2024-04-25T14:35:39.956Z

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Antreiber auf und neben dem Platz: Ricky Goller hat die Bavarian Beach Bazis gegründet. Mit seiner Mannschaft spielt er gegen Teams aus Berlin oder Hamburg. Foto: Matthias Meyer
Antreiber auf und neben dem Platz: Ricky Goller hat die Bavarian Beach Bazis gegründet. Mit seiner Mannschaft spielt er gegen Teams aus Berlin oder Hamburg. Foto: Matthias Meyer

Ricky Goller und die Beach Bazis: Ein Traum, auf Sand gebaut

Wenn der Verein die erste große Liebe ist

Im Amateurfußball gibt es Spieler, die wechseln den Verein so oft wie ihre Socken. Und es gibt Typen wie Ricky Goller. Für ihn ist die Mannschaft ihr Lebensmittelpunkt. Dort zu spielen, wo er das Kicken gelernt hat, bedeutet ihm alles.

Aus dem Megafon dröhnt eine Stimme. Der Einpeitscher steht mit dem Rücken zum Spielfeld, geht in die Knie, fuchtelt mit der freien Hand. Jeden Vornamen der Spieler zieht er in die Länge. Dann kommt der Name, auf den die Zuschauer im Munich Beach Ressort gewartet haben: „Mit der Nummer 20, Rickyyyyyyyy....“. Die Antwort der Fans hören selbst Badegäste am Regattasee. „Goller“!“

Es ist der Tag, auf den Frederic Goller seit Monaten hingefiebert hat: das Finale der German Beach Soccer League. Bereits um acht Uhr war der 25, der von allen nur Ricky genannt wird, hier. Goller hat mit angepackt. Zusammen mit 60 Helfern. Jetzt steht eine Tribüne, eine Hüpfburg, ein Grillplatz, eine Torschussmaschine. An der Bar herrscht Stimmung, wie in einem Karibik-Club. Frauen liegen in Liegestühlen. Ein Tag am Strand - mitten in München. Auf dem Platz tropft Schweiß in den heißen Sand. Die besten Beach-Soccer-Spieler Deutschlands spielen den Meister aus. Unter ihnen ist auch der Pasinger Goller, Gründer der Bavarian Beach Bazis.

Mit dem Rücken steht er zum Tor, zieht den Ball auf seinen Fuß, befördert ihn in die Luft und hebt ab. Fallrückzieher. Knapp vorbei. Es ist der Moment, wenn er in die Luft geht, mit dem Goller die Begeisterung für die Nischensportart Beachsoccer am besten beschreiben kann: „Das ist die komplette Vollendung des Fußballs.“

Erste Beachsoccer-Erfahrungen in Jesolo

Goller spielt bei der DJK Pasing Fußball. Schon immer. Einen anderen Verein hat es für ihn nie gegeben. Doch schon als Kind merkte er, dass Stollen, die sich ins Gras bohren, nicht alles sind. „Im Urlaub habe ich in Jesolo am Strand gekickt“, erzählt Goller. Das Gefühl, dem Ball im Sand hinterher zu sprinten, hat ihn nicht mehr losgelassen. Im Studium folgt Goller diesem Traum. Er spielt in Düsseldorf Beachsoccer. Eine Sportart, die in Deutschland nicht mal am Rande wahrgenommen wird. Und doch so viel Adrenalin und Begeisterung hervorruft. Goller ist gut. Sehr gut. Bald trägt er das Trikot der Nationalmannschaft.

Dennoch bleibt ein Gefühl: Das kann noch nicht alles sein. Zurück in München lässt ihn die Idee nicht mehr los. Er gründet eine eigene Beachsoccer-Mannschaft. Doch dafür nicht mehr im Trikot seines Heimtvereins aufzulaufen, kommt für Goller nicht in Frage. „Ich bin Pasinger durch und durch. Diesen Verein werde ich in meinem Leben nie mehr verlassen“, sagt er.

Bei der DJK Pasing gründet Goller die Bavarian Beach Bazis. Er klopft bei Freunden und Mannschaftskollegen an. Und stößt sofort auf Begeisterung. Goller baut ein Team auf, dass sich andere zusammen träumen. „Bei den Bazis spiele ich mit meinen besten Freunden. Das ist ein unglaubliches Gefühl“, sagt Goller. Simon Kuhn kannte er schon als Kleinkind. Selbst sein Schwager steht mit ihm im Sand. Gemeinsam mit 20 Freunden fährt Goller in den Sommermonaten Juni und Juli durch Deutschland, tritt gegen Teams aus Rostock oder Berlin an. Das Geld, das andere in einen Sommerurlaub investieren, geben die Spieler der Beach Bazis für Auswärtsfahrten und Übernachtungen aus. Eine Begeisterung, die jeder spürt, der Ricky Goller beim Finaltag der Beach Soccer League erlebt. Eine Begeisterung, die ansteckend ist.

Sechs Mal Fußball pro Woche

Unter den Helfern sind etliche Freunde, die das Event mit aus dem Boden gestampft haben. Gollers Freundin organisiert den Essensverkauf. Zwei Spieler kommentieren alle Spiele live. Zu ersten Mal in ihrem Leben. Ein Fan erklärt, wie Goller all die ehrenamtlichen Helfer gewinnen konnte: „Wenn der Ricky dich fragt, ob du bei etwas dabei bist, kannst du nur ja sagen. Mit ihm an einem Strang zu ziehen, ist ein geiles Gefühl.“

Für Goller ist es genau dieser Zusammenhalt, dieser Teamgedanke, der ihn antreibt: „Ich spiele in meiner Freizeit lieber mit meinen Freunden Fußball, statt am See zu liegen.“ Für einen Großteil der Beach Bazis heißt das konkret: Sechs Mal Fußball pro Woche. Denn viele sind in einer weiteren Mannschaft aktiv. Auch Goller. Mit Pasing will er nach dem Abstieg die Rückkehr in die Bezirksliga packen. „Mir war von Anfang an klar, dass es bei mir nie Beach Soccer oder Fußball geben kann. Ich muss beides machen. Ich bin seit 20 Jahren Vollblutpasinger. Dieser Verein wird immer meine Leidenschaft bleiben.“

Es gibt eine Redensart: Wer auf Sand baut, macht etwas, das zum Scheitern verurteilt ist. Goller hat seinen Traum auf Sand gebaut. Und der hält wie Beton.

Aufrufe: 026.7.2017, 12:12 Uhr
Fussball Vorort - Christoph SeidlAutor