Der lange Weg von Santiago Fischer zum Top-Torjäger der Regionalliga

Als Kind des Kaiserstuhls drängt sich bei Santiago Fischer die Parallele zu einem Spitzenrotwein auf. Wie jene dunklen Barrique-Kostbarkeiten entfaltet der Angreifer des Bahlinger SC seine Qualität erst mit den Jahren. Mit zwölf Treffern ist der 30-jährige Fischer derzeit bester aktiver Torjäger der Fußball-Regionalliga. Vor dem Heimspiel am Mittwoch, 14 Uhr, gegen den Tabellenführer FSV Frankfurt sprach Matthias Kaufhold mit Fischer über seine Bodenständigkeit, die spanischen Wurzeln, den Traum vom Profi und das Spätwerk eines Ernest Hemingway.

BZ: Ich starte mit einem Geständnis: Wenn ich Sie auf dem Feld sehe, muss ich oft an Ernest Hemingway denken.
Fischer: Ah, der Schriftsteller. Dann liegt’s sicher nicht am Aussehen, oder?

BZ: Nein, es geht um seine berühmte Novelle "Der alte Mann und das Meer". Hauptfigur ist der Fischer Santiago ...
Fischer: ... klar, der Name ...

BZ: ... nicht nur das. Der Fischer kämpft in seinem Boot Tag und Nacht an einer Angelschnur mit einem riesigen Merlin, bis dieser endlich aufgibt. Widerstandskraft, Beharrungsvermögen, Zähigkeit – wann war das bei Ihnen ganz wichtig?
Fischer: Sicher im ersten Jahr beim BSC. Die Bahlinger hatte sich ja zuvor viele, viele Jahre um mich bemüht. Ich hatte ihnen aber immer abgesagt und bin beim SV Endingen in der Verbandsliga geblieben. Dann kam kein Anruf mehr, und ich bin auf sie zu. August Zügel, damals sportlicher Leiter, war skeptisch, mein Alter, ich war ja schon 26. Ich blieb aber hartnäckig, durfte kommen und hatte dann im ersten Jahr als Stürmer echt zu knabbern.

BZ: Nur vier Tore in 26 Oberliga-Spielen. Dachten Sie da, ich pack’s wohl nicht höher als Verbandsliga?
Fischer: Diesen Moment gab es. Ich hatte Defizite bei der Athletik, in der Sprintgeschwindigkeit, im taktischen Verhalten und beim Spiel gegen den Ball. Ich dachte, vielleicht reichen meine Talente, mein Abschluss, meine Stärke in der Box, mein Kopfballspiel, nicht aus. Ich habe mich selbst viel hinterfragt und war nicht weit weg, den Vertrag in Bahlingen aufzulösen.
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