2024-04-25T08:06:26.759Z

Ligabericht
Marienborns Spielführer Frank Berninger (li.), der hier den Ball an Nieder-Wiesens Kevin Kreis vorbeilegt, peilt mit der TuS die Herbstmeisterschaft in der Bezirksliga an.  Foto: hbz/Kristina Schäfer
Marienborns Spielführer Frank Berninger (li.), der hier den Ball an Nieder-Wiesens Kevin Kreis vorbeilegt, peilt mit der TuS die Herbstmeisterschaft in der Bezirksliga an. Foto: hbz/Kristina Schäfer

Auf dem Weg zurück in alte Gefilde

Bezirksliga-Tabellenführer TuS Marienborn hat Wandel zum Positiven hinter sich / Jugendkonzept als zentrale Erfolgsbasis

MARIENBORN. Beim Gedanken an frühere Zeiten dürfte der ein oder andere Marienborner Fußball-Fan heute schmunzeln. Und zurückdenken an damals, als die TuS noch ihren alten Hartplatz hatte. Zu glorreichen Landesliga-Zeiten war das. Im Jahr 2000 hatten die Marienborner den Aufstieg gepackt, mischten danach einige Spielzeiten munter mit und zählten neben dem SV Gonsenheim und Fontana Finthen zu den Aushängeschildern des Mainzer Amateurfußballs. Auf ihrem - je nach Wetterlage - äußerst staubigen oder tief morastigen Untergrund lehrte die TuS so manchen Klub aus Worms und der Pfalz das Fürchten.

Bis in Kreisliga abgerutscht

Als das Abenteuer Landesliga 2003 wieder beendet war, ging es allerdings steil bergab. Binnen weniger Jahre wurde der Mainzer Stadtteilklub nach unten durchgereicht. Dem Abstieg aus der Bezirksliga 2006 folgte bereits 2008 der nächste Tiefschlag: die Marienborner mussten den bitteren Gang in die Kreisliga antreten. Schnee von gestern. Längst ist die TuS wieder auf dem Weg nach oben. Derzeit führt sie die Tabelle in der Bezirksliga Rheinhessen an, kann am kommenden Wochenende die Herbstmeisterschaft perfekt machen. Nur etwas mehr als ein Jahr, nachdem die Rückkehr in die Bezirksliga gelang.

Die TuS-Elf strotzt nur so vor Selbstbewusstsein, hat einen Altersdurchschnitt von unter 22 Jahren. Zwei Kreispokalsiege und zwei Aufstiege hintereinander zieren bereits die Visitenkarte der jungen Mannschaft von Trainer Guido Ritz, die drauf und dran ist, dorthin zurück zu gelangen, wo die Aufstiegshelden von einst waren. In die Landesliga. Und diesmal sogar ganz ohne staubigen und verletzungsträchtigen Ascheplatz.

Rückblick: Obwohl im Sommer 2006 nach dem Bezirksliga-Abstieg endlich ein nagelneues Kunstrasengeläuf fertiggestellt worden war, konnten selbst erfahrene Trainer wie Matthias Kaurisch oder auch Ex-05er Heiko März den Marienborner Niedergang nicht aufhalten. Der Kader veränderte immer mehr sein Gesicht. Altgediente Landesliga-Kicker zogen sich nach und nach aus dem Team zurück, etliche Neuzugänge brachten nicht die erhoffte Leistung. Am Ende stand ein kompletter Neuanfang. Guido Ritz, einst selbst in der ersten Mannschaft aktiv, übernahm 2008 das Ruder. Mit einem Kader, der sich größtenteils aus seiner eigenen A-Jugend zusammensetzte.

Einer jener Spieler, die schon damals dabei waren, ist TuS-Kapitän Frank Berninger. Mit 24 Jahren gehört er heute zu den „Oldies“ im Kader. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der zurückliegenden sechs Jahre ist für ihn vor allem am Auftreten der Marienborner auszumachen. „Hier hat sich enorm viel verändert. Früher wurde nur Kick and Rush gespielt, heute spielen wir ganz anderen Fußball. Wir legen Wert auf technisches Kurzpassspiel, bei dem jeder seine individuellen Stärken einbringen kann“, skizziert Berninger.

Die fundierte Ausbildung in der Jugend ist eines der zentralen Erfolgsgeheimnisse. Genau wie der enge Zusammenhalt. Modernes fußballerisches Denken hat wieder Einzug gehalten in Marienborn. Trotz des aktuellen Höhenflugs bleibt das Team auf dem Teppich. Erst recht nach dem jüngsten Dämpfer im Spitzenspiel in Zornheim (1:3). Denn auswärts hapert es zuweilen noch. „Wir dürfen und werden uns nicht ausruhen, sondern weiter hart an uns arbeiten“, verspricht Berninger, der Marienborn-Urgestein Ritz entscheidenden Anteil am Erfolgskurs attestiert. „Er weiß genau, wie dieser eher kleine Verein tickt und hat einen neuen Geist entfacht“, lobt der TuS-Leitwolf seinen Coach.

Coach Ritz lobt seine Jungs

Der wiederum gibt das Kompliment an seine Jungs zurück. „Ich bin stolz auf sie, es sind tolle Charaktere im Team“, schwärmt der langjährige Jugendtrainer Ritz. Der gesamte Verein trägt sein Konzept bedingungslos mit, Vorstand und Anhänger stehen voll hinter der Elf von der Kirschhecke. „Die Marienborner kommen wieder gerne und zahlreich zu uns auf den Sportplatz. Das ist für uns eine tolle Bestätigung, dass unser Weg richtig ist“, freut sich der Übungsleiter.

Ein Weg, der für ihn noch nicht zu Ende ist. „Wir werden alles daran setzen, um den Platz an der Sonne bis zum Ende zu halten. Und das zu erreichen, was dieser Verein vor vielen Jahren schon einmal erreicht hat“, verspricht Ritz. Selbst wenn es am Ende nicht zur Landesliga-Rückkehr reichen sollte - eines steht bereits jetzt fest: Aus der zwischenzeitlich zur grauen Maus verkommenen TuS ist wieder ein Mainzer Vorzeigeverein geworden. Der sich bei seinen Anhängern jede Menge Kredit erspielt hat.

Eigengewächse im KADER

Zahlreiche TuS-Kicker wie etwa Timm Filtzinger, Dennis oder Marco Ritz schnüren schon seit langer Zeit die Fußballschuhe für Marienborn. Der Kader ist in den vergangenen Jahren nur punktuell mit externen Neuzugängen verändert worden. Trotz Angeboten von höherklassigen Vereinen haben sich viele Eigengewächse bewusst entschieden, im familiären Marienborn zu bleiben. Chefcoach Ritz und die Jugendtrainer arbeiten eng zusammen.

Aufrufe: 06.11.2014, 13:00 Uhr
Andreas RiechertAutor