2024-06-03T07:54:05.519Z

Allgemeines
Unterhalten das handverlesene Publikum: Ex-Fußballer Frank Rohde und Moderatorin Kristin Lenk im Fürstenberger Kunsthof  ©Hagen Bernard
Unterhalten das handverlesene Publikum: Ex-Fußballer Frank Rohde und Moderatorin Kristin Lenk im Fürstenberger Kunsthof ©Hagen Bernard

Ehemalige BFC-Legende Frank Rohde beim Fantalk

Der für den ursprünglich angekündigten Rüdiger Schnuphase eingesprungene Frank Rohde unterhält die Leute in der Eisenhüttenstädter Altstadt im Fürstenberger Kunsthof.

Handverlesenes Publikum bei der Talkrunde im Fürstenberger Kunsthof. Aber die lediglich17 Gäste kamen beim Besuch des kurzfristig für den verhinderten Rüdiger Schnuphase eingesprungenen DDR-Fußball-Auswahlspielers Frank Rohde auf ihre Kosten.

„Wenn wir diese Reihe schonhaben, dann wollen wir sie auch aufrechterhalten. Schließlich stellen sich die Leute darauf ein. Daher waren wir auf Ersatz bedacht“, erklärt Frank Ganzkow, einer der Organisatoren der Talkrunden mit prominenten Sportlern in der Eisenhüttenstädter Altstadt. Nach der unfallbedingten Absage von Fußballer Rüdiger Schnuphase zwei Tage zuvor war sein einstiger DDR-Auswahl-Kollege Frank Rohde kurzfristig eingesprungen.

„Wuschi“ Rohde, der am Sonnabend seinen 59. Geburtstag feiert, war viele Jahre Kapitän des BFC Dynamo. Zusammen mit seinem engsten Kumpel Thomas Doll war er 1990 als 30-Jähriger zum Hamburger SV gewechselt und hatte dort bis 1993 noch 103 Bundesliga-Spiele bestritten – für den gebürtigen Rostocker nach seinen 42 DDR-Auswahl-Spielen noch einmal eine neue Herausforderung.

Der Besuch im Kunsthof hatte „Wuschi“, der wegen seines Lockenkopfes bereits als Steppke diesen Spitznamen weg hatte, nicht allzu viel Aufwand gekostet. Schließlich lebt seine Lebensgefährtin in Eisenhüttenstadt. Ansonsten hat der an einer Angermünder Bildungseinrichtung tätige Sportlehrer noch eine Wohnung in Eberswalde. „Eisenhüttenstadt ist jetzt meine zweite Heimat“, bekannte er während der Talkrunde, durch die Kristin Lenk gewohnt souverän führte. Man merkte Rohde zwar an, dass er nicht sonderlich vorbereitet war, doch Interessantes zu erzählen hatte er allemal, zumal er ehrlich und authentisch wirkte.

Mittlerweile hat Rohde, der nach seiner Spielerkarriere ab 1995 als Trainer gearbeitet hatte, Abstand vom Fußball genommen. Mit Ausnahme zuletzt, seit Thomas Doll in Hannover wieder im Bundesliga-Geschäft ist. „Dolle ist in der kurzen Zeit fünf Jahre älter geworden. Wenn er es schafft – Hut ab. Er wollte es noch mal wissen. In Budapest hatte er eine schöne Zeit.“ Doll habe ihm geschrieben, er würde gern elf Spieler von ihm haben. „Da habe ich ihm geantwortet, ich bin nicht mehr so im Fußball drin. Aber jetzt lass ich ihn in Ruhe, er bekommt schon genug Ratschläge.“

Nach Engagements in der Regionalliga und Oberliga hatte Rohde im vergangenen Jahrzehnt Brandenburgligisten trainiert. Bemerkenswert war 2012 der Landespokalsieg mit dem SV Falkensee-Finkenkrug. Er hatte zwar die A-Lizenz als Fußballtrainer gemacht, unter anderem mit Uli Borowka, „doch dann habe ich mich entschieden, ich möchte nicht mehr ganz nach oben. Stress hatte ich bereits genügend.“ Damals habe er gebaut und sich Zeit für seine Familie genommen. Sein Sohn wollte wie er in den Profi-Fußball, musste jedoch aus gesundheitlichen Gründen passen.

Seit einem Jahr ist Frank Rohde fast komplett weg vom Fußball. „Jetzt gehe ich lieber wandern und genieße das Leben.“ Beispielsweise pilgerte er vor einiger Zeit auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. „Da war ich noch 15 Kilo schwerer. Die erste Etappe in den Pyrenäen war am schwersten. Da habe ich elf Stunden benötigt. Drei Tage musste ich wegen Blasen an den Füßen pausieren.“ Ansonsten sei er 14 Tage auf den Pilgerpfaden unterwegs gewesen, allein. „Manche pilgern dort zwei-, dreimal und müssen sich dabei neu erfinden. Das brauche ich nicht.“ Angeregt dazu habe ihn das Buch des Entertainers Hape Kerkeling, der seine Erlebnisse als Pilger festhielt. „Obwohl ich keine Leseratte bin, hatte ich dieses Buch in eineinhalb Tagen durch.“

Insgesamt sei er vom Naturell immer offen und direkt gewesen, sagt Rohde über sich. Dazu war er seit jeher ehrgeizig und habe Führungsqualitäten gehabt. Einen großen Anteil daran habe sein Vater, der 1969 mit seinen vier Söhnen aus Rostock nach Berlin gezogen war, um als Nachwuchsleiter beim BFC zu arbeiten. „Er hatte an mir immer etwas auszusetzen, selbst als ich schon Auswahlspieler war. Doch für meine Willenseigenschaften war das gut. Wie überhaupt die Ausbildung beim BFC hervorragend war. Wir hatten in der DDR viel mehr Persönlichkeiten. Wenn ich nur daran denke, was damals in Hamburg alles für Heißluftballons rumgelaufen sind ...“

Offensiv geht er mit den Fragen zum BFC Dynamo um, obgleich die Eisenhüttenstädter ihn mit dem „Stasi-Klub“ ohnehin nicht übermäßig traktieren. „Für meine Stasi-Akte habe ich mich nie interessiert. Wir Spieler waren alle auf unseren Sport fokussiert. Fast alle spielten in den Auswahlen. Schließlich wollten wir Leistung bringen. Auch ich habe einige Zeit benötigt, bis ich auf der Sportschule den Durchbruch schaffte. Ich war nicht besonders schnell, doch auf allen Positionen gut ausgebildet.“ Mit dem großen BFC-Mäzen und Stasi-Chef Erich Mielke hatte die Mannschaft nur gelegentlich Kontakt. „Bei einer Meisterfeier haben wir mit Sekt angestoßen. Alexander Schalck-Golodkowski war auch dabei. Bei ihm hat man gleich gemerkt, dass er etwas auf dem Kasten hat, so locker wie er war. Ansonsten haben die unter sich gefeiert.“ Insgesamt habe Mielke viel für den Sport übrig gehabt. „Wenn ich nur an das Eishockey denke. Mit lediglich 45 Spielern haben wir bei der A-Weltmeisterschaft mitgespielt.“

Für Rhode war der gesamte DDR-Sport gut organisiert. „Wir hatten in der Oberliga bei den Spitzenmannschaften ein sehr hohes Niveau. Die Bundesliga hat sich nur besser vermarktet. Bewundert habe ich Dynamo Dresden, die haben immer eine feine Klinge gespielt und waren auch international erfolgreicher als wir beim BFC.“

Aufrufe: 027.2.2019, 08:30 Uhr
MOZ.de / Hagen BernardAutor