2024-04-25T14:35:39.956Z

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Trainer Gerhard Keilwerth (re.) ist Mamziz Koroma genauso ans Herz gewachsen wie dem gesamten BCF Wolfratshausen.
Trainer Gerhard Keilwerth (re.) ist Mamziz Koroma genauso ans Herz gewachsen wie dem gesamten BCF Wolfratshausen. – Foto: Privat

BCF Wolfratshausen kämpft gegen die Abschiebung von Mamziz Koroma

„Man weiß nie, wann er abgeholt wird“

Der BCF Wolfratshausen kämpft für Mamziz Koroma. Dem 28-Jährigen droht die Abschiebung in seine Heimat Sierra Leone. Der Verein will alles für ihn tun.
  • Mamziz Koroma vom BCF Wolfratshausen musste aus seiner Heimat Sierra Leone fliehen.
  • Der Bürgerkrieg und die Ermordung seiner Eltern durch die Militärmiliz trieben ihn in die Flucht. In Wolfratshausen hat er sich herausragend integriert.
  • Der 28-Jährige darf aktuell nicht richtig arbeiten. Im November fällt vor Gericht eine Entscheidung über seine Zukunft.

Wolfratshausen - Ein ganzer Verein kämpft für einen seiner Spieler. Der BCF Wolfratshausen lebt beim tragischen Fall des Mamziz Koroma (28) vorbildlich Integration vor. Koroma musste vor langer Zeit sein Heimatland Sierra Leone verlassen, wo die dortige Militärmiliz seine Eltern ermordete und der Bürgerkrieg in vollem Gang ist. Seit 2019 spielt der 28-Jährige für den BCF Wolfratshausen II , der jetzt alles versucht, um die Abschiebung von Koroma zu verhindern.

Mamziz Koroma: Er darf nicht arbeiten - Elektro Friedl würde ihm einen Lehrvertrag anbieten

Koroma lebt aktuell in der Asylunterkunft in Wadram. Eine eigene Wohnung kann er sich nicht leisten, da er nicht richtig arbeiten darf beziehungsweise keine Ausbildung und kein Studium beginnen darf. Bei "Elektro Friedl" in Wolfratshausen könnte Koroma auf der Stelle einen Lehrvertrag unterzeichnen, da er in Sierra Leone in dem Bereich bereits Erfahrungen gesammelt hat, wie BCF II-Co-Trainer Stefano Monachetti gegenüber FuPa Oberbayern/Fussball-Vorort erklärte. Auch die Besitzerin des Betriebs kämpft leidenschaftlich um ihn, er ist fleißig und könnte auf der Stelle einen Lehrvertrag unterzeichnen. Koroma wurden bisher von Politik und Justiz auch keine nachvollziehbaren Gründe vorgelegt, warum er nicht arbeiten darf.

BCF Wolfratshausen: Gerichtstermin im November - Rückkehr nach Sierra Leone wäre „lebensgefährlich“

Der BCF hat deshalb Anwälte eingeschaltet, wie Abteilungsleiter Helmut Forster auf Nachfrage von FuPa Oberbayern/Fussball-Vorort bestätigte. Im November wird es einen Gerichtstermin geben, bei dem wohl eine endgültige Entscheidung über die Zukunft von Mamziz Koroma fallen wird. Forster erklärte zudem, dass eine Rückkehr Koromas in sein Heimatland „lebensgefährlich“ wäre. Stefano Monachetti findet noch drastischere Töne: „Man weiß ja nie, wann er abgeholt wird.“ Monachetti ist nah am 28-Jährigen dran, der angesichts der tragischen Geschehnisse nach außen hin einen ruhigen und gefassten Eindruck macht.

Im Testspiel der Zweiten am Wochenende traf Koroma satte viermal, laut Monachetti konnte er sich darüber aber nicht richtig freuen. Die Situation belastet den 28-Jährigen logischerweise extrem.

Mamziz Koroma: BCF Wolfratshausen ist seine Familie

Der BCF will jetzt nicht länger zusehen und selbst aktiv werden. Cheftrainer Gerhard Keilwerth unterstreicht vehement, dass es ihm um den Menschen Mamziz Koroma und nicht um den begabten Kicker geht. Der BCF Wolfratshausen sei Koromas Familie. Der Verein und seine rund 1.400 Mitglieder wollen nun zum einen in der eigenen Vereinszeitung in großem Stil von dem Fall berichten. Zum anderen habe man von der Lokalpolitik bereits Unterstützung zugesagt bekommen.

SE Freising: Torjäger James Joseph musste zurück nach Nigeria

Einen ähnlichen Fall gab es 2018 in Freising. Stürmer James Joseph war ebenfalls Asylbewerber, in seiner Heimat Nigeria wurde er als Christ verfolgt. 2016/17 spielte er für den TSV Nandlstadt in der Kreisliga. Um dem Zugriff der Behörden zu entgehen, suchte er im Pfarrhaus Attenkirchen Zuflucht: „Kirchenasyl“. Er wechselte später zum SE Freising in die Landesliga und traf dort, wie er wollte. Auch Joseph war damals bei allen beliebt, der SEF kämpfte bis zur letzten Sekunde leidenschaftlich um ihn. Nur ein Profiverein, der die ganze Bürokratie gestemmt bekommen hätte, hätte ihn damals vor der Abschiebung retten können. Dazu kam es aber nicht. Er musste zurück nach Nigeria.

BFC Wolfratshausen will die Leute aufmerksam machen

Der BCF Wolfratshausen will alles dafür tun, dass Mamziz Koroma dieses Schicksal erspart bleibt und er einer von ihnen bleibt. Mamziz habe sich schließlich vorbildlich in der Gemeinde integriert. Der Verein möchte mit seinem Facebook-Post und der Zusammenarbeit mit Lokalpolitik und Presse auf den Fall aufmerksam machen. Fälle wie diesen gäbe es in Deutschland noch zu viele. (Jonas Grundmann)

Aufrufe: 014.8.2020, 15:39 Uhr
Jonas GrundmannAutor