2024-05-08T14:46:11.570Z

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Tobias Dreyer: Manuel Neuer ist ein Vorbild für ihn
Tobias Dreyer: Manuel Neuer ist ein Vorbild für ihn

Bei D/A wächst ein Talent heran

Tobias Dreyer hat sich in den Fokus der Regionalliga-Mannschaft gespielt

ASSEL. Bei der SV Drochtersen/Assel wächst ein neues Torwart-Talent heran. Tobias Dreyer aus Assel ist 16 Jahre alt, jetzt schon ein begnadeter Schlussmann und einer, auf den der Trainer des Fußball-Regionalligisten, Enrico Maaßen, große Stücke hält.
Der Mittwoch ist ein ruhiger Tag. Mittwochs steht nur eine Trainingseinheit an. Tobias Dreyer trainiert mehrfach in der Woche mit der zweiten D/A-Mannschaft, die in der Landesliga spielt. Zweimal kickt er mit seinem eigentlichen Team, der A-Jugend. Dreimal pro Woche arbeitet der 1,88 Meter große Fußballer zusätzlich an seiner Physis. Wenn Enrico Maaßen ruft, übt der 16-Jährige mit den Regionalligaspielern. Eine Kindermannschaft hat Dreyer auch noch unter seine Fittiche genommen. Doppelschichten im Kehdinger Stadion sind keine Seltenheit.

"Taxi Mama" pendelt fast permanent zwischen Schule, Wohnzimmer und Sportplatz. Mutter Daniela Dreyer ist immer unterwegs. Nur im Herbst nahm der Schulstress wegen der Klausuren Überhand. Da reduzierte Tobias Dreyer das Training und konzentrierte sich auf seinen Notendurchschnitt.

"Ich war ziemlich beeindruckt von seinen Leistungen", sagt Enrico Maaßen. Dreyer habe eine tolle Ausstrahlung. Maaßen sieht das junge Talent perspektivisch als dritten Torwart in der Regionalligamannschaft und als Schlussmann in der zweiten. Das Problem ist Dreyers Alter. Erst mit 18 dürfte er bei den Erwachsenen spielen. Die Gleichaltrigen kicken derzeit nur auf Kreisebene. Das wäre für Dreyer keine Herausforderung. Und die U19 ist aus dem Jugendalter bald raus. Mehrere Clubs, die Teams in seinem Alter haben, sind an Dreyer dran. Jeden Sommer kommen die Anfragen. "Aber ich bin eng mit D/A verwachsen", sagt Dreyer, der auf eine Sonderregelung hofft.

Die Herrenmannschaften nahmen Dreyer im Training herzlich auf. Zwei Tage nach seinem 16. Geburtstag stand er bei einer Einheit plötzlich neben den Regionalligatorhüterin Patrick Siefkes und Jannis Trapp. "Das ist für mich eine Ehre", sagt Dreyer. Er saugt alles auf. Vor der Saison ging er bei Torwarttrainer Sven Meyer in die Lehre. Christoffer Schellin hat ihm viel beigebracht. Dreyer schaut sich von den Kollegen Hendrik Lemke und Jannis Trapp viel ab. "Ich musste mich an das Tempo gewöhnen, mit mehr Zug zum Ball gehen und mehr Präsenz zeigen", sagt er.

Angst vor dem Ball hatte Tobias Dreyer nie. Das liegt in der Familie. Sein Vater Torsten war zu seiner aktiven Zeit ebenfalls Torwart bei D/A und schoss ihm im Garten die Bälle früh um die Ohren. Bekam er mal einen Ball ins Gesicht, hat er sich nur kurz geschüttelt und nahm Aufstellung für die nächste Parade. "Da wurde mir angst und bange", sagt Daniela Dreyer. Selbst beim Kicken hinterm Haus spielt Tobias Dreyer ehrgeizig. Über Gegentore kann er sich maßlos aufregen.

Ganz entspannt sitzt Tobias Dreyer in seinem Zimmer. Sein kleines Reich ist aufgeräumt. An der Wand hängen alte Mannschaftsfotos und die Medaillen der Kreismeisterschaften. Er ist ein ruhiger Typ. Privat jedenfalls. "Auf dem Feld bin ich ein anderer Mensch", sagt er. Immer laut, aber dabei immer positiv und motivierend seinen Mitspielern gegenüber. Dreyer dirigiert seine Vorderleute. Und er legt sich gern mit den Schiedsrichtern an. Bei vermeintlichen Fehlentscheidungen kann er impulsiv reagieren. Drei der insgesamt zehn Gelben Karten, die seine Jugend-Mannschaft in dieser Landesliga-Saison in neun Spielen kassierte, gehen auf sein Konto. Zweimal konnte Dreyer seinen Mund nicht halten. Wenn er erstmal verwarnt wurde, beauftragt Dreyer leise seinen Abwehrchef, den Schiedsrichter verbal weiter zu bearbeiten.

Mit 16 ist Tobias Dreyer überall der Jüngste. In der A-Jugend sind viele schon 18, beim Herrentraining ist der Unterschied naturgemäß noch größer. Deshalb darf er ab und zu die Tore tragen oder muss nach dem Training die Bälle zählen. Von Letzterem hat ihn die zweite Mannschaft aber entbunden, weil er sich einmal verzählte. Die besten Torhüter der Welt haben schon früh ihr Talent durchblicken lassen. Als eingefleischter Schalke-Fan orientiert sich Dreyer gern an Manuel Neuer, der bei den Knappen zum Weltklasse-Torwart reifte und später zu den Bayern wechselte. Dreyer ist aber Realist genug, um zu wissen, dass solche Karrieren einmalig sind. Aber sich kurzfristig in der zweiten D/A-Mannschaft etablieren und langfristig eine Nummer in der Regionalliga werden, sind dennoch seine Ziele.
Aufrufe: 016.12.2016, 09:30 Uhr
Tageblatt / Daniel BerlinAutor