2024-03-28T15:56:44.387Z

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Will in Bahlingen öfter so jubeln: Shqipon Bektasi.   | Foto: Patrick Seeger
Will in Bahlingen öfter so jubeln: Shqipon Bektasi. | Foto: Patrick Seeger

Angriffslustige Bahlinger gehen gestärkt in die Rückrunde

Die Kaiserstühler haben die vorderen Plätze noch nicht aus den Augen verloren

Die Oberligafußballer des Bahlinger SC haben eine eigentümliche Hinserie gespielt. Zu Beginn lief es glänzend und am Ende fand man sich wieder. Sodass das Team von Dennis Bührer und Axel Siefert trotz eines zwischenzeitlichen Tiefs auf dem neunten Platz überwintert. Doch am Kaiserstuhl will man mehr. Dieser Beitrag ist zunächst in unserer Wochenzeitung "Der Sonntag" erschienen.
Dass die Ansprüche beim Bahlinger SC gestiegen sind, untermauert der Verein mit der Verpflichtung von Shqipon Bektashi. Der ehemalige Profi stand einst zwei Jahre im Dunstkreis des Bundesligakaders des SC Freiburg.

Derzeit ist Shqipon Bektashi viel auf der Straße. Seit er vor zwei Wochen einen Vertrag über dreieinhalb Jahre beim Oberligisten des Bahlinger SC unterschrieben und eine kleine Wohnung im Kaiserstuhl bezogen hat, pendelt er zwischen seinem neuen Verein und der Schweiz. Dort ist seine Frau tätig. Bald soll auch sie in den Kaiserstuhl folgen. Der 28-Jährige durchforstet derzeit Wohnungsinserate.

"Die Verantwortlichen hier haben mir hier alles unglaublich einfach gemacht", findet der technisch versierte Offensivspieler. Seine Verpflichtung ist ein Ausrufezeichen. Die Bahlinger sind voll des Lobes: "Shqipon verfügt über große Qualität und hat über Jahre bewiesen, dass er in höherklassigen Ligen Tore erzielen kann", sagt der sportliche Leiter August Zügel. "Wir haben mit ihm ein Zeichen gesetzt, dass wir in der Rückrunde noch mal alles raushauen wollen", ergänzt Teammanager Bernhard Wiesler.

Der mit Vorschusslorbeeren überhäufte Bektasi jedenfalls scheint sich wohlzufühlen: "Die Coaches machen einen guten Job", findet er, "anfangs habe ich gedacht, was ist denn hier los? Wir trainieren ja härter als bei meinem letzten Verein." Was auf einen der Gründe für seinen Wechsel verweist. Bei seinem Ex-Club, dem Regionalligisten TSV Steinbach, war der Mittelstürmer kaum zum Zug gekommen. "Wirklich nur sporadisch", wie er betont. Und plötzlich beschleunigte sich ein Gedankenszenario, das bei dem gebürtigen Waldshut-Tiengener ohnehin bereits zuvor eingesetzt hatte. "Um den Durchbruch zu schaffen, bin ich mittlerweile zu alt", schätzt er. Daher schraubt er jetzt an der Karriere nach der Karriere. Bei einem Versicherungsunternehmer im Kaiserstuhl absolviert er momentan ein Praktikum, um dort im September mit einer Ausbildung zu beginnen. Auch die Frau hat über den BSC einen Job gefunden. Es ist ein kritischer Moment im Leben eines Profis. Der Übergang in den Berufsalltag ist immer auch ein Umbruch. "Ich bin dankbar, dass man mir die Chance gibt. Schließlich hatte ich die letzten zehn Jahre keinen normalen Berufsalltag."

Die vergangenen zwölf Jahre lebte der ehemalige SC-Spieler als Fußball-Profi. Und hat sein Können wiederholt unter Beweis gestellt. Unter Christian Streich gewann er mit der U19 des Sportclubs 2008 die deutsche Meisterschaft, im Folgejahr den DFB-Pokal. Beide Male war er mit seinen Toren Garant für den Erfolg. An seiner Seite damals: die beiden Bahlinger Yannick Häringer und Tobias Klein. Der Aufstieg im Anschluss war rasant. Eigentlich für die zweite Mannschaft geplant, machte er im Oktober 2009 sein erstes Bundesligaspiel für die Freiburger: gegen den FC Bayern. Die große Karriere war zum Greifen nah.

Hochmotiviert am Kaiserstuhl

Der Durchbruch nach ganz oben kam aber nicht. Dafür aber eine überaus anständige Karriere. Nur einen Steinwurf abseits der ganz großen Scheinwerfer. Dritte Liga in Heidenheim, Regionalliga in Worms, Mannheim, bei Hessen Kassel und den Stuttgarter Kickers. Zuletzt eben in Steinbach. Als es in Kassel damals richtig gut lief, erlebte er ein Seuchenjahr. Ein entzündeter Gesäßmuskel, ein lädierter Meniskus, eine malträtierte Kniescheibe und eine gereizte Patellasehne: Ein Jahr lang war er zum Zuschauen verdammt.

Nach Jahren des Profidaseins steht jetzt eine Umorientierung an. "Vieles ist neu", sagt Shqipon Bektasi, "mein Respekt für die Mitspieler ist groß. Nach der Arbeit so Gas zu geben im Training."

Für Bahlingen indes könnte Bektasi das entscheidende Puzzlestück werden. "Man kann ihm den Pass in den Fuß spielen, Typen wie er schaffen vorne Räume, mit seinem hohen Tempo macht er nach vorne Feuer und gibt im Pressing Gas", schwärmt Trainer Axel Siefert. Seit zwei Wochen hat er mit Trainerpartner Dennis Bührer seine Mannen wieder bei sich. Der neue Fitnessraum ermöglicht ihnen neue Impulse. Zudem haben sie ein Körperscreening angesetzt und ein Boxtraining absolviert. Der Hunger auf der Rückrunde: Er ist offenkundig.

"Wir wollen noch einmal alles raushauen", betont Siefert. Ansporn bereitet insbesondere die Erinnerung an den Saisonstart. Da punktete der BSC sechsmal in Folge und stand nach zehn Spieltagen ganz oben. Mittlerweile haben sie sich auf dem neunten Platz eingependelt. Dass ihnen das zu wenig ist, hört man aus jeder Äußerung. Zumal sie ja jetzt Shqipon Bektasi haben. Auch wenn für den nun Fußball nicht mehr ganz weit oben auf der Prioritätenliste steht, zum Daddeln ist er nicht gekommen. "Ich will nicht um die goldene Ananas im Mittelfeld spielen." Der Bahlinger SC hat sich viel vorgenommen.
Aufrufe: 028.1.2019, 11:45 Uhr
Jakob Schönhagen (BZ)Autor