2024-04-23T06:39:20.694Z

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Sieht Zeit für Veränderungen: DFB-Präsident Reinhard Grindel.
Sieht Zeit für Veränderungen: DFB-Präsident Reinhard Grindel.

Aufstiegsmodus zur 3. Liga vor Veränderung

Drei Varianten werden derzeit diskutiert

Das „Nadelöhr“ soll größer werden: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) plant eine Reform der oft kritisierten Aufstiegsregelung zur 3. Liga. Statt nur drei Vereine könnten ab der kommenden Saison 2018/19 mindestens vier Klubs aus den fünf Regionalligen den großen Sprung schaffen, der mehrere Hunderttausend Euro wert ist. „Verlierer“ wären die Drittligisten, von denen mindestens einer mehr vor dem Abstieg zittern müsste.

Entsprechende Überlegungen seitens der DFB-Führungsspitze wurden in der vergangenen Woche öffentlich, nachdem sich zu Wochenbeginn die Vorsitzenden der Landesverbände mit der DFB-Spitze in Frankfurt zu einem turnusmäßigen Gedankenaustausch getroffen hatten.

„Ich denke es gäbe gute Argumente, es überzeugend vermitteln zu können“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel über die Erwägungen: „Wir glauben auch, dass die Vertreter der 3. Liga wissen, dass wir dringend etwas ändern müssen. Ich hoffe, dass sie sich vor diesem Hintergrund solidarisch zeigen. Es wäre ein wichtiges Signal an die gesamte Fußballfamilie.“

Auch SHFV-Präsident Hans-Ludwig Meyer weiß um die aktuelle Brisanz. „Angesichts der derzeitigen Stimmungslage ist klar, dass wir etwas tun müssen“, erklärte der Vertreter des nördlichsten Bundeslandes in der DFB-Spitze.

Konkret werden derzeit mehrere Reform-Modelle besprochen. „Im September wollen wir die Gespräche mit den Regionalligaklubs und der 3. Liga führen. Anfang Oktober möchten wir den Spielausschuss offiziell mit der Prüfung beauftragen“, sagte Grindel.

Für die norddeutschen Vereine ist der entsprechende Termin bereits fixiert. Am 28. September sollen sich die Vertreter der beiden Drittligisten SV Meppen und Werder Bremen II, der derzeitigen Regionalligisten und der ambitionierten Oberligisten auf einer NFV-Veranstaltung in Bremen positionieren. Nach Abschluss dieser Gespräche würde der abschließende Vorschlag des Spielausschusses im Kreis der Landes- und Regionalverbände noch einmal abschließend besprochen, betonte Grindel. „Unser Ziel ist die Verabschiedung der neuen Struktur durch den DFB-Vorstand im Dezember.“

Zur Auswahl stehen derzeit mehrere Optionen. Eine Reduzierung der Regionalliga-Staffeln von derzeit fünf auf drei oder vier gehört nicht dazu. Eine solche Änderung könnte erst auf dem DFB-Bundestag 2019 beschlossen werden und damit erst zur Saison 2020/21 greifen. Außerdem hegen die Funktionäre auf Bundes- wie auf Landesebene Zweifel an der Sinnhaftigkeit einer solchen Reduzierung.

„Grundsätzlich halte ich es für richtig, bei einer fünfgleisigen Regionalliga zu bleiben. Die regionale Struktur macht ihre Attraktivität für Zuschauer, Sponsoren und das Fernsehen aus“, sagte Grindel. Meyer unterstützte das: „Aus norddeutscher Sicht sind die fünf Staffeln die beste Lösung.“ Bereits mehrfach hatte der SHFV-Boss betont, dass erst die Erweiterung auf fünf Staffeln im Jahr 2012 für zahlreiche Vereine aus Schleswig-Holstein wieder Perspektiven eröffnet hatte – nicht nur für Außenseiter wie den SV Eichede oder derzeit Eutin 08, sondern selbst für die inzwischen ambitionierten Flensburger oder den VfB Lübeck nach Überwindung seiner Insolvenz.

Diskutiert wird derzeit über drei Varianten. Die einfachste ist die Veränderung des Aufstiegsmodus in der Form, dass im Rahmen einer Aufstiegsrunde in zwei Dreiergruppen vier Aufsteiger ermittelt werden. Teilnahmeberechtigt wären wie bislang die fünf Staffelsieger und der Zweite der mit Abstand größten Staffel Südwest.

