Inzwischen hat der Drittligist ein anderes Geschäftsmodell entwickelt. Seit der findige Sportdirektor Michael Zeyer nach Nischen auf dem Spielermarkt fahndet, hat er auch den VfB entdeckt, speziell die zweite Mannschaft. So holt er Spieler, die dort den Sprung in die Bundesliga nicht schaffen, untern Fernsehturm, weil die in der Regel fußballerisch sehr gut ausgebildet sind.
"Das passt"
Bestes Beispiel: Besar Halimi, der inzwischen nach Mainz ging (beziehungsweise zum FSV Frankfurt weiterverliehen wurde) und noch gut 300 000 Euro in die Kasse brachte. In diesem Sommer folgte – neben dem noch verletzten Gratas Sirgedas – auch Erich Berko. Auf den Spuren Halimis? „Natürlich redet man mit solchen Spielern“, sagt Berko, „und Besar hat mir auch zu den Kickers geraten.“ Zumal der Ex-VfBler sich schon in der Vorsaison einige Partien der Kickers im Gazi-Stadion angeschaut hatte und von der offensiven Ausrichtung angetan war. Nach einem Gespräch mit Zeyer stand für ihn fest: „Das passt.“
Kann man so sagen. Es läuft bei den Kickers bis jetzt zwar nicht überragend, dafür für Erich Berko umso besser. „Er ist auf jeden Fall mal Stammspieler“, sagt sein Trainer Horst Steffen als Zeichen der Anerkennung. Und er hat von allen Neuen am besten eingeschlagen, nicht nur wegen seiner fünf Tore, die nach zwölf Spieltagen bereits auf dem Konto stehen. Und damit 150 Prozent mehr als vergangene Saison insgesamt. Doch da hatte der Spieler lange mit den Folgen seines (zweiten) Kreuzbandrisses zu kämpfen und kam deshalb nur auf sieben Einsätze. Einer davon im Derby, als er beim 1:2 früh für den Führungstreffer gesorgt hatte. Spätestens da dachte sich Steffen: „Den sollten wir nehmen.“
Persönliche Daten
Spielerstationen
Gesamt-Statistik 55 9 1 -/- 8 0 0 19 22 3185 2 15/16 SV Stuttgarter Kickers 3. Liga 12 5 0 -/- 3 0 0 1 8 867 1 14/15 VfB Stuttgart II 3. Liga 7 2 1 -/- 0 0 0 3 3 441 1 13/14 VfB Stuttgart Bundesliga - 0 0 -/- 0 0 0 - - - 0 13/14 VfB Stuttgart II 3. Liga 26 2 0 -/- 2 0 0 12 11 1255 0 12/13 VfB Stuttgart II 3. Liga 8 0 0 -/- 3 0 0 2 - 518 0 11/12 VfB Stuttgart II 3. Liga 2 0 0 -/- 0 0 0 1 - 104 0Berko lobt Steffen: "hervorragender Pädagoge"
Nicht nur Steffen ist von Berko überzeugt – das gilt auch umgekehrt. „Der Trainer ist ein hervorragender Pädagoge“, sagt der Spieler „er erklärt die Fehler bis ins Detail, so dass es jeder versteht.“ Wobei selbst Berko noch Luft nach oben hat: „Er kann sich überall verbessern“, sagt Steffen. Nicht nur defensiv. „Auch was die Laufwege angeht.“ Berko weiß das: „Für mich ist die Spielweise immer noch eine gewisse Umstellung zu dem, was ich von früher kannte.“
Am Sonntag (15.30 Uhr) kommt es zum Widersehen – im Derby gegen den VfB II. Berko freut sich darauf: „Es ist spannend zu sehen, wie die alten Kollegen spielen“, sagt er. Bislang nicht gut, der VfB II rangiert auf einem Abstiegsplatz. Schwächephasen gab es auch schon in der Vergangenheit. „Ich bin überzeugt, dass sie den Klassenerhalt schaffen, der Trainer Jürgen Kramny hat das bisher immer hinbekommen.“
Berko absolvierte letztes Jahr die Fachhochschulreife
Von der U 13 an spielte Berko auf dem Wasen, seine ersten Fußballschuhe schnürte er aber einst in Degerloch, nachdem der Sohn ghanaischer Eltern in Ostfildern aufgewachsen ist. Zwischendurch durchlief er auch einige Jugendnationalmannschaften. Doch das ist kein Thema mehr. „Nach zwei so schweren Verletzungen will ich in erster Linie spielen“, sagt Berko. Konstant und über einen längeren Zeitraum. Er kann sich inzwischen ganz auf den Fußball konzentrieren, nachdem er letztes Jahr die Fachhochschulreife gemacht hat. „Das ist schon ein Vorteil, früher musste man beides unter einen Hut bringen.“ Sein Vertrag läuft noch bis 2017, danach sieht man weiter. „Er wird noch besser“, sagt sein Berater Arthur Beck, der auch Halimi nach Degerloch brachte. Berko erinnert sich dabei an die Worte seines Ex-Trainers Marc Kienle: „Wichtig ist nicht, wo du mit 18 stehst, sondern mit 23 oder 24.“
Er ist erst 21. Und lernfähig. Zu Saisonbeginn hat er in einem „Bild“-Gespräch den VfB II als „pubertierende Jungs“ bezeichnet. Das kam nicht gut an. „Der Artikel hängt bei denen noch in der Kabine“, berichtet Erich Berko. Hoffentlich kommt er am Sonntag nicht als Bumerang zurück.