2024-06-14T14:12:32.331Z

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Gegen den STV Deutenbach (rot) gelang dem SV 73 Süd der Sprung an die Tabellenspitze. F: Ralf Rödel
Gegen den STV Deutenbach (rot) gelang dem SV 73 Süd der Sprung an die Tabellenspitze. F: Ralf Rödel

Aufstieg in Bezirksliga als Problembewältigung

Der SV 73 Süd ist vor der Fusion mit dem ATV Frankonia auf dem besten Wege, wieder der alte SV 73 Süd zu werden

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Michael Green ist vor zwei Jahren gekommen, um aus dem neuen SV Süd 73 wieder den alten SV Süd 73 zu machen. Seit Sonntag stehen die Fuß­baller wieder auf Rang eins der Kreis­liga-Tabelle. Doch den SV 73 Süd, sagt Green, wird es bald nicht mehr geben.

Michael Green trägt zu Spielen sei­ner Mannschaft immer einen blau­schwarzen Trainingsanzug. Es ist so etwas wie seine Uniform als Trainer, es geht ja auch ein wenig um Außen­wirkung für den Verein, selbst in der Kreisliga. Werbung steht außerdem auch auf dem Rücken - es macht also Sinn, ihn sich immer wieder anzuzie­hen. Für Green aber ist dieser Trai­ningsanzug vielleicht schon mehr ge­worden als nur ein Kleidungsstück - er ist schon so etwas wie ein Glücks­bringer: 13 Spiele hat der SV 1873 Süd in dieser Kreisliga-Saison absol­viert, neun davon gewonnen, acht so­gar in Folge.

Die Süder, lange Zeit als kaputt­gewirtschafteter Chaosverein ver­schrien, ist seit diesem Wochenende zurück an der Tabellenspitze, punkt­gleich mit dem Post SV. „Die Tabellen­führung“, behauptet Michael Green, als er nach dem Spiel in seinem blau­schwarzen Trainingsanzug an der Bande lehnt, „die ist bei uns aber kein Thema.“ Der Süder Trainer hat den Tabellen­stand nicht als Motivation eingesetzt beim Verfolgerduell mit dem STV Deu­tenbach. Nein, „die Tabelle ist zu die­sem Zeitpunkt der Saison doch irrele­vant - ob wir jetzt einen Punkt vor oder hinter Post stehen, ist egal.“ Ge­ärgert hat er sich dann trotzdem über das 1:1 (0:0) gegen Deutenbach, dem ersten nicht gewonnenen Heimspiel dieser Saison.

Michael Green war es nämlich dar­um gegangen, mit einem Heimsieg den Abstand zu den Verfolgern zu vergrö­ßern: Acht Punkte auf Deutenbach, neun auf Kalchreuth - das wäre das Ziel gewesen. „Wir denken bei Süd nur noch in kleinen Schritten.“ Deshalb haben sie sich sogar ein Poster gemalt, Zahlen stehen da drauf, es sind alles kleine Etappenzie­le; 40 Punkte für den Nichtabstieg, 65 Punkte für Platz zwei, 73 für Platz eins. „Diese 40 noch zu erreichen, das wäre ideal am Ende der Vorrunde“, sagt Green. Es geht so gesehen der­zeit für den Tabellenführer erst ein­mal darum, nicht abzusteigen. Die Zei­ten des Hochmuts sind in der Wer­derau vorbei, bedeutet das, die Zeiten, als man zu Landesliga-Spielen allen ernstes einen VIP-Bereich bewirt­schaftete, bei Zigarre und Häppchen diskutierte, ob nun wirklich bald der große Hans Meyer bei den Südern an der Linie stehe. Süd stieg dann ab, zweimal hintereinander, teure Fuß­ball­Legionäre nahmen Reißaus aus der Maiacher Straße, die zweite Mannschaft löste sich auf, die Vorstand­schaft zerstritt sich und der Abtei­lungsleiter rief bei Michael Green an, weil der doch selbst einst in der Jugend beim SV 1873 im Tor stand, damals, als der Verein noch die Num­mer zwei hinter dem großen 1. FC Nürnberg war. Ob er ihnen nicht hel­fen wolle, fragte man den 33-Jähri­gen, aus dem neuen Süd 73 wieder das alte Süd 73 zu machen.

Zwei Jahre ist das nun her, es gibt wieder eine zweite Mannschaft, die in der B-Klasse um den Aufstieg mit­spielt, alle Jugendmannschaften sind besetzt, die A-Jugend spielt in der Landesliga, die erste Mannschaft hat den freien Fall gestoppt und klettert langsam wieder nach oben.

„Nur den SV 1873 Süd“, sagt Micha­el Green, „den wird es bald nicht mehr geben.“ Weil die Schuldenlast den Verein zu erdrücken droht, haben sie mit dem ATV Frankonia einen Partner für eine Fusion gefunden, ein Teil des Trai­ningsgeländes wird verkauft und mit Wohnhäusern bebaut, es ist der Übungsplatz, auf dem viele alte Süder das erste Mal gegen den Fußball tra­ten. „Ob das traurig ist oder nicht, zählt nicht“, sagt Green und blickt auf dieses kleine Rasenfeld. „Es geht jetzt hier ums Überleben.“

„Wir sagen nur noch ,wir‘“

Da muss man auch hinnehmen, dass von dem traditionsreichen Namen SV 1873 Süd nur noch das Vereinsjahr übrig bleiben wird: ATV 1873 Franko­nia soll der Fusionsverein heißen, die Heimspiele wollen die Fußballer zumindest die kommenden Jahre noch in der Maiacher Straße austragen.

Doch auch diese hochpolitische und emotionale Entwicklung spielt in die laufende Saison hinein; Frankonia und Süd 73 spielen derzeit beide in der Kreisliga, von einem Verein darf aber nur eine Mannschaft pro Liga vertreten sein. „Da gehen wir sicher einem Problem aus dem Weg, wenn wir aufsteigen“, sagt Green. Sollte das nicht klappen, glaubt der Trainer aber ebenfalls nicht an ein großes Pro­blem: Die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen von Frankonia sei jetzt schon großartig. „Wir sagen schon gar nicht mehr ,ihr‘, sondern nur noch ,wir‘.“ Wer dann Trainer der neuen Mann­schaft wird, ist aber noch nicht ge­klärt. „Das müssen wir bald bespre­chen“, sagt Green, der gerne weiter­hin helfen würde, die Fußballer nach vorne zu bringen. Das Vorbild bleibt der alte SV 73 Süd, der Fusionsverein wäre demnach eine gute Adresse. Nur diesen Trainingsanzug dürfte er dann nicht mehr tragen, SV 73 Süd steht ja hinten drauf. „Der“, sagt Michael Green, „wäre dann immerhin bald eine Rarität.“

Aufrufe: 021.10.2014, 16:24 Uhr
Christoph BeneschAutor