2024-04-16T09:15:35.043Z

Allgemeines
Fallen und wieder aufstehen: Der Baiersdorfer SV (rote Trikots) wird in dieser Saison ordentlich durchgeschüttelt. F: Sippel
Fallen und wieder aufstehen: Der Baiersdorfer SV (rote Trikots) wird in dieser Saison ordentlich durchgeschüttelt. F: Sippel

Der Baiersdorfer SV fährt weiter Achterbahn

Den Landesligisten scheint das Fußballglück verlassen zu haben

Verlinkte Inhalte

Eine seltsame Achterbahnfahrt durch­lebt der Baiersdorfer SV in dieser Sai­son in der Landesliga: Erst zog die Mannschaft von Sieg zu Sieg, nun scheint sie ein wenig vom Fußball­glück verlassen. Auch gegen den ASV Veitsbronn scheint sie nach der Pause plötzlich wie verhext.

Irgendwas war in der Baiersdorfer Kabine passiert. Ein böser Zauber vielleicht, der die Mann­schaft befiel? Oder einfach doch nur ganz normale Lethargie einer jungen Elf, die bei unangenehmen Temperatu­ren sorglos in Führung liegt? Unten jedenfalls, wo leise die Heizung vor sich hingurgelt und man sich aufwär­men kann, nach 45 Minuten in kurzen Hosen im Wind, in der Kälte eines Sonntages, an dem der Frühling offen­bar entschieden hatte, im Bett zu blei­ben, hatte der Baiersdorfer SV all das verloren, was ihn zuvor noch ausge­zeichnet hatte: Kampf, Leidenschaft, Laufstärke. Doch warum eigentlich, dafür hatte niemand eine Antwort.

"Wir haben das schon angespro­chen, was jetzt auf uns zukommen wird", erzählte Trainer Thomas Luck­ner von den Minuten gemeinsam in der Wärme. "Wir wussten, dass Veits­bronn jetzt noch mehr über den Kampf kommen würde. Dass spieleri­sche Lösungen auf dem holprigen Platz nicht funktionieren würden." Und trotzdem gab seine Mannschaft allen Warnungen zum Trotz die Partie noch aus der Hand. Der ASV Veits­bronn- Siegelsdorf freute sich und durfte den verdienten 0:1-Rückstand aus der ersten Hälfte zum 1:1-End­stand ausgleichen (Petkov, 58.).

Zu einem Unentschieden also, das nicht viel besser anzusehen war als dieser trist-graue Sonntagnachmittag auf dem Baiersdorfer Sportgelände: viel Kampf, viele Fehlpässe, viele Ein­würfe, nur wenig Kombinationsfuß­ball. Der BSV gewann dabei die Ober­hand, einzig der Ball wollte nur ein­mal ins Tor. Nach 38 Minuten hatte Adrian Bayerlein mit dem vielleicht schönsten Steilpass der Partie Mitspie­ler Christian Kraus losgeschickt. Der war zu schnell für Bewacher Tim Klin­ge gewesen und sein Schuss zu plat­ziert für Keeper Fabio Gossler. Eine Führung, die Kräfte freisetzen sollte im jungen Team, das zuletzt ein wenig vom Glück der frühen Saison, als man von zwölf Partien nur eine einzige verlor, verlassen schien. Ja, die sogar dem Tabellenführer, dem FSV Erlangen-Bruck, eine von nur vier Nieder­lagen aus 24 Partien bei­brachte. Die dann aber plötzlich der Mut ver­ließ: Aus den kommen­den elf Begegnungen gab es dann sieben Nieder­lagen. Eine Saison, die sich anfühlt, als hätte man auf der Bergkirch­weih in der Wilden Maus Platz genommen, einem Fahrgeschäft, in das Men­schen einsteigen, die sich ordentlich durchschüt­teln lassen wollen. "Naja", sagt Luckner, "wir haben ja nicht gegen irgendwen verlo­ren." Das stimmt: gegen Kornburg zum Beispiel, Quelle Fürth oder Buch – allesamt Teams aus dem Spitzenfeld der Landesli­ga. Aber auch gegen Auf­steiger Bayreuth. Oder nun ein Unentschieden gegen Veitsbronn, das den Punkt im Abstiegs­kampf feierte.

Vielleicht wurde der Baiersdorfer SV einfach eingeholt von einer langen, kräftezehrenden Vorsai­son, die erst spät im Sommer, nach der Relegation, endete. Beinahe nahtlos ging es über in die Punkterunde, ohne Zeit mal abzuschalten, ohne durchzu­schnaufen. Das war zunächst sogar gut so: Die Euphorie nach dem 4:0-Sieg über Stadeln, die hatte die Mann­schaft mitgerissen in die neue Saison. Aber als die Tage kürzer wurden und der ewig blasende, kalte Wind auf dem Sportgelände frischer wurde, erlosch auch das Feuer wieder. "Das kann sein", sagt Luckner, "vielleicht waren wir da einfach überspielt." Platz acht zur Winterpause war trotzdem ein Erfolg, das Niemands­land der Tabelle nach aufregenden Monaten irgendwie erholsam. "Wir gucken nicht auf die Tabelle", behaup­tet Luckner zwar, doch der kleine Um­bruch im Sommer, als der Reaktivier­te Felix Günter mit Erfahrung aus­half, und der langjährige Spielmacher Frank Ortloff nach der nächsten schweren Verletzung das Ende seiner aktiven Fußballzeit erklärte, ist dem BSV gelungen: Fünfzehn Punkte Vor­sprung sind es auf die Abstiegsplätze, mit einer Mannschaft, die bis auf weni­ge Ausnahmen in der eigenen Jugend ausgebildet wurde. Ergänzt wurde sie unter anderem mit Jens Wartenfelser, der zuletzt in der Regionalligamann­schaft der Spielvereinigung Greuther Fürth stand, und der mit zwölf Toren die interne Torjägerstatistik anführt.

Neuzugänge in der Defensive

In der Winterpause konnten mit Timo Scherer (Seligenporten II) und Max Grabert (Sp Vgg Steinachgrund) zudem zwei Defensivspieler für die Innenverteidigung verpflichtet wer­den, die zuvor eng besetzt war. "Für kommende Saison haben soweit ich weiß bereits alle Spieler zugesagt, wei­ter für Baiersdorf zu spielen", sagt Co-Trainer Florian Mösel. Auch mit Thomas Luckner wurde verlängert. Gute Aussichten für die Zukunft also, die so ganz ohne Wilde Maus auskom­men soll. "Vielleicht war unser Start jetzt ein wenig ungünstig, aber wir kommen wieder in die Spur", verspricht der Coach. Seit vier Partien konnte Baiers­dorf nicht mehr gewinnen, davon wol­len sie sich jetzt nicht nervös machen lassen. Die Mannschaft hatte gegen Veitsbronn schließlich kämpferisch plötzlich nicht mehr dagegengehal­ten. "Wir werden das besprechen, damit uns das nicht wieder passiert", sagt der Coach.

Aufrufe: 020.3.2017, 14:28 Uhr
Christoph Benesch (EN)Autor