2024-04-24T13:20:38.835Z

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Julius Biada erzählt von seinem jungen, aber besonders ereignisreichen Leben, von den Anfängen auf der Asche neben der Inneren Kanalstraße in Köln bis zu Spielen vor fast 20 000 Fans. Er wird wohl künftig in der 2. Bundesliga auf Torejagd gehen. Foto: Riesinger
Julius Biada erzählt von seinem jungen, aber besonders ereignisreichen Leben, von den Anfängen auf der Asche neben der Inneren Kanalstraße in Köln bis zu Spielen vor fast 20 000 Fans. Er wird wohl künftig in der 2. Bundesliga auf Torejagd gehen. Foto: Riesinger

Aus kleinem Dorf auf die große Bühne

Julius Biada aus Heiligenhaus ging den Wegvom Schmetterlingsfänger zum Drittliga-Profi

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„Wenn Ihr den Großen wollte, müsst Ihr auch den Kleinen nehmen”, entschied einst Mutter Ursula Biada. So begann die Karriere des Fußballers Julius Biada schon in zarten Alter von dreieinhalb Jahren beim ESV Olympia Köln.

Der Große ist Bruder Niklas, der das Tor hütete und inzwischen einer der treuesten Fans des 1. FC Köln ist. Gegen den Ball tritt er selbst nicht mehr. Ganz anders als der damalige Kleine. Julius Biada zählt heute beim Drittligisten SC Fortuna Köln zu den unverzichtbaren Leistungsträgern und ist auf dem Sprung in eine höhere Spielklasse.

„Die Killer vom Gleisdreieck” hießen die Bambini des ESV Olympia einst. „Ich habe mir erzählen lassen, dass ich damals auch mal im Spiel Sandburgen gebaut und Schmetterlinge gefangen habe”, erzählt Julius Biada.

Die Eltern wollten ihre Sprösslinge nicht in der Großstadt Köln aufwachsen lassen, sondern auf dem Land. Sie zogen nach Much-Schwellenbach um. Da Mutter Ursula Verwandte in Overath-Heiligenhaus hat, wurde der Filius beim Heiligenhauser SV angemeldet. Dort durchlief er zehn Jahre lang alle Jugend-Mannschaften. Daniel Lanz war sein erster Trainer in der F-Jugend des HSV. Der Kleine hätte noch ein Jahr bei den Bambini spielen dürfen. Fußballerisch war er seiner Zeit voraus, schon ein F-Jugendlicher.

„Wo kann die Reise hingehen”, war damals schon die Frage. Vater Andreas Biada rief den Trainer des Bonner SC an. Dessen U15 spielte damals in der Regionalliga. Biada schloss sich dem BSC an. Nach seinem Wechsel zu den Sportfreunden Troisdorf spielte er mit diesen in der B-Jugend-Bundesliga. „Das war cool. Wir haben gegen die B-Jugend großer Vereine gespielt”, erinnert er sich heute gerne zurück. Nach seiner Rückkehr in die A-Jugend des Bonner SC stieg er mit dieser in die Bundesliga auf, wurde auch Spieler der Mittelrhein-Auswahl.

Dann gab es den Wechsel zu Bayer 04 Leverkusen. Warum nicht zum 1. FC Köln, da doch die gesamte Familie die Geißböcke mag? „Der FC hat es vermasselt”, sagt Biada und lässt offen inwiefern: „Mein Vater hat mit Sascha Lewandowski von Bayer 04 telefoniert, und sie nahmen mich unter Vertrag.”

Nach Stefan Reinartz ist Julius Biada der zweite ”Jung” aus Heiligenhaus, der einst unter dem Bayer-Kreuz auflief. „Aus dem kleinen Dorf auf die große Bühne, gilt für uns beide”, so Biada: „Stefan Reinartz kenne ich gut. Es gibt eine Verbundenheit, da wir den gleichen Weg genommen haben. Wenn meiner mich auch noch nicht in die 1. Bundesliga geführt hat. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.” Stefan Reinartz wechselte bekanntlich am Ende der letzten Saison vom Erstligisten Bayer 04 Leverkusen zur Eintracht nach Frankfurt.

Julius Biada spielte bei den Amateuren von Bayer 04 Leverkusen, schaffte den gewünschten Sprung zu den Profis nicht. Verletzungen warfen ihn zurück. Er wechselte zu den Amateuren des FC Schalke 04, spielte damals in einem Team mit Dennis Erdmann, dem früheren Innenverteidiger des SV Bergisch Gladbach 09. Er erinnert sich gerne an diese Zeit zurück: „Wir waren die beste und erfolgreichste U23, die der FC Schalke 04 je hatte.” Er ging auch einen neuen Weg in seinem jungen Leben. „Ich habe erstmals nicht mehr bei den Eltern gewohnt. Das Team wurde in dieser Zeit meine Familie.”Bernhard Trares war damals sein Trainer, der heutige Co-Trainer von Bruno Labbadia vom Hamburger SV.

Beim Sieg gegen die Borussia dabei

Da Biada auch bei S04 keine Chance bei den Profis bekam, tat er den nächsten Schritt, wechselte zum SV Darmstadt 98 und erlebte dessen absoluten Höhenflug von der 3. Liga in die 2. Liga mit. „Als ich dort ankam, waren die Lilien die Underdogs der Liga, hatten die 3. Liga nur gehalten, weil die Stuttgarter Kickers die Lizenz nicht bekommen hatten. Wir haben auch schon mal vor nur 4500 Zuschauern gespielt. Aber ich habe auch ein Feeling vom großen Sport bekommen, als wir zum Beispiel am Millerntor in St. Pauli vor 22500 Zuschauern gespielt haben. Als ich reingekommen bin, stand es 0:0. Wir haben 1:0 gesiegt.”

Julius Biada war dabei, als es in der Relegation um den Aufstieg in die 2. Bundesliga gegen Arminia Bielefeld ging, spielte beim 1:3 daheim mit. Beim 4:2 im Rückspiel auf der Alm, beim Aufstieg in die 2. Liga, wurde er nicht eingesetzt.

„Aber ich habe das ganze Szenario mit erlebt”. Auch beim Sieg der Lilien im DFB-Pokal spielte Biada. Der SVD siegte im Elfmeterschießen gegen Borussia Mönchengladbach. Marcel Heller, Jerome Gondorf, Aytac Zulu — Spieler, die heute in der 1. Liga für die Lilien spielen, waren damals Biadas Mitspieler.

Zum 1. Januar 2015 wechselt Biada zum Drittligisten SC Fortuna Köln. Bei einem zufälligen Treffen mit Trainer Uwe Koschinat waren sie schnell einig geworden. Biada: „Der Kontakt zu Koschinat hat die ganze Zeit über bestanden. Ich wollte eine nächste Station, bei der ich Einsatzzeiten bekomme, war damals noch kein vollständiger Drittliga-Spieler und habe daher einen Vertrag über eineinhalb Jahre geschlossen, immer alles für die Fortuna gegeben. Es war eine klassische Win-Win-Situation. Der Verein hat mir geholfen, in der 3. Liga Fuß zu fassen. Und ich konnte ihm etwas zurückgeben.”

Etwa mit zwei immens wichtigen Toren bei der Reserve von Werder Bremen, die den Südstädtern mit dem 3:1-Sieg den Klassenerhalt brachte. Biada traf aus 35 Metern ins Tor. Seinen zweiten Treffer erzielte er aus 20 Metern volley in den Winkel. Kunstschüsse sind eh sein Markenzeichen. Nach seinem Tor beim 4:1-Sieg gegen Wehen Wiesbaden hatte die Sportschau der ARD ihn sogar fürs Tor des Monats nominiert.

Wenn Biada im Sommer geht, wird er „für immer die Fortuna im Herzen tragen. Doch ich will mich sportlich verwirklichen. Ich finde, wer einen Schritt zurückgeht, sollte auch drei nach vorne gehen.” Biada bedauert, dass nicht mehr Zuschauer ins Südstadion kommen, am Freitag gegen Chemnitz waren es gerade mal 1900. Kommen die Teams aus Osnabrück oder Halle, bringen sie auch schon mal so viele Fans mit, dass 8000 im Stadion sind. „Schade, das Kommen lohnt. Wir haben manches Spektakel abgeliefert”, so Biada.

Wie steht es um Biadas Privatleben? War der Weg zur Fortuna auch eine Heimkehr ins Dörfchen Heiligenhaus? „Eine Zeit lang habe ich wie ein Zigeuner gelebt, zum Teil bei meinen Eltern, zum Teil bei meiner Freundin in Köln. Nirgendwo war ich wirklich zu Hause.” Die Freundschaft zerschlug sich. Biada wohnt derzeit mit einer früheren Klassenkameradin in einer Wohngemeinschaft in der Kölner Südstadt. Die Eltern sind weiter wichtige Anker für ihn: „Sie stehen immer hinter mir, aber nicht neben mir. Papa war schon immer fußballverrückt. Mama ist reingewachsen”. Und hat Klein-Julius fast zehn Jahre von Much-Schwellenbach nach Heiligenhaus zum Training kutschiert. Dann haben die Eltern in Heiligenhaus gebaut. Ein halbes Jahr später wechselte Biada zum BSC. Biada ging in Overath zur Schule: zum Paul-Klee-Gymnasium, dann zur Bergischen Realschule. In Bergisch Gladbach hat er auf der Höheren Handelsschule sein kaufmännisches Fach-Abitur gemacht. Es gibt auch ein Leben nach dem Fußball. Doch erst einmal spielt dieser die Hauptrolle, ist Biadas Beruf. Und vielleicht trifft er in irgendeinem Spiel auf seinen „Nachbarn” Stefan Reinartz aus Heiligenhaus.

Werdegang

Jugend: ESV Olympia Köln, Heiligenhauser SV, Bonner SC (C-Jugend,Regionalliga), Sportfreunde Troisdorf (B-Jugend Bundesliga), Bonner SC (A-Jugend Mittelrheinliga, Aufstieg in die Bundesliga); Bayer 04 Leverkusen (A-Jugend Bundesliga)


Als Profi: Bayer 04 Leverkusen II (Regionalliga): 23 Spiele, 3 Tore, FC Schalke 04 U23 (Regionalliga): 33 Spiele, 11 Tore; SV Darmstadt 98 (3. Liga): 19 Spiele, 1 Tor; seit 1. Januar 2015 SC Fortuna Köln (3. Liga), 13 Tore, 11 Vorlagen

Aufrufe: 05.5.2016, 10:00 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Elli RiesingerAutor