen Oelsner zu verdanken. Die Einladung von FCK-Verteidiger Sören Lippert nahm der 22-jährige Deutsch-Brasilianer gerne an, fädelte nach dessen ungeschicktem Einsteigen nach 60 Meter-Spurt zehn Meter vor dem Tor ein und erreichte sein Ziel: Schiedsrichter Marco Christmann hatte keine andere Möglichkeit, als auf den Punkt zu zeigen. Kapitän Enes Sovtic schickte Torhüter Matheo Raab in die falsche Ecke und besorgte den Ausgleich (32.). Die Partie nahm nun einen völlig anderen Verlauf, erinnerte an Männer- gegen Jugendfußball. Dem 33-jährigen Abwehrstrategen Sovtic war von Beginn an klar gewesen, „dass wir hart am Mann stehen und konsequent spielen müssen, um gewinnen zu können.“ Genau das taten die Binger nun.

Raab konnte einen Schuss von Deniz Darcan noch entschärfen (33.), war dann aber im gleichen Duell machtlos, als Darcan einen nach weitem Freistoß aus dem Mittelfeld abgelegten Ball zehn Meter vor dem Tor annahm und aus der Drehung einschoss (38.). „Das war genial und kam wie der Elfmeter genau zum richtigen Zeitpunkt“, analysierte Trainer Nelson Rodrigues. Entscheidend wurde in der Partie, dass der FCK mitspielen wollte, auf beiden Außenbahnen den Bingern zu große Räume bescherte, in die Oelsner und Schrimb stoßen konnten.

Zweimal kamen die Lauterer noch zum Abschluss, einmal wurde ein Schuss von Mohamed Morabet gerade noch zur Ecke abgefälscht (39.), dann klärte Schotte mit den Fäusten gegen Julian Löschner (57.). Mit Oelsners Treffer von halblinks nach scharfer Hereingabe von Schrimb war alles entschieden (59.). Danach hatte Vllaznim Dautaj zweimal das 4:1 auf dem Fuß (66., 74.), umkurvte jeweils Raab, wurde aber zu weit nach rechts abgedrängt. Für den Endstand sorgte der 29-Jährige trotzdem existenziell mit, in dem er frei vor dem Tor uneigennützig für den eingewechselten Fabian Liesenfeld auflegte, der aus kanpp zwei Metern keine Mühe hatte, sein erstes Saisontor zu erzielen (90.).

So viele Räume, wie sie der FCK gerade durch die Konzentration auf die Spielfeldmitte und die hochstehenden Außenverteidiger gab, werden die Binger in der weiteren Saison selten bekommen. Zum Erfolg gehörte aber genauso das konsequente Arbeiten hinter der Mittellinie gegen den Ball über die gesamte Spielzeit hinweg. Mit dem 4:1-Erfolg ist die Hassia dem Saisonziel Klassenerhalt einen großen Schritt näher gekommen.

Hassia Bingen: Schotte – Klöckner, Günes, Sovtic, Iten – Neumann, Kraft (68- Serratore) – Schrimb (84. Liesenfeld), Darcan, De Sousa Oelsner (81. Yakut) – Dautaj.

1. FC Kaiserslautern II: Raab (75. Otto) – Jensen, Lippert, Scholz, Löschner – Cakmak, Schätzle, Maroudis, Clemens (72. Lammenett) – Morabet, Klein.

Schiedsrichter: Marco Christmann (Morshausen-Beulich)

Zuschauer: 302.

Tore: 0:1 Klein (22.), 1:1 Sovtic (32./Foulelfmeter), 2:1 Darcan (38.), 3:1 De Sousa Oelsner (59.) 4:1 Liesenfeld (90.).