2024-05-10T08:19:16.237Z

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Skandal in Winterbach

Der Abbruch in der 92. Minute und seine Folgen ...

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Die Fakten zum Abbruch der Begegnung zwischen den Sportfreunden Winterbach und der SG Scheuern sind schnell aufgelistet. Die Folgen kann man so oder so betrachten. Das geht auch mal nicht so "bierernst".

Die Fakten: In der 90. Minute erzielte Mujo Mehmedovic das 4:2 für seine SG Scheuern und die Partie in Winterbach war zuungunsten des Gastgebers entschieden. Bitter für die Sportfreunde, denn das Abstiegsgespenst geistert in den Köpfen der Spieler von Trainer Thorsten Kunz.

Da liegen dann schon einmal die Nerven blank. Schiedsrichter Nico Georg verteilte unter den enttäuschten Winterbachern einige bunte Kartons, so dass zwei von ihnen das Spielfeld verlassen mussten. So weit, so gut. Als Nico Georg, nach eigenen Angaben, dann aber von Zuschauern und Spielern angegangen wurde, wurde es auch ihm zu bunt und sein Pfiff in der 92. Minute bedeutete nicht das Ende der Begegnung, sondern Abbruch.

"Skandal!", könnte man nun laut schreien und nach Verantwortlichen suchen und Strafen kreuz und quer verteilen und die "BILD"-Redaktion ordern und einen Übertragungswagen von RTL-Plus.

Muss man aber nicht. Man kann das ja auch mal nicht so bierernst betrachten und folgende Rechnung aufmachen;

In vier Wochen spätestens ist ein Urteil gefällt, das mit hoher Wahrscheinlichkeit so aussehen wird, dass ein 0:0 zu Buche steht und drei Punkte für die SG Scheuern. Der betroffene Spieler der Sportfreunde Winterbach, der dem Schiedsrichter die bunten Kartons klaute und diese zu zerreißen versuchte, zahlt ein paar Mark für einen guten Zweck und schaut einmal seinen Kollegen von draußen zu.

In ein paar Jahren aber wird genau diese Story von dem vergeblichen Versuch des SF-Kickers, die bunten Kartons in Fetzen zu zerreißen, eine nette Anekdote hergeben, die am Stammtisch wieder und wieder belacht und erzählt werden wird. Der betreffende Spieler wird sich selbst am heftigsten auf die Schenkel klopfen, dass es ihm nicht gelungen ist, die Kartons klein zu kriegen. Die Kartons sind nämlich keine Kartons mehr ... nur, wie kann man das als Spieler denn auch ahnen?

Gehen wir ruhig noch ein paar Jährchen weiter. Wenn sich die heute noch so emotional engagierten und körperlich fitten Jungs im Jahre 2050 zum Rollatorenkreis im Vereinshaus in Winterbach treffen, werden sie die Story von den unkaputtbaren Karten ihren Enkeln weiter erzählen. Einen Aufgesetzten aus Schleen dazu und der Abend wird ein heiterer Abend werden.

So entstehen Fußballgeschichten, die sich halten. Im Kleinen und im Großen. Selbst wenn im Jahre 2050 der Verein Sportfreunde Winterbach von einem chinesischen Investor geführt werden sollte und die roten Karten in den Bezirksligen von Köln aus per Videobeweis geschickt werden.

Was soll der ganze Sermon nun? Kurz: Den Schiedsrichter angehen - sollte es denn so gewesen sein - ist natürlich nicht in Ordnung. Aber ein Skandal ist das nicht. Es ist Emotion pur. Eine kleine Entschuldigung unter den Sportlern und in Richtung Schiedsrichter und die Sache ist vom Tisch. Dann das Amüsante sehen und hochhalten.

Das Leben ist an sich schon bierernst genug. Unser aller geliebtes Hobby sollte es nicht sein.

Aufrufe: 017.4.2018, 11:49 Uhr
Dieter SteinmannAutor