2024-04-19T07:32:36.736Z

Pokal
"Ball her, Du bist umzingelt": Die Waldalgesheimer Eric Wischang, Daniel Braun und Christoph Schunck "kümmern" sich um den Binger Fabian Liesenfeld (rotes Trikot).
"Ball her, Du bist umzingelt": Die Waldalgesheimer Eric Wischang, Daniel Braun und Christoph Schunck "kümmern" sich um den Binger Fabian Liesenfeld (rotes Trikot).

Mulajs Paukenschlag als Pointe

Der Hin-und-Her-Wechsler sorgt für das Waldalgesheimer Siegtor am Binger Hessenhaus

Bingen. So ist das mit den lieben Nachbarn. Man kennt sich, man schätzt sich (meistens jedenfalls). Man(n) kennt die Rasenschnitthöhe auf den Millimeter, das Rasenmähermodell und als passionierter Fleischesser, na klar, den Kugelgrill. Neidisch? Ach, iwo! Mal sieht man sich eine ganze Weile nicht, mal läuft man sich an einem Tag mehrmals über den Weg. Kurze Rede: Man kann seinem Nachbarn nichts vormachen. Und manchmal kommt es sogar vor, dass der Nachbar bei seinem vorherigen Nachbar einzieht. Klingt komisch? Ist aber so.

Der Fußballspieler Arlind Mulaj (25) hat eine Weile gebraucht, bis er für sich entschieden hat, wo er sich denn jetzt wohler fühlt. Heimischer. Der ehemalige Bad Kreuznacher zog erst ins Binger Hessenhaus (2011). Ein Jahr später zog er in die Waldalgesheimer Waldstraße um, wo er zwei Jahre verweilte, um anschließend wieder zur Hassia zu wechseln. Und wiederum ein Jahr später entschied er sich auf dem allerletzten Drücker, zurück nach Waldalgesheim zu gehen. Ein Hin und Her, das gestern Abend im Verbandspokalvergleich seines ehemaligen (Hassia Bingen) und seines aktuellen Klubs (Alemannia Waldalgesheim) eine besondere Pointe hatte. Arlind Mulaj bescherte der Alemannia am Hessenhaus mit seinem Tor den 1:0-Derbysieg, die kleine Revanche für das 0:3 zum Liga-Start (da war der Angreifer sogar noch ein Binger) sowie das Ticket für das Verbandspokal-Viertelfinale. Was man nicht alles findet, wenn man seinen Spind in der alten Wohnung ausräumt.

Der Wohlfühlfaktor war an diesem Mittwochabend auf Kühlschranktemperatur. Eisige Kälte in Bingen - auf dem Platz ging es dafür umso hitziger zu. Zunächst einmal neutralisierten sich die beiden Verbandsligisten, bemühte sich die Hassia, dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken. Chancen? Fabian Liesenfeld hatte bei seiner einzigen nennenswerten Gelegenheit den Torjubel auf den Lippen, Alemanne David Stipp klärte das nahende Unheil auf der Linie (42.). Nach der Pause ging es noch giftiger zu. Referee Lenssen aus Drais jonglierte mit den Karten (nicht immer, aber meistens richtig), inmitten der Kartenflut sah Bingens Rudolf seinen zweiten gelben Karton, weil er den Ball weggeschlagen hatte (65.). Die Folge? Die Binger in Unterzahl - und in der nächsten Szene in Rückstand. Ein Freistoß der Waldalgesheimer segelte in den Hassia-Strafraum, Liesenfeld vertändelte die Kugel, Arlind Mulaj hatte gar keine Zeit, sich für die ungewollte Vorarbeit des Ex-Kollegen zu bedanken, weil er den Ball aus zwölf Metern ins Gehäuse bugsierte. 66 Minuten gespielt, die Alemannia führte - und die Hausherren drückten in der hektischen Schlussphase noch mal auf die Tube. Gleichwohl: Auch wenn die neun Feldspieler alles versuchten, war spätestens nach Saticis vergebener Großchance in der 87. Minute klar, dass sie dem lieben Nachbarn wohl keinen mehr einschenken werden.


Diese Szene war allerdings hoch umstritten. Hassia-Spieler - allen voran der verhinderte Torschütze - schworen Stein und Bein, dass vor dem Kopfball die Hand eines Waldalgesheimer Abwehrspielers im Spiel war. ,,Deshalb habe ich den Ball nicht richtig getroffen", beteuerte der Binger Stürmer. Aber der Schiedsrichter hatte es nicht so gesehen und deshalb auch nicht geahndet. ,,Die Binger hätten zur Pause 1:0 führen können, aber wir wussten, je länger das Spiel dauert, umso nervöser werden sie und das haben wir mit unserer aggressiven Spielweise erzwungen", sagte Waldalgesheims Trainer André Weingärtner. Nelson Rodrigues kritisierte die destruktive Spielanlage des Gegners, der mit vielen kleinen Fouls den Spielfluss seiner Mannschaft zerstört habe. Deshalb machte er seinen Spielern nach der Niederlage auch keinen Vorwurf. ,,Ich habe ihnen gesagt, dass es keinen Grund gibt, den Kopf hängen zu lassen", so der Hassia-Trainer.


DATEN ZUM SPIEL

Hassia Bingen: Eder - Kraft, Simionca, Sovtic, Schröder - Ahlbach (22. Baltateanu), Mahr (63. Satici), Rudolf, Schrimb (86. Girla) - Fring, Liesenfeld.
Alemannia Waldalgesheim: Schneider - Stipp, Fennel, Schunck, Klöckner - Breier (53. Lieber/85. Pauer), Braun, Wischang, Darcan - Mulaj, Ludwig (74. Walther).
Tore: 0:1 Mulaj (66.).
SR.: Lenssen (Drais).
Gelb-Rot: Rudolf (Hassia/65.), Sovtic (Hassia/90.+3).
Zuschauer: 550.

Aufrufe: 014.10.2015, 23:30 Uhr
Henning Kunz und Andreas SchererAutor