2024-04-19T07:32:36.736Z

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Die physische Präsenz der Villinger (rechts Stjepan Geng) schmeckte bei Bahlingen auch dem leichtfüßigen Ergi Alihoxha nicht.  | Foto: Patrick Seeger
Die physische Präsenz der Villinger (rechts Stjepan Geng) schmeckte bei Bahlingen auch dem leichtfüßigen Ergi Alihoxha nicht. | Foto: Patrick Seeger

Bahlinger SC findet gegen Nullachter keinen Türöffner

Die 0:3-Heimniederlage gegen den FC 08 Villingen hätte am Ende noch höher ausfallen können +++ Häringer verschießt Foulelfmeter

Auf einen Ali Baba warten sie in Bahlingen noch. Ali Baba ist bekanntlich jene Märchenfigur, die in der Geschichte aus Tausendundeiner Nacht einer Horde von 40 Räubern die Formel zum Öffnen ihrer Schatzhöhle entlockt: Sesam öffne dich! Kein Zauberspruch half den Bahlingern, um am Samstag vor mehr als 1000 Zuschauern die Eintrittspforte zu einem Erfolg gegen Villingen zu knacken. Der Riegel der Nullachter wirkte unverrückbar und ließ sich selbst durch einen Foulelfmeter nicht einen Spalt lockern. Am Ende hatten die Gastgeber viel Massel, vom Aufsteiger nicht in alle Einzelteile zerlegt worden zu sein.
Alfons Higl präzisierte seine Spielanalyse: „Wir hatten keinen guten Tag. Wir hatten sogar einen schlechten Tag“, stellte der Bahlinger Trainer fest. Neudeutsch spricht man in solchen Fällen von einem gebrauchten Tag. 0:3 gegen Villingen – und das im ersten Heimspiel der Saison. „Die Augenblicke waren so gegen uns, dass wir dieses Spiel nicht gewinnen konnten“, resümierte Alfons Higl.

Augenblick eins: Obwohl die Bahlinger 20 Minuten lang gutes Pressing spielen und Villingen hinten reindrücken, gehen die Gäste mit ihrem ersten Torschuss in Führung: Damian Kaminski läuft nach einem Einwurf zum richtigen Zeitpunkt ein und schweißt den Ball aus 17 Metern links oben ins Eck (22.). BSC-Keeper Jérôme Reisacher ist chancenlos. „Eine Führung aus dem Nichts“, räumt selbst Gästetrainer Jago Maric ein.

Ausgerechnet Kaminski. Der 26-jährige Angreifer spielte bis zum Februar 2016 zwei Jahre bei den Bahlingern, konnte sich im Regionalligajahr unter Trainer Milorad Pilipovic aber nicht durchsetzen. „Ich mag die Jungs hier, alles außen rum ist nicht so gut gelaufen“, stellt der in Gutach aufgewachsene Pole fest. Sein Torjubel fällt deshalb verhalten aus: Kaminski legt sich den Zeigefinger auf die Lippen.

Augenblick zwei: Yannick Häringer schießt einen Elfmeter halbhoch auf die Fäuste des Villinger Schlussmanns Christian Mendes (37.). Zuvor hatten Manuel Stark und Frederick Bruno den Bahlinger Serhat Ilhan zangenartig ausgebremst. Bei der folgenden Ecke scheitert Häringer aus kurzer Entfernung zudem per Kopf. „Wenn wir hier das 1:1 machen, wäre das Spiel anders gelaufen“, ist Higl überzeugt. Viele Chancen gewährt die robuste Villinger Abwehr mit ihrem spanischen Kopf Pablo Gil Sarrion dem Gegner nicht.

Augenblick drei: das Verletzungspech. Beim Warmmachen in der Halbzeitpause knickt Ersatzspieler Mirco Barella um und findet sich mit einer Bänderverletzung auf der Trage statt auf dem Spielfeld wieder. Das gleiche Schicksal ereilt zehn Minuten vor dem Ende Marco Waldraff. Die Bahlinger, die ihr Wechselkontingent zu diesem Zeitpunkt bereits erschöpft haben, müssen das Spiel zu zehnt beenden.

Augenblick vier: Mit einer Torchance führt Villingen plötzlich 2:0. Fabian Nopper will eine Flanke von Nedzad Plavci klären, drückt den Ball dabei aber aus kurzer Entfernung ins eigene Tor (58.).

Damit ist die Ausgeglichenheit im Spiel dahin. Villingen stört die Gastgeber nun immer wieder nachhaltig im Spielaufbau und glänzt mit seiner Spezialität: dem schnellen Umschalten. So fällt das 3:0 durch Cristian Giles Sanchez, der einen langen Ball sicher verwertet (67.). Zuvor war die Kugel im Bahlinger Mittelfeld mal wieder verloren gegangen. Plavci (63., 84.), Giles Sanchez (73., 76.) und Kaminski (84.) verplempern weitere Chancen für die Gäste. Es hätte ein ganz bitterer Nachmittag für die Kaiserstühler werden können. Wenngleich Co-Trainer Dennis Bührer relativiert: „Die letzte halbe Stunde hat das Spiel schlechter aussehen lassen, als es wirklich war.“

Dem Aufsteiger aus Villingen ist in dieser Form eine Menge zuzutrauen. Und Bahlingen fehlt es wie schon im Pokal gegen Kirchzarten offensiv an Einfallsreichtum und Durchschlagskraft. Viel Personal, wenig Betrieb. Wer findet den Schlüssel zum Erfolg? Wer kennt das Sesam-öffne-dich? Einige Spieler wirken gehemmt, seltsam blockiert. „Wir werden uns kurz schütteln und bekommen am Mittwoch unsere nächste Chance“, sagt Higl. Dann kreuzt der nächste stark einzuschätzende Gegner im Kaiserstuhlstadion auf: der FV Ravensburg.

Bahlinger SC – FC 08 Villingen 0:3 (0:1)
Bahlingen: Reisacher – Respondek (65. Bührer), Nopper, Keller, Waldraff – Petean (46. Klein), Häringer – Alihoxha (46. Sautner), Higl (72. Fischer), Spiegler, Ilhan. Villingen: Mendes – Stark (46. Ovuka), Bruno, Gil Sarrion, Serpa – Geng (75. Niedermann), Wehrle – Weißhaar (88. Wagner), Giles Sanchez (86. Chiurazzi), Plavci, Kaminski. Tore: 0:1 Kaminski (22.), 0:2 Nopper (58./Eigentor), 0:3 Giles Sanchez (67.). Schiedsrichter: Reitermayer (Karlsruhe). Zuschauer: 1030. Besonderes: Mendes hält Foulelfmeter von Häringer (37.).
Aufrufe: 020.8.2017, 20:15 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor