2024-06-06T14:35:26.441Z

Allgemeines
Dr. Rainer Koch (mi.) leitete die Sitzung. An deren Ende stand ein klares Votum für die Beibehaltung von fünf Regionalligen. F.:BFV
Dr. Rainer Koch (mi.) leitete die Sitzung. An deren Ende stand ein klares Votum für die Beibehaltung von fünf Regionalligen. F.:BFV

Aus drei mach zwei? »Schlicht nicht möglich«

BFV-Präsident und DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch äußert sich zum klaren Votum der Regionalligisten pro Beibehaltung der Staffeln Nord, Nordost und Bayern

Das Votum war eindeutig: Von 51 anwesenden Vereinsvertetern stimmten 47 für den Erhalt der Regionalliga Nordost, vier Vertreter enhielten sich. Der Plan mit vier Regionalligen hätte vorgesehen, dass die Nordost-Staffel zerschlagen worden wäre und die Teams in die Nord- und Bayern-Staffel eingegliedert worden wären. Dieses Modell ist aber nun vom Tisch. Damit akzeptierten die Klubverantwortlichen auch die Tatsache, dass die Meister der Regionalligen West und Südwest direkt aufsteigen werden, während die Erstplatzierten aus Nord, Nordost und Bayern zwei Aufsteiger in einem noch zu entwickelnden Modus ermitteln müssen. Dafür votierten 35 Sitzungsteilnehmer, fünf enthielten sich, zwölf stimmten dagegen.
"Wir sind zu dem klaren Ergebnis gekommen, dass es schlicht nicht möglich ist, aus den Regionalligen Nord, Nordost und Bayern zwei Ligen zu bilden. Das ist wirtschaftlich nicht darstellbar, dazu sind die Distanzen zu groß, außerdem ist die regionale Identität gerade im Nordosten viel zu bedeutsam, um ihn in zwei Teile zu zerschneiden. Zusätzlich haben heute alle auch nochmals klar unterstrichen, dass die nicht vorhandene pyramidale Ligenstruktur oberhalb der Regionalligen eine adäquate Aufstiegsregelung zur 3. Liga quasi unmöglich macht", sagte Rainer Koch, Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), der die Sitzung geleitet hatte. Abgestimmt hatten indes ausschließlich die Vereine, nicht die Verbandsfunktionäre um Koch, Erwin Bugar, Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOVF) und Günter Distelrath, Präsident des Norddeutschen Fußball-Verbandes (NFV). Das letzte Wort über das jetzt gefasste Meinungsbild und die Regelung des Aufstiegs von den Regionalligen in die 3. Liga haben jetzt die Delegierten des am 26. und 27. September in Frankfurt am Main stattfindenden DFB-Bundestages.

Kritik kommt von Sven-Uwe Kühn, Sprecher der 3. Liga: »Das ist schlicht ungerecht.«

Neben all dem Verständnis für die Belange der Nordost-Klubs mischten sich aber auch kritische Töne über die Abstimmung. Sven-Uwe Kühn, Sprecher der 3. Liga im DFB-Spielausschuss, gab z bedenken: "Letztlich ist es für uns nicht schön, dass die Meister im Westen und Südwesten zwei direkte Aufsteiger stellen und wir aus drei Meistern zwei Aufsteiger ermitteln müssen. Das ist schlicht ungerecht. Letztlich aber gab es bei all den Gegensätzen und Unterschiedlichkeiten nur diesen einen Weg." Deutliche Ergebnisse brachten indes auch die Abstimmungen, eine zweigleisige (45 Nein-Stimmen, 9 Enthaltungen) oder dreigleisige (45 Nein-Stimmen, 7 Enthaltungen) vierte Liga einzuführen. Auch eine Zusammenlegung der Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen und Bayern zu einer Liga, das sogenannte "Fanszenen-Modell", verfehlte eine Mehrheit bei weitem (39 Nein-Stimmen, 11 Enthaltungen). Ebenfalls abgelehnt wurde die jährlich wechselnde freie Einteilung von vier Regionalligen nach ausschließlich geographischen Gesichtspunkten: (51 Nein-Stimmen, 1 Enthaltung).


