2024-04-25T14:35:39.956Z

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August Zügel: „Noch nicht so weit, den Regionalliga-Aufstieg nachhaltig und geplant anzugehen“ | Foto: Daniel Thoma
August Zügel: „Noch nicht so weit, den Regionalliga-Aufstieg nachhaltig und geplant anzugehen“ | Foto: Daniel Thoma

August Zügel: „Das Gesamtlevel des Vereins hat sich gehoben“

Der sportliche Leiter August Zügel über die Perspektiven des Bahlinger SC im Niemandsland der Oberliga und den möglichen Ausbau der Infrastruktur

Nach Platz fünf in der vergangenen Oberligasaison wollte der Bahlinger SC in der laufenden Spielzeit noch mal einen Schritt nach vorn machen. Nach dem ersten Rückrundenspiel gehen die Kaiserstühler nun als Sechster in die Winterpause. Im Gespräch mit Matthias Kaufhold verhehlt der sportliche Leiter August Zügel nicht seine Enttäuschung darüber, dass die zwischenzeitliche Tabellenführung aus dem Blickfeld geraten ist. Andererseits ist Zügel nicht unzufrieden über die Gesamtsituation des ambitionierten Amateurfußballklubs vom Kaiserstuhl.
BZ: Herr Zügel, mal ehrlich, hätten Sie nicht lieber ein paar Punkte weniger auf dem Konto als die angesammelten 29?
Zügel: Ich verstehe die Frage nicht ganz.

BZ: Na ja, mit 24, 25 Punkten hätte man ein klares Ziel für das Frühjahr vor Augen: den Klassenerhalt. Als Tabellensechster hocken Sie in einer Nicht-Fisch-Nicht-Fleisch-Position. Nichts ist schlimmer im Fußball als Perspektivlosigkeit.
Zügel: Es ist schon wahr, dass da was fehlt. Nach zehn Spieltagen waren wir mal Tabellenführer und haben diese gute Ausgangsposition in den vergangenen Wochen total vergeigt. Natürlich ist es enttäuschend, sich jetzt im Niemandsland wiederzufinden. Zum Glück haben wir gegen Weinheim vor zwei Wochen gewonnen, sonst wären wir noch unten reingerutscht. Klar, uns fehlt der Pokal als Anreiz, da sind wir ausgeschieden. Doch die Mannschaft soll jetzt einfach ihren Elan wiederentdecken und zeigen, was in ihr steckt. Dann können wir tabellarisch noch Einiges gut machen.

BZ: Neun Punkte Rückstand auf den Zweiten FC 08 Villingen, zehn auf Tabellenführer TSG Balingen, dazu ein Spiel mehr als das Spitzenduo – der Zug Richtung Aufstieg dürfte abgefahren sein.
Zügel: Das ist wohl so. Selbst wenn wir eine Riesenserie hinlegen, werden nicht alle Mannschaften schwächeln, die noch vor uns stehen. Es gilt, nach unten den Abstand zu wahren. Spieler, die im Sommer neu hinzukamen, können sich nun Selbstvertrauen holen, ihr Welpenschutz läuft ab, A-Jugendliche können hineinschnuppern. Die Rückrunde dient als Grundstein für die kommende Saison.

BZ: Was fehlt dem Bahlinger SC für den Status Spitzenteam?
Zügel: Im Laufe der Saison hat sich gezeigt, dass uns die Stabilität fehlt, wenn wichtige Spieler wegen Verletzungen oder Sperren ausfallen. Ohne Serhat Ilhan vorne keine Geschwindigkeit, ohne Erich Sautner kein Überraschungsmoment. Damit sind wir vorne zu ausrechenbar. Im Gegensatz zu Balingen und Villingen fehlt uns einer, der ein Spiel auch mal alleine entscheiden kann. Deshalb liegt unser Leistungsvermögen wohl irgendwo bei den Plätzen vier, fünf und sechs. Mit neuer Begeisterung, der Gier nach Erfolg, mit einem Lauf und wenn du von Ausfällen verschont bleibst, ist vielleicht mehr drin.

BZ: Dennoch scheint der Kader nicht stark genug für eine absolute Spitzenposition. Will man hier auf der Transfermarkt noch mal aktiv werden?
Zügel: Das ist nicht ausgeschlossen, doch es muss nachhaltig sein mit einer Perspektive über die Saison hinaus. Im Winter ist es verdammt schwierig, solche Spieler zu bekommen, das ist bekannt. Wir machen keine Schnellschüsse und verfallen nicht in Aktionismus.

BZ: Marco Waldraff verlässt den BSC zum Jahreswechsel aus beruflichen Gründen. Sind weitere Abgänge zu erwarten?
Zügel: Nein.

BZ: Und wann verlängern Sie mit Trainer Alfons Higl für die kommende Saison?
Zügel: Erste Gespräche hat es bereits gegeben, aber hauptsächlich über den Kader. Wir bleiben da alle entspannt und setzen uns Anfang des Jahres mit Alfons Higl und Dennis Bührer (dem spielenden Co-Trainer, d. Red) zusammen. Das Ziel ist es, mit beiden weiterzumachen.

BZ: Das eine Jahr Regionalliga 2015/16 scheint in Bahlingen den Erwartungshorizont neu abgesteckt zu haben. Überfordert man damit nicht einen Dorfverein?
Zügel: So kann man es sehen. Es hat einfach sehr viel gepasst im Jahr des Aufstiegs, und das Jahr Regionalliga hat für ein neues Selbstbewusstsein gesorgt. Dabei haben wir vorher in der Oberliga über viele Jahre nur ganz selten mal vorne reinschnuppern können. Wir sind noch nicht so weit, eine einmalige Geschichte wie den Regionalliga-Aufstieg nachhaltig und geplant anzugehen.

BZ: Was fehlt dazu?
Zügel: In erste Linie die Infrastruktur. Wir sind als Verein gewachsen und haben über die Wintermonate ein Riesenproblem, wenn die Erste von ihrem Rasen-Trainingsfeld auch auf den Kunstrasen muss, wo alle anderen Mannschaften trainieren. Wir sind hier total begrenzt. Ich hoffe deshalb, dass wir im ersten Quartal eine positive Grundsatzentscheidung von der Gemeinde bekommen, was ein neues Stadion mit Trainingsgelände hinterm Industriegebiet anbelangt. Wenn in diese Richtung nichts geht, werden wir immer auf dem jetzigen Niveau verharren. Dann verbieten sich auch höhere Ziele.

BZ: Kann die zweite Mannschaft, die in der Bezirksliga um den Aufstieg spielt, mit Unterstützung der Ersten rechnen?
Zügel: Bei der U23 hat sich ein eigener Kern herausbildet, der auch ohne große Unterstützung der Ersten Erfolg hat. Bei der U23 werden mehr Kräfte aus der U19 als aus dem Oberliga-Kader eingesetzt. Und die machen richtig Spaß. Sie sind ein Zeichen dafür, dass sich das Gesamtlevel des Vereins gehoben hat. Wir spielen mit der A-, B- und C-Jugend in der Verbandsliga. Hier wollen wir versuchen, mittelfristig noch ein Stück besser zu werden und peilen mit der U19 und U17 die Oberliga an. Das wären dann genau jene Spieler, die früher aus der heute nicht mehr existierenden A2-Jugend des Sportclub Freiburg den Weg zu uns gefunden haben.
Aufrufe: 014.12.2017, 20:15 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor