2024-04-24T13:20:38.835Z

Pokal
Der SV Babelsberg jubelt über den Pokalsieg, der aber überschattet wurde von Ausschreitungen. Foto: Bock
Der SV Babelsberg jubelt über den Pokalsieg, der aber überschattet wurde von Ausschreitungen. Foto: Bock

Babelsberger Pokaltriumph mit ganz fadem Beigeschmack

MIT VIDEOS + GALERIE: Verletzte bei Ausschreitungen nach dem Abpfiff des Endspiels des Krombacher Landespokals / Nulldrei gewinnt klar und verdient mit 3:1

Der SV Babelsberg 03 ist der Brandenburger Landespokalsieger 2016. Im ausverkauften Werner-Seelenbinder-Stadion setzten sich die Nulldreier im Finale klar mit 3:1 gegen den Gastgeber FSV Luckenwalde durch. Überschattet wurde die Partie aber durch Ausschreitungen nach dem Schlusspfiff mit mehreren Verletzten unter den Gäste-Anhängern.

Rein sportlich betrachtet war das Finale vor 3042 Zuschauern im erstmals nach dem Umbau pickepacke vollen Werner-Seelenbinder-Stadion eine klare Geschichte. Die Gäste aus Babelsberg bestimmten über mehr als 70 Minuten Ball und Tempo im Regionalliga-internen Duell gegen den FSV Luckenwalde. Bis auf eine Chance in der 25. Minute durch Mame Mbar Diouf, der die Flanke von Florian Schmidt knapp am rechten oberen Torwinkel vorbeiköpfte, blieben die Hausherren offensiv harmlos. FSV-Kapitän Marcel Hadel: "Die Niederlage war auch in der Höhe verdient. Wir wollten so lange wie möglich die Null halten. Aber nach dem 0:1 wird es gegen eine so abgezockte Truppe sehr schwer. Dazu waren wir auch einen Tick zu ängstlich nach vorne."

Dafür sorgten die weiten Diagonalbälle der Babelsberger immer wieder für Unruhe in der Luckenwalder Abwehr. Hadel und Tobias Francisco in der FSV-Innenverteidigung hatten gegen Andis Shala und Matthias Steinborn alle Hände voll zu tun. Genau wie Luckenwaldes Schlussmann Robert Petereit, der bereits in der 7. Minute mit einem starken Reflex gegen Severin Mihm aus kurzer Distanz klären musste. Die längen Bälle waren auch für den Torwart stets gefährlich, so dass er mehrfach weit vor seinem Kasten mit dem Fuß klären musste.

Beim ersten Gegentreffer war aber auch Petereit machtlos. Eine von der linken Aussenbahn hereingeschlagene Flanke landete direkt auf dem Kopf von Shala, der unbedrängt vollenden konnte zur Führung in der 34. Minute.

Auch nach der Pause stand der Luckenwalder Keeper mehrfach im Fokus. Erst scheiterte Shala von der Strafraumgrenze. Und in der 61. Minute bekam Petereit den tückischen Aufsetzer von Leon Hellwig im zweiten Anlauf zu packen. In der 70. Minute hatte der gerade eingewechselte Nulldrei-Angreifer Lavro Sindik den Torschrei schon auf den Lippen, aber sein abgefälschter Schuss verpasste das Gehäuse nur um Zentimeter. Dafür hatte er in der 74. Minute Glück, denn sein Schuss wäre eigentlich meilenweit am Tor vorbeigegangen. FSV-Verteidiger Andre Leimbach lenkte den Ball aber mit dem Kopf entgegen der Laufrichtung von Petereit ins eigene Tor ab zum 0:2 aus der Sicht der Hausherren.

Spannend wurde es noch mal, als Felix Nachtigall sich in der 89. Minute ein Herz fasste und eine abgewehrte Ecke aus 25 Metern trocken und direkt im rechten oberen Winkel versenkte. Ein echtes Traumtor!

