2024-04-16T09:15:35.043Z

Ligabericht
Raphael Hahn netzte gegen Tabellenführer Münster dreimal ein. Foto: Baumann
Raphael Hahn netzte gegen Tabellenführer Münster dreimal ein. Foto: Baumann

Bezirksliga: Tore ohne Ende am Doppelspieltag

Der MTV schlägt den Tabellenführer - Stammheim wieder in der Spur - Weilimdorf patzt

Obwohl sich der Bezirksliga-Tabellenführer TSVgg Münster während des Doppelspieltags zwei Pleiten in Folge einfing, gelang es den Verfolgern nicht, allzu viel Boden gutzumachen. Deutlich enger geht es im Tabellenkeller zur Sache.

Kaum ein Wort charakterisiert den Doppelspieltag in der Fußball-Bezirksliga so treffend wie der Begriff ,,torreich". 71-mal netzten die Kicker in den 16 Begegnungen ein - was gerundet einen großzügigen Schnitt von 4,6 Toren pro Partie macht. Und dennoch gab es unter dem Strich mehr Verlierer als Gewinner. Der Spitzenreiter Münster hat nach zwei Pleiten in Folge einen Teil seines Punkte-Polsters verspielt. Zu den Verlierern gehört aber auch Verfolger Weilimdorf, der es nicht schaffte, sich noch näher an den Tabellenführer heranzuschieben. Dem TV 89 und der Sportvg Feuerbach gelang es nur bedingt, sich Luft um Abstiegskampf zu verschaffen, während der FC Stuttgart-Cannstatt immerhin sein Formtief zu beenden wusste. Der SC Stammheim, der sich mit zwei klaren Siegen aus der eigenen Mini-Krise schoss, gehört wie der MTV Stuttgart zu den Gewinnern des Spieltags.

Bei Stammheim platzt der Knoten

Ein 4:0 beim Schlusslicht SKV Palästina, ein 5:1 bei Croatia Stuttgart - der SC Stammheim hat sich ziemlich genau an die Torquote der beiden Spieltage gehalten. Und spätestens nach dem Sieg über die Kroaten hatte der an sich schwer zufrieden zu stellende SC-Coach Thomas Oesterwinter wenig Grund zur Kritik. Genau genommen hatte er eigentlich nur einen Grund: Die Chancenauswertung, die hätte bitteschön besser sein können. Nach dem nie gefährdeten Erfolg über den SKV Palästina war der Trainer noch skeptisch gewesen: ,,Ob der Knoten geplatzt ist? Das sehen wir am Montag." Und siehe, er platzte - was aber zu einem Teil auch dem Umstand geschuldet war, dass der SC zwei Knackpunkte im Spiel gegen die Kroaten unbeschadet überstand. Da wäre zunächst die Situation in der 15. Minute zu nennen, als das Team von Trainer Igor Ilicic binnen zehn Sekunden gleich drei hundertprozentige Tormöglichkeiten vergab: Nach Flanke von Hasan Isbert, klärte SC-Verteidiger Schauki Djelassi auf der Linie. Im Nachsetzen traf Abdullah Özdin nur den Pfosten, den Abpraller flanke Isbert erneut vor das Stammheimer Tor zu Özdin, dessen Kopfball an die Latte klatschte. Knackpunkt Nummer zwei war der Foulelfmeter für die Kroaten nach einer Stunde. Beim Stand von 1:3 trat Tomislav Lovric zum Strafstoß an, fand aber in Stammheims Keeper Milan Jurkovic seinen Meister. Für die Gäste trafen Matthias Kassaye per Elfmeter, Leonardo Marra und der dreimal erfolgreiche Tobias Oesterwinter. Wobei Emre Yildizeli seinen Teamkollegen Oesterwinter gemessen an den Chancen noch hätte übertreffen können, doch ihm klebte an diesem Spieltag das Abschlusspech zentimeterdick an den Schuhen.

Scheel stinksauer auf sein Team

Das galt allerdings auch für Croatia, und zwar in beiden Begegnungen. Entsprechend verärgert war Coach Ilicic, denn vier Tage vor der klaren Pleite gegen die Stammheimer war seine Mannschaft in dem Spiel beim TV 89 Zuffenhausen nicht über ein 1:1 hinausgekommen. Allerdings hatten die Zuffenhäuser auch nur wenige Torgelegenheiten zugelassen, aber eben auch nur eine von ihren eigenen verwertet. Es sollte noch schlimmer kommen, und zwar in der Ostermontags-Partie bei der Spvgg Möhringen. War Ilicic schon verärgert gewesen, TVZ-Trainer Marco Scheel konnte da locker eine Schippe drauflegen: ,,Ich bin stinksauer auf mein Team", schimpfte Scheel. ,,Wir haben den Gegner im Griff und müssen zur Pause mit 4:0 führen, und dann schalten alle zwei Gänge runter." Denn obwohl der TV 89 durch ein frühes Freistoßtor von Yavuz Tepegöz mit 1:0 führte und die Möhringer ab der 50. Minute in Unterzahl waren, fingen sich die Zuffenhäuser noch drei Gegentore ein.

