2024-03-28T15:56:44.387Z

Interview

"Als Kapitän muss ich auf dem Platz mehr Präsenz zeigen"

Louis Arnst ist begeistert von der Qualität der Mannschaft, sieht diese auf einem guten Weg und findet, dass im Fußballgeschäft des öfteren die Falschen das Sagen haben.

Ein Bericht von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Louis Arnst; Fotos: Mehmet Dedeoglu, Tino Zippel, Alexander Rabe

Am letzten Wochenende gab es einen deutlichen 4:0 Sieg gegen den BFC Preussen, war der Sieg auch in der Höhe verdient?

Definitiv. Wir haben wenig zugelassen und in den entscheidenden Momenten die Tore erzielt. Wichtig war und ist, dass wir als Mannschaft defensiv über 90 Minuten sauber arbeiten. Dabei spielt die Kommunikation und Einstellung auf dem Feld eine entscheidende Rolle. Das hat beides gegen Preussen gestimmt. Darauf können wir aufbauen. Offensiv haben wir diese Saison die Qualität jederzeit ein Tor erzielen zu können.

Du konntest dich in die Torschützenliste eintragen, ein eher seltenes Glücksgefühl als Abwehrspieler. Hat das eine gute Leistung abgerundet oder gibt es noch Verbesserungspotential?

Es gibt sogar jede Menge Verbesserungspotential. Ich muss vor allen Dingen lernen als Kapitän die jungen Spieler besser zu führen und noch mehr Präsenz zu zeigen auf dem Platz. Das Adjektiv „selten“, was du in Bezug auf meinen Torerfolg ansprichst, hast du sehr gut erkannt und einen weiteren Aspekt aufgedeckt, der verbessert werden muss. Ich muss viel mehr Tore schießen; gieriger sein – vor allen Dingen bei Standards. Auch als Mannschaft müssen wir insgesamt noch gieriger werden, das ist ein wichtiger Punkt, wenn wir erfolgreich Spiele bestreiten wollen. Denn: Wer rastet, der rostet.

Am Ende reichte es sogar für die FuPa-Elf der Woche. Ein schönes Zubrot oder interessieren dich solche Abstimmungen eher nicht?

Natürlich ist es immer schön, wenn man in irgendeiner Form für eine Leistung Anerkennung von außen bekommt. Im Prinzip ist es nichts Anderes als ein Lob. Das verschafft einem Selbstvertrauen, ähnlich wie ein Torerfolg. Dennoch hänge ich – bei allem Respekt vor der FuPa-Elf der Woche – diese Abstimmungen nicht allzu hoch. Im Endeffekt steht man dort nur stellvertretend für eine geschlossene Mannschaftsleistung – es hätte genauso gut jeder andere von uns in die Elf verdient gehabt am Wochenende.

Lediglich zum Auftakt habt ihr knapp bei Blau-Weiß 90 verloren. War die Niederlage verdient?

Zu diesem Spiel kann ich eher weniger sagen, da ich nicht in Berlin war und leider nicht mitspielen konnte. Nach dem was mir berichtet wurde, war die Niederlage am Ende wohl verdient. Wir hätten aber auch ein paar hundertprozentige Torchancen vergeben, sodass ein Unentschieden durchaus drin gewesen wäre. Aber du merkst schon, das ist viel „hätte, wenn und Aber“. Ich stütze mich allerdings ungern auf Aussagen anderer und kann deswegen auch nichts Weiteres zu dem Spiel sagen. Es ist wie es ist und ich freue mich auf das Rückspiel.

Seitdem seid Ihr ungeschlagen. Liegt es an den einfacheren Aufgaben oder seid ihr in der Zwischenzeit als Mannschaft weiter zusammengewachsen?

Letzteres. Einfache Aufgaben gibt es auch in der Berlinliga nicht. Am Anfang der Saison muss eine Mannschaft sich immer erst finden, gerade wenn man viele Neuzugänge zu verzeichnen hat. Da sind wir nicht die Einzigen. Auch Blau-Weiß hat sehr viele neue Spieler, sie haben das im ersten Spiel halt das eine Tor besser hinbekommen, das muss man anerkennen. Dazu kommt, dass wir keine Profis sind und viele von uns gerne mal in den Urlaub fahren oder arbeiten müssen und somit Trainingseinheiten und Spiele verpassen. Da ist es schwer Kontinuität reinzubekommen. Wir haben allerdings einen Trainer, der es sehr gut hinbekommt, dass wir eine Mannschaft auf dem Platz sind, egal wer spielt.

Du hast es schon mehrfach erwähnt, Ihr habt eine unglaubliche Qualität, vor allem in der Offensive, habt euch im Sommer punktuell gut verstärkt. Welchen Hintergrund haben die Investitionen?

Da musst du den Präsidenten fragen. Der Hintergrund ist mir eigentlich ziemlich egal. Wichtig ist, was man auf dem Platz zeigt und nicht neben dem Platz. Fakt ist, dass unsere Neuzugänge allesamt hervorragende Fußballspieler sind. Das haben sie in den bisherigen Spielen gezeigt. Das ist das was zählt.

Wohin wird die Reise mit dieser Mannschaft gehen, habt ihr die Chance ein Wörtchen um die Berliner Meisterschaft mitzureden?

Nein, da ist Blau-Weiß klarer Favorit. Wir wollen besser abschneiden als letzte Saison, sprich besser als Platz neun. Im Pokal wollen wir so lange wie möglich drin bleiben, da gibt es auch manchmal schöne Spiele. Ansonsten muss es das Ziel sein, sich sowohl individuell als auch als Mannschaft zu verbessern und eine gewisse Konstanz reinzubringen.

Du spielst schon seit einiger Zeit beim BSC. Hast es aber auch ein zwischendurch ein Jahr bei Hertha probiert. Wie war das Abendteuer für dich?

Das Jahr bei Hertha in der U23 war das Jahr, in dem ich – neben meiner Jugendzeit - am meisten über Fußball insgesamt gelernt habe, positiv sowie negativ. Da ich in der Jugend lange bei Hertha gespielt habe, kannte ich das Umfeld schon. Die Bedingungen dort sind unglaublich gut. Das muss man zu schätzen wissen. Ich hatte mit Ante Covic und Karsten Leyke zwei herausragende Trainer, die einem unglaublich viel mit auf den Weg geben, sowohl fußballerisch als auch menschlich. Wir hatten in dem Jahr auch ein überragendes Team, ein Großteil spielt jetzt zu Recht im Profifußball. Da lernst du jeden Tag. Das Problem bei Hertha ist, dass zu oft die falschen Leute das Sagen haben. Wenn ich mir angucke, wer alleine aus unserem Kader nicht zu den Profis hochgezogen wurde, frage ich mich, wozu Hertha eine der besten Nachwuchsabteilungen Deutschlands hat. Mein Paradebeispiel: Steve Breitkreuz, mein Jahrgang, meine Position. Ist jetzt Stammspieler bei Braunschweig, ein überragender Fußballer, dazu menschlich astrein und er kommt aus Berlin. Da werden Spieler für Millionenbeträge auf seiner Position verpflichtet, die sind nicht mal ansatzweise so gut. Alles in allem ein war es ein super Jahr, auf das ich gerne zurückblicke.

Danke für das Interview und viel Erfolg!

Aufrufe: 014.9.2017, 10:45 Uhr
Marcel PetersAutor