2024-03-28T15:56:44.387Z

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Kein Mensch tauchte auf, und das machte die Inzlinger skeptisch: Liel-Niedereggenen (links) hätte in Inzlingen spielen müssen. | Foto: Jutta Geiger
Kein Mensch tauchte auf, und das machte die Inzlinger skeptisch: Liel-Niedereggenen (links) hätte in Inzlingen spielen müssen. | Foto: Jutta Geiger

B-Kreisligist erfindet Autounfall - wegen Spielermangels

Beim SV Liel-Niedereggenen erfindet man einen Autounfall, um keine Punkte in der Kreisliga B zu verlieren +++ „Wirklich blöder Plan“

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Es klingt wie ein Krimi. Der B-Kreisligist SV Liel-Niedereggenen hat einen Autounfall erfunden, um nicht spielen zu müssen - wegen Spielermangels. Ein "blöder Plan" entschuldigt sich das Team jetzt.
Es ist die Geschichte eines Krimis, in dem die Fußball-Welt irgendwie noch in Ordnung ist. Es ist ein kleiner Krimi am Hochrhein.

Rückblende, Sonntag vor zwölf Tagen. Die Sonne scheint auf den Erstel Sportplatz des SV Inzlingen. Auf die Zuschauer wartet ein Fußballspiel der Kreisliga B, ein hoffentlich ansehnliches. Inzlingen ist gut in die Saison der B-Klasse gestartet und steht auf dem dritten Tabellenplatz. Für den Gastgeber geht es um die Tabellenführung, es ist eine gewisse Vorfreude da. Irgendetwas stimmt aber nicht, denn eines lässt auf sich warten: die Gästemannschaft des SV Liel-Niedereggenen.

Um 14 Uhr erhält Inzlingens Sportvorstand Uwe Homberger einen Anruf. Die Gäste hätten einen Autounfall gehabt, heißt es, sie würden nicht erscheinen können. Homberger ist besorgt, ruft bei Staffelleiter Dieter Ruf (Murg) an. Dieser rät ihm, bis 15 Uhr zu warten, doch als bis dahin niemand erschienen ist, erklärt Homberger das Spiel als offiziell verlegt. Ist ja kein Problem.

Lieler Sportvorstand bringt Kasten Bier vorbei

Keine 16 Stunden später wird Homberger aber skeptisch. Es ist ihm ein Detail hängengeblieben: Auf dem Sportplatz waren weder Spieler des SVL noch ein Fan der Gäste erschienen. Er fordert von Daniel Oswald, dem Sportvorstand beim verlustgegangenen Verein, Beweisfotos oder einen Polizeibericht an. Klar, ginge in Ordnung, lautet die Antwort. Doch danach: Schweigen im Walde. 72 Stunden später, vier Tage nach dem Spieltermin, hakt Homberger erneut nach, und auf Nachfrage rückt der Lieler Oswald mit der Wahrheit heraus: Der Unfall war nur fingiert, der Club habe sich selbst angezeigt. „Ich habe so etwas in 25 Jahren nicht erlebt“, sagt Homberger. Staffelleiter Ruf und Sportrichter Karlheinz Vögtle (Rümmingen) bestätigen die Präzedenzlosigkeit des Falls. Über die verhängte Geldstrafe wurde mit dem Verein Vertraulichkeit vereinbart. Was aber sagen die Angeklagten? „Es haben kurzfristig Spieler abgesagt, da kam man in einer Kurzschlussreaktion auf diesen wirklich blöden Plan“, erläutert Oswald selbstkritisch. Irgendwann musste man mit der Katze aus dem Sack: „Es wurde allen Beteiligten klar, dass ein Fehler gemacht wurde und wir nicht mit der Lüge weitermachen können und wollen.“ Die Strafe des Sportrichters Vögtle lautet: Das Spiel wird gegen Liel-Niedereggenen gewertet und das Rückspiel in Inzlingen ausgetragen.

Acht Stunden nach der Selbstanzeige stand beim SV Inzlingen eine Trainingseinheit an: Daniel Oswald, der Lieler Sportvorstand, war auch da. Sein Mitbringsel: ein Kasten Bier. Oswald, der von der Sache nichts gewusst habe, entschuldigt sich. Die Sache ist erledigt. Ohnehin hatte sie bei denjenigen, die davon gehört hatten, in erster Linie zwei Dinge ausgelöst: Schmunzeln und Kopfschütteln. Ein erfundener Unfall wegen drei Punkten in der Kreisliga B. Sachen gibt’s.

Am vergangenen Wochenende erhielt der SV Liel-Niedereggenen übrigens eine Anfrage des FC Hauingen II. Wegen Spielermangels bat der Club um Verlegung. Die Lieler sind der Bitte nachgekommen.
Aufrufe: 020.10.2016, 18:20 Uhr
Jakob Schönhagen (BZ)Autor