Mazella di Bosco ist begeistert von seiner Mannschaft

Weitaus mehr ausgeteilt als eingesteckt hat der MTV Stuttgart. Zwar verlief die Partie beim abstiegsgefährdeten TSV Plattenhardt eher etwas unrund, umso besser trumpften die Kicker vom Kräherwald vier Tage später gegen den Tabellenführer TSVgg Münster auf. Hatte das Team von Trainer Francesco Mazzella die Bosco beim 4:2 in Plattenhardt noch zweimal einem Rückstand hinterher laufen müssen, hätte es gegen Münster schon vor der Pause für klare Verhältnisse sorgen können. ,,Eigentlich müssen wir da 3:0 vorne sein", sagt Mazzella di Bosco. Und obwohl seine Mannschaft den Meisterschaftsanwärter kaum ins Spiel kommen ließ, stand es zur Pause lediglich 1:1. Doch nach dem Seitenwechsel klappte es dann mit dem Toreschießen: Raphael Hahn, schon in Abschnitt eins erfolgreich, erzielte seine Saisontreffer Nummer 17 und 18. Und der zweimal erfolgreiche Willie Sauerborn besiegelte schließlich die fünfte Pleite der TSVgg in der laufenden Runde. ,,Ich bin richtig begeistert von meinen Jungs, die haben ein sehr gutes Spiel gemacht", sagte Mazzella di Bosco.

Ingo Ramljak minutenlang in Trance

Theoretisch hätte auch Ingo Ramljak, Trainer des SSV Zuffenhausen, begeistert sein müssen. Die Zuffenhäuser, die spielplanbedingt nur am Donnerstag ran mussten, machten gegen den TSV Mühlhausen in der Nachspielzeit durch Martin Mataija das entscheidende Tor zum 4:3. ,,Ich habe mich nach dem 3:3 ausgeklinkt. Alles danach habe ich wie in Trance erlebt", sagte Ramljak. Eine durch Mehmet Kuzu und Fabian Eichner herausgeschossene 2:0-Führung verspielte der SSV ebenso wie die 3:2-Führung nach dem Treffer von Noureddine El Otmani. Wobei Zuffenhausens Schlussmann Tim van Aken noch einige gute Gelegenheiten der Gäste vereitelte. ,,Das 3:3 in der 87. Minute war ein Nackenschlag", schilderte Ramljak. Zunächst doppelt bitter, weil Martin Mataija zwei Minuten zuvor eine Riesenchance ungenutzt ließ. Aber es sollte ja noch zu einem glücklichen Ende kommen: In der 92. Minute scheiterte Reijhan Murati noch am gegnerischen Keeper, aber Mataija setzte nach und verwandelte den Abpraller zum Siegtreffer.

"Feuerbach lebt noch"

Ebenfalls mit einem 4:3 hatte die Sportvg Feuerbach am Donnerstag über den FC Stuttgart-Cannstatt triumphiert. ,,Feuerbach lebt noch", hatte Co-Trainer Andreas Merz nach der Partie verkündet, in der die Sportvg nach Toren von Ralph Wieland, Luca Schauer und Erdinc Bozoglu schon zur Pause mit 3:0 geführt hatte. Zudem parierte Keeper Frank Schubert in der 40. Minute einen Foulelfmeter. Zwar machte der FC in Durchgang zwei den Rückstand wett, doch Wielands Tor zum 4:3 konnten die Platzherren nicht mehr aufholen. Der Freude über drei wichtige Punkte folgte am Montag allerdings Frust: Auf eigenem Platz unterlagen die Feuerbacher der TSVgg Plattenhardt und damit einem unmittelbaren Konkurrenten im Abstiegskampf mit 0:1. ,,Schwer zu erklären", sagte Merz über die Niederlage. ,,Das war Abstiegskampf pur, und Plattenhardt hat eben das Tor gemacht."

Mann des Spiels: Tamer Fara

,,Es ist einfach der Wurm drin", hatte Erol Sivka, Spieleiter des FC Stuttgart-Cannstatt, nach der Pleite gegen die Feuerbacher geseufzt. Aber der Club hatte seine spezielle Art der Frustbewältigung: Ein 7:0 gegen den Tabellenletzten SKV Palästina. Überragender Mann in diesem Spiel war Tamer Fara, der drei Treffer erzielte und das Eigentor von Mohammed Orhan erzwang. Die weiteren Tore besorgten Spiridon Katsiulas, Halit Özcelik und Ali Sivka per Elfmeter. Wobei sich der FC den Luxus leistete, einen weiteren Strafstoß zu verschießen: Fatih Dursun scheiterte an SKV-Schlussmann Achim Hadasch.

Untertürkheim kontert Weilimdorf aus

Apropos scheitern: ,,Wir strengen uns an, nicht an Münster vorbeiziehen zu wollen", übt sich Michael Bachmann, Spielleiter des TSV Weilimdorf, in Galgenhumor. Zwar glückte dem Tabellenzweiten durch einen Doppelschlag von Aykut Can ein 2:0-Sieg über die Spvgg Möhringen. Doch die Chance, auch den zweiten Ausrutscher des Spitzenreiters TSVgg Münster dazu zu nutzen, den Rückstand weiter zu verringern, ließen die Weilimdorfer bei der SG Untertürkheim verstreichen. ,,Wir haben das Spiel gemacht, die SGU hat mit Mann und Maus verteidigt", schilderte Bachmann das Geschehen. Doch während der TSV etwa ein halbes Dutzend bester Möglichkeiten nicht in Zählbares umzumünzen wusste, reichte den Untertürkheimern ein Konter, um in Führung zu gehen. Obwohl die Weilimdorfer ab der 69. Minute nach Gelb-Rot gegen Güney Cömert nur noch zu zehnt waren, gelang in der 80. Minute durch eine Einzelleistung von Carmine Pescione der Ausgleich. Doch die Freude währte nicht lang: Ein weiterer Konter brachte der SGU das 2:1 - und Pescione handelte sich nach Spielschluss durch eine unbedachte Bemerkung zum Unparteiischen noch die rote Karte ein.

Aufrufe: 08.4.2015, 16:00 Uhr
Nord-Rundschau / Mike MeyerAutor