Das sagen Vertreter bayerischer Regionalligisten:


Der Tenor auf die Entscheidung ist überwiegend positiv. Vor allem die kleinen Vereinen sind erleichtert, dass ihnen noch weitere Fahrten und damit steigende Kosten erspart bleiben.

Hermann Schiller (Teammanager FV Illertissen)
"Wir stehen voll hinter der Entscheidung. Die angedachte Zusammenführung wäre für uns wirtschaftlich nicht möglich gewesen. Die Fahrten zu den Auswärtsspielen nach Ostdeutschland wären auf einen Tag nicht machbar gewesen. Wir hätte übernachten müssen, das wäre finanziell einfach nicht darstellbar. Das Votum ist daher absolut in unserem Sinne."

Michael Matejka (Sportlicher Leiter SV Heimstetten)
"Ich finde es auf der einen Seite gut, da uns weitere Fahrtkosten erspart bleiben. Das wäre für den SV Heimstetten nicht stemmbar gewesen. Auf der anderen Seite ist die Aufstiegsregelung mit nur zwei Direktaufsteigern aus den drei Ligen Bayern, Nord und Nordost unfair. Ich bin wirklich gespannt, zu welcher Lösung sie da kommen. Aber da wir sehr wahrscheinlich nie um den Aufstieg in die 3. Liga spielen werden, ist die Aufstiegsregelung für uns das kleinere Übel."

Roman Plesche (Sportlicher Leiter FC Pipinsried)
"Für kleine Klubs ist das definitiv die bessere Lösung. Für uns zum Beispiel wäre der Mehraufwand brutal schwer zu stemmen. Aber: Falls es anders gekommen wäre und die Regionalliga Nordost aufgelöst worden wäre, hätten wir uns der neuen Herausforderung gestellt."

Karl-Heinz Fenk (Teammanager SV Wacker Burghausen)
"Die Entscheidung finden wir schade. Nur zwei von drei Meistern aus den Staffeln Bayern, Nord und Nordost steigen auf, wir sind der Meinung, dass alle Meister aufsteigen müssten. Natürlich wäre der damit verbundene Mehraufwand wirtschaftlich schwieriger zu stemmen, aber sportlich wäre die Sache einfach fairer."

Markus Clemens (Sportlicher Leiter SV Schalding-Heining)
"Das ist ein klares Votum und eine wichtiger Fingerzeig: Die Vereine haben sich eindeutig positioniert. Wichtig ist einfach, dass sich die Ligen wirtschaftlich tragen. Es darf nicht sein, dass in jedem Jahr drei oder vier Vereine vor der Insolvenz stehen. In der Regionalliga Bayern hat es das schon über Jahre nicht mehr gegeben, deshalb hat sich, mmeiner Meinung nach, dieses Projekt bewährt. Den Versuch, die Regionalligen immer mehr zu professionalisieren, sehe ich kritisch."

Benedikt Hotz (Sportlicher Leiter SV Viktoria Aschaffenburg)
"Wir finden es grundsätzlich gut, dass die drei Ligen eigenständig bleiben. Aber wie nun die Aufstiegsfrage geregelt wird, das ist ja weiterhin nicht geklärt. Eine Lösung zu finden, die alle zufriedenstellt, wird es wohl nicht geben. Ich persönlich würde vier Regionalligen präferieren. Dabei dürften allerdings die Regionalligen Südwest und West nicht unangetastet bleiben. Dazu dann eine zweigleisige 3. Liga. Alle vier Meister würden aufsteigen und aus den dritten Ligen gäbe es jeweils zwei Absteiger."



Aufrufe: 020.3.2019, 12:26 Uhr
PM / M.Willmerdinger Autor