Allerdings signalisierte man im Südwesten, für eine Verbesserung der Aufstiegschancen auch den zweiten Teilnehmer opfern zu wollen. „Diese Bereitschaft war in den Gesprächen zu sehen“, bestätigte Meyer. Und so kommen auch zwei aussichtsreiche Varianten ins Gespräch. Eine Option wäre die Aufstockung der 3. Liga auf 22 Mannschaften bei dann fünf Auf- und Absteigern aus der Regionalliga.

Bei den Drittligisten dürfte diese Variante auf wenig Gegenliebe stoßen – bedeutet sie doch weniger Planungssicherheit, höhere Belastung und im Schnitt weniger Fernseheinnahmen. „Sicher nicht ideal. Aber wir hatten jahrelang auch schon vier Absteiger in der 2. Liga bei 18 Mannschaften. Das war im Verhältnis ähnlich“, sagte Florian Möller, Geschäftsführer des Aufstiegsaspiranten VfB Lübeck und betonte: „Für uns als Regionalligist wäre das natürlich die beste Lösung.“ Gleichzeitig fügte er an: „Ob wir das als Drittligist noch genauso sehen würden, weiß ich nicht.“

Ebenfalls einen Absteiger mehr als bisher in der 3. Liga sieht das sogenannte „rollierende System“ vor. Der DFB-Präsident präferiert offenbar dieses Modell „vier von fünf“. Von den fünf Staffelsiegern (Nord, Nordost, West, Südwest, Bayern) würden vier Meister aufsteigen, vier Drittligaklubs stiegen dann ab. Im Voraus für fünf Jahre soll beschlossen werden, welche drei Erstplatzierten direkt aufsteigen. Die beiden weiteren Regionalliga-Gewinner würden dann einen vierten Aufstiegsplatz ausspielen. Sichergestellt würde damit zumindest, dass ein Meister nicht zwei Mal in Folge scheitern kann, wie es zuletzt Waldhof Mannheim passierte.

„Optimal ist das sicher auch noch nicht, aber für die Regionalligisten sicher ein Fortschritt“, betonte Möller. SHFV-Boss Meyer favorisiert dieses Modell, auch weil er eine 22er-Staffel für wenig praktikabel hält. „Das geht vielleicht in England. Aber dort gibt es auch keine Winterpause.“ Im Nordosten hingegen scheint man die Aufstockung der 3. Liga zu bevorzugen.

„Wir gehen ohne Festlegungen ergebnisoffen in die Diskussionen. Aber ich denke, dass das Modell vier aus fünf gute Chancen haben könnte, sich durchzusetzen“, sagte Grindel. „Der Grundsatz, der Meister muss aufsteigen, wird zwar nicht in Gänze erreicht, aber in den meisten Fällen. Das Modell würde so angelegt sein, dass für die Klubs deutlich mehr Planungssicherheit herrschen würde als im aktuellen Modus.“

Zu weit vorgreifen wollte der DFB-Präsident aber nicht: „Ich betone dabei, dass es sich nur um eines von mehreren Modellen handelt, über die gemeinsam und offen diskutiert werden soll. Es muss sich dann zeigen, welche Lösung die größte Zustimmung erfährt.“

Auch der zweite Aufstiegsaspirant aus Schleswig-Holstein sprach sich für Veränderungen aus. „Eine Mannschaft, die Meister wird, muss auch aufsteigen“, sagte Harald Uhr, Geschäftsführer der Liga-GmbH des SC Weiche Flensburg 08, der die Regionalliga-Meisterschaft zum Ziel erklärt hatte. Uhr weiter: „Die 3. Liga ist eine echte Profiliga. Wenn man nach der Relegation nur vier bis sechs Wochen Zeit zur Planung hat, ist das zu knapp.“ Die Reformansätze bezeichnete er als „vernünftig“. Auf längere Sicht hält Uhr eine Rückkehr zu drei Regionalligen für angebracht: „Bayern kann nicht sein eigenes Süppchen kochen.“
Aufrufe: 018.9.2017, 15:40 Uhr
SHZ / Christian Jessen/sid/uscAutor