2024-04-23T13:35:06.289Z

Interview
Nelson Rodrigues blickt positiv in die Zukunft von Verbandsligist Hassia Bingen. F: Dinger
Nelson Rodrigues blickt positiv in die Zukunft von Verbandsligist Hassia Bingen. F: Dinger

»Entwicklung in die richtige Richtung«

NELSON RODRIGUES Trainer des Fußballverbandsligisten sieht Hassia Bingen auf gutem Kurs und setzt auf Nachhaltigkeit

Bingen. Saisonbilanz und erster Ausblick auf die Zukunft. Nelson Rodrigues, Trainer von Fußballverbandsligist Hassia Bingen, ist mit dem Erreichten zufrieden. Perspektivisch setzt er mehr auf Nachhaltigkeit als den schnellen Erfolg.

Herr Rodrigues, im zweiten Jahr nach dem Wiederaufstieg in die Verbandsliga landete die Hassia auf Platz sechs. Platz drei war es im Vorjahr. Ein Rückschritt?

Überhaupt nicht. Sicherlich wäre im vergangenen Jahr sogar Platz zwei möglich gewesen, wenn wir im letzten Spiel in Kandel (2:3, die Red.) nicht versucht hätten, Fabian Liesenfeld zum Torschützenkönig zu machen. Unser Augenmerk liegt aber bewusst auf dem Gesamtverein. Die Priorität liegt darauf, die A-Jugend möglichst in die Regionalliga, die B-Jugend in die Verbandsliga zu bekommen. Da sind wir auf einem super Weg. Die zweite Mannschaft spielt nun in der Relegation um den Aufstieg in die A-Klasse. Als Gesamtverein liegen wir genau in der richtigen Planung.

Gab es Momente, in denen die Elf in der Verbandsliga 2016/17 besonders überzeugt hat oder in denen sie umgekehrt ungeahnte Schwachstellen offenbarte?

Unser 9:0 am Anfang der Saison gegen Winnweiler hat gezeigt, was möglich gewesen wäre. Danach haben wir in Dudenhofen lange 1:0 geführt und die Partie in der Nachspielzeit mit zwei Gegentreffern verloren. Irgendwie haben wir dem FV damit quasi den Weg zur Meisterschaft freigemacht. Danach kam unser Pokalspiel gegen Regionalligist Pfeddersheim. Auch da haben wir geführt und das Spiel ganz am Schluss noch aus der Hand gegeben. In Mombach kamen dann die vielen Verletzten dazu. Ich sehne mich zwar immer nach dem Maximum, und generell wäre mit dem Kader auch mehr möglich gewesen. So haben uns leider die Konstanz und zu viele Akteure in entscheidenden Spielen gefehlt. Angesichts der Gesamtsituation ist der sechste Platz fast schon eine gefühlte Meisterschaft.

Wo muss konkret an den Stellschrauben gedreht werden? Und wie lautet die Zielvorgabe für 2017/18?

Generell müssen wir neben der sportlichen auch immer die menschliche Komponente betrachten. Seit knapp zwei Jahren sind wir dabei, junge Spieler aus den eigenen Reihen wieder hochziehen zu können. Neben Dominik Ahlbach sind das Fabian Haas, Espen Lautermann und zuletzt Dominik Bäcker. Natürlich würden viele Spieler aus der Region gerne zur Hassia kommen. Wir sind aber nicht bereit, unser Budget zu sprengen. Wir wollen mit den Verein mittel- und langfristig wachsen, nicht den schnellen Erfolg haben. Mir ist es lieber, jungen Spielern Chancen zu geben, als alles Geld auszugeben, um in der Oberliga spielen zu können. Seit der Landesligazeit wächst die Hassia kontinuierlich und gesund. Das Wachstum ist wichtiger, als den sofortigen Aufsteg als unbedingtes Ziel auszugeben.

Im Winter gab es einige Turbulenzen, mit dem Rückzug von Uwe Frowein als sportlichem Leiter als Höhepunkt. Wie geht es denn weiter innerhalb der Hassia-Führung?

Die sportliche Leitung habe ich zunächst einmal bis zur Winterpause 2017/18 übernommen. Was Uwe auf der Hassia erledigt hat, war schlichtweg vorbildlich. Das aktuelle Hassia-Konzept trägt auch seine Handschrift.

Frank Dudat beendet seine Tätigkeit als Torwarttrainer nach einer gefühlten Ewigkeit. Wer ersetzt ihn?

Da sind wir in guten Gesprächen. Frank musste leider wegen seines Kreuzbandrisses aufhören. Mit ihm verlässt nicht nur eine wichtige Säule die Mannschaft. Frank ist in den ganzen Jahren auch ein guter Freund geworden.

Ein Blick auf die kommende Saison. Wann beginnen die konkreten Vorbereitungen?

Wir beginnen am 26. Juni wieder mit der ersten Trainingseinheit. Insgesamt sind acht Testspiele vereinbart.

Die Hassia tritt wie im Vorjahr nicht beim Waldalgesheimer Rhein-Nahe-Liga-Turnier an. Hier wären zumindest zwei Spiele gegen sportlich attraktive Gegner gesichert ...

Eventuell sind wir 2018 wieder dabei, wenn wir eingeladen werden und die Einladung frühzeitig kommt. Natürlich bin ich für das Turnier, aber es muss in die gesamte Vorbereitung passen. Die Vereine müssen auf Dauer geschlossen in die Zukunft blicken.

Wie geht es mit Ihnen persönlich weiter? Ist die Hassia Ihre Zukunft?

Natürlich habe ich auch eine Vorstellung, wie es weitergeht, vor allem im persönlichen Bereich. Auf sportlicher Ebene ist nach der abgelaufenen Saison vor der neuen Saison, es laufen ständig Gespräche. Bis Weihnachten lassen wir es hier am Hessenhaus aber erst einmal so, wie es jetzt ist. Und nach vielen aufregenden Monaten will ich die kommenden vier Wochen einfach nur im privaten Bereich genießen.


Biographisches

Nelson Rodrigues (39) ist seit November 2012 Trainer der ersten Mannschaft von Hassia Bingen- Er übernahm das Team damals von Ekrem Soy. Den Abstieg in die Landesliga konnte er nicht verhindern. Nach einer extrem schwierigen Saison gelang dann in der Runde 2014/15 der Wiederaufstieg und in der folgenden Saison landete der Neuling direkt auf Rang drei.

Rodrigues hat als aktiver Spieler viele Jahre am Hessenhaus gespielt, unter anderem schon 1999 in der Oberliga-Mannschaft. Er brachte es laut Transfermarkt auf insgesamt 139 Einsätze im Binger Oberliga-Team.

Aufrufe: 023.5.2017, 21:00 Uhr
Jochen WernerAutor