2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Umgehört: Vereine strikt gegen Ticker-Zwang

Viele Ehrenämtler fühlen sich vom Verband überrumpelt und bevormundet

„Verband UND Vereine - Pro Amateurfußball". Mit diesem Slogan wirbt derzeit der Bayerische Fußball-Verband (BFV). Für eine Zusammenarbeit, die es aus Sicht vieler mittelfränkischer Vereinsvertreter derzeit kaum gibt. Vor allem der LIVE-Ticker, den München künftig bis hinab zur Bezirksliga zur Pflicht machen und eine Nichtteilnahme bestrafen möchte, stößt auf Gegenwind. "Über die Köpfe hinweg", "Erpressung" oder "Vertrauensbruch" sind nur einige Zitate, die Ehrenämtlern dazu einfielen. Die verpflichtende Einführung des Tickers wurde nun auf dem Verbandstag in Bad Gögging beschlossen, bereits im Vorfeld haben wir uns bei einigen Vereinen umgehört.

"Auf der Wintertagung wurde der LIVE-Ticker noch als freiwillige Option angepriesen, jetzt soll er plötzlich Pflicht werden und bei Nichteinhaltung eine Strafe fällig sein. Mein Vertrauen zum Verband hat gelitten", sagt Klaus Meßenzehl, Team-Koordinator und Medienbeuftragter des Bezirksligisten SG 1883 Nürnberg/Fürth. Und damit eines Vereines, der sich in der abgelaufenen Saison sogar einige Male freiwillig am neuesten BFV-Meldesystem beteiligte. Gewährleisten, dass sich an der Stadtgrenze zu jedem Heimspiel jemand finde, der die Torschützen und Karten eingebe, könne selbst der mittelgroße Fusionsverein jedoch nicht. "Immer weniger Ehrenamtliche sollen immer mehr Aufgaben meistern", sagt Meßenzehl und fragt: "Was ist, wenn der etatmäßige Tickerer krank oder im Urlaub ist? Ich bin schon Stadionsprecher und schreibe den Spielbericht. Das kann ich nicht auch noch machen", sagt der Journalist, der technischen Hilfen eigentlich nicht ablehnend gegenüber steht. "Dass der ESB den handschriftlichen Spielbericht ersetzt hat, ist eine klasse Sache. Aber der Ticker ist für uns eine zusätzliche Arbeit."

"Freiheit muss ich mir erkaufen"

Dieter Rebel, der in der abgelaufenen Saison 23 Spiele seines Vereins Dergahspor Nürnberg für fupa.net live tickerte, geht es nicht um die Frage der Zeit, sondern die freie Wahl des Anbieters. "Das Subsidiaritätsprinzip wird mit Füßen getreten. Ich fand den FuPa-Ticker einfach bedienerfreundlicher. Diese Entscheidungsfreiheit muss ich mir künftig aber erkaufen", kritisiert der Sportvorstand des Landesligisten die angekündigte 30 Euro-Strafe bei mehrmaligem Nicht-Tickern. "Das ist Erpressung. Wir sind keine Verbandsmitarbeiter, sondern Ehrenämtler, die ihrem Hobby nachgehen", sagt Rebel und fügt ironisch hinzu: "Was ist, wenn ich mich verschreibe? Wollen sie mir dann einen Rechtschreibkurs geben?"

Ironie, die Markus Wackersreuther nicht anwendet. Der 44-Jährige, der im Vorstand des SC 04 Schwabach für den Fußballbereich zuständig ist, analysiert eher: "Nicht alles, was der BFV macht, ist schlecht. Die Art und Weise, wie uns die Neuerungen aufgebürdet werden, ist aber eine enizige Einbahnstraße. Man muss schließlich auch in einem größeren Verein wie unserem erst einmal Freiwillige finden. Das erinnert an Gutsherrenart."

Fritz Merkel, langjähriger Vorsitzender, Abteilungsleiter und Jugendleiter des Neumarkt/Jura-Kreisligisten SV Rasch ist zwar mit seinem Verein auch nach der vom BFV angestrebten Regelung noch nicht in der Pflicht, tickern zu müssen, findet aber die ganze Diskussion "lächerlich". "Würde das Tickern auch in der Kreisliga Pflicht, würden wir wohl oft bestraft werden. Das ist eine Personalfrage", sagt Merkel. "Der Verband macht, was er will und wälzt alles nach unten ab."

Aufrufe: 021.7.2014, 13:30 Uhr
Andreas SchmittAutor