Nulldrei-Schlussmann Marvin Gladrow musste in der darauffolgenden Situation das erste Mal richtig eingreifen und einen verlängerten Kopfball über die Querlatte lenken. Doch Onur Uslucan machte in der 94. Minute alles klar und lupfte den Ball bei einem der zahlreichen Konter der Gäste über Petereit hinweg zum 3:1-Siegtreffer ins Luckenwalder Tor.

Babelsberg qualifizierte sich damit für die erste Runde des DFB-Pokals und darf sich über 116 000 Euro Prämie für die Vereinskasse freuen. Darüber freute sich anschließend auch Trainer Cem Efe: "Wir haben heute absolut überzeugend gewonnen. Wir haben sogar noch eine große Zahl von Chancen ausgelassen. Luckenwalde hat uns dennoch alles abverlangt. Aber wir wussten, wenn wir selbst 120 Prozent geben, wird es für jeden Gegner schwer gegen uns zu gewinnen. Ich freue mich für die Fans, den Verein und vor allem die Mannschaft. Sie hat in dieser Saison riesiges geleistet unter schweren Bedingungen. Mein Kompliment dafür. Ich wünsche aber auch Luckenwalde von ganzem Herzen, dass wir uns nächste Saison hier in der Regionalliga wiedersehen."

Das hofft auch FSV-Coach Ingo Nachtigall, der mit seinem Team am Sonntag nach Malta fliegt und dem FSV Zwickau von dort die Daumen drückt im zweiten Relegationsspiel um den 3. Liga-Aufstieg. Den ersten Titelgewinn mit Luckenwalde hat er aber knapp verpasst: "Der Sieg von Babelsberg war verdient. Wir haben versucht, mit kämpferischen Mitteln dagegenzuhalten. Uns haben aber die spielerischen Mittel gefehlt, um ebenbürtig zu sein. Deswegen müssen wir neidlos anerkennen, dass wir klar unterlegen waren. Für mich war es dennoch mein absolutes Highlight in meiner Zeit bei Luckenwalde, bei so einer tollen Atmosphäre hier auflaufen zu dürfen. Jetzt hoffen wir, dass Zwickau es packt und wir damit die Klasse halten. Das hätten sich die Jungs verdient. Sie haben gezeigt, dass sie in der Regionalliga mithalten können und ich hoffe, dass es dort nächste Saison weitergeht", so Nachtigall.

Überschattet wurde die Partie von Ausschreitungen vor dem Babelsberger Fanblock. Bereits vor dem Schlusspfiff war Polizei vor dem Block aufmarschiert, um zu verhindern, dass die Gästefans nach Abpfiff auf den Platz stürmen. Nach kurzen Jubelszenen mit den Nulldrei-Spielern kochten vor dem Block die Emotionen hoch und es kam zu ersten Rangeleien. Die Polizei versuchte daraufhin, mehrere Anhänger vom Zaun zu ziehen und sprühte massiv Pfefferspray in die Reihen der Anhänger vor und hinter dem Zaun.


F: Bock

Unglaubliche Bilder spielten sich anschließend ab: Während im Vordergrund die Nulldrei-Spieler den Landespokal überreicht bekamen, rollte im Hintergrund der Rettungswagen aufs Spielfeld. Mehrere Babelsberger mussten blutüberströmt noch auf dem Rasen behandelt werden.


F: Bock

Nachdem sich die Situation im Stadion selbst wieder beruhigt hatte nach etwa einer Viertelstunde, kam es beim Verlassen der Anlage vor den Toren noch zu Zusammenstößen zwischen den Gäste-Anhängern und der Polizei. Bierbänke und Tische flogen. Es kam zu zahlreichen Verletzten, sowohl unter den Anhängern, als auch bei den Polizisten und Ordner. Mindestens fünf Rettungswagen und der Rettungshubschrauber waren im Einsatz. "Ich habe den spontanen Eindruck gewonnen, dass die Polizei nach Spielende überreagiert hat“, sagte Babelsberg-Chef Archibald Horlitz gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.


F: Bock

Aufrufe: 028.5.2016, 18:22 Uhr
Sven BockAutor