Michael Green ist vor zwei Jahren gekommen, um aus dem neuen SV Süd 73 wieder den alten SV Süd 73 zu machen. Seit Sonntag stehen die Fußballer wieder auf Rang eins der Kreisliga-Tabelle. Doch den SV 73 Süd, sagt Green, wird es bald nicht mehr geben.
Die Süder, lange Zeit als kaputtgewirtschafteter Chaosverein verschrien, ist seit diesem Wochenende zurück an der Tabellenspitze, punktgleich mit dem Post SV. „Die Tabellenführung“, behauptet Michael Green, als er nach dem Spiel in seinem blauschwarzen Trainingsanzug an der Bande lehnt, „die ist bei uns aber kein Thema.“ Der Süder Trainer hat den Tabellenstand nicht als Motivation eingesetzt beim Verfolgerduell mit dem STV Deutenbach. Nein, „die Tabelle ist zu diesem Zeitpunkt der Saison doch irrelevant - ob wir jetzt einen Punkt vor oder hinter Post stehen, ist egal.“ Geärgert hat er sich dann trotzdem über das 1:1 (0:0) gegen Deutenbach, dem ersten nicht gewonnenen Heimspiel dieser Saison.
Michael Green war es nämlich darum gegangen, mit einem Heimsieg den Abstand zu den Verfolgern zu vergrößern: Acht Punkte auf Deutenbach, neun auf Kalchreuth - das wäre das Ziel gewesen. „Wir denken bei Süd nur noch in kleinen Schritten.“ Deshalb haben sie sich sogar ein Poster gemalt, Zahlen stehen da drauf, es sind alles kleine Etappenziele; 40 Punkte für den Nichtabstieg, 65 Punkte für Platz zwei, 73 für Platz eins. „Diese 40 noch zu erreichen, das wäre ideal am Ende der Vorrunde“, sagt Green. Es geht so gesehen derzeit für den Tabellenführer erst einmal darum, nicht abzusteigen. Die Zeiten des Hochmuts sind in der Werderau vorbei, bedeutet das, die Zeiten, als man zu Landesliga-Spielen allen ernstes einen VIP-Bereich bewirtschaftete, bei Zigarre und Häppchen diskutierte, ob nun wirklich bald der große Hans Meyer bei den Südern an der Linie stehe. Süd stieg dann ab, zweimal hintereinander, teure FußballLegionäre nahmen Reißaus aus der Maiacher Straße, die zweite Mannschaft löste sich auf, die Vorstandschaft zerstritt sich und der Abteilungsleiter rief bei Michael Green an, weil der doch selbst einst in der Jugend beim SV 1873 im Tor stand, damals, als der Verein noch die Nummer zwei hinter dem großen 1. FC Nürnberg war. Ob er ihnen nicht helfen wolle, fragte man den 33-Jährigen, aus dem neuen Süd 73 wieder das alte Süd 73 zu machen.
Zwei Jahre ist das nun her, es gibt wieder eine zweite Mannschaft, die in der B-Klasse um den Aufstieg mitspielt, alle Jugendmannschaften sind besetzt, die A-Jugend spielt in der Landesliga, die erste Mannschaft hat den freien Fall gestoppt und klettert langsam wieder nach oben.
„Nur den SV 1873 Süd“, sagt Michael Green, „den wird es bald nicht mehr geben.“ Weil die Schuldenlast den Verein zu erdrücken droht, haben sie mit dem ATV Frankonia einen Partner für eine Fusion gefunden, ein Teil des Trainingsgeländes wird verkauft und mit Wohnhäusern bebaut, es ist der Übungsplatz, auf dem viele alte Süder das erste Mal gegen den Fußball traten. „Ob das traurig ist oder nicht, zählt nicht“, sagt Green und blickt auf dieses kleine Rasenfeld. „Es geht jetzt hier ums Überleben.“
Da muss man auch hinnehmen, dass von dem traditionsreichen Namen SV 1873 Süd nur noch das Vereinsjahr übrig bleiben wird: ATV 1873 Frankonia soll der Fusionsverein heißen, die Heimspiele wollen die Fußballer zumindest die kommenden Jahre noch in der Maiacher Straße austragen.
Doch auch diese hochpolitische und emotionale Entwicklung spielt in die laufende Saison hinein; Frankonia und Süd 73 spielen derzeit beide in der Kreisliga, von einem Verein darf aber nur eine Mannschaft pro Liga vertreten sein. „Da gehen wir sicher einem Problem aus dem Weg, wenn wir aufsteigen“, sagt Green. Sollte das nicht klappen, glaubt der Trainer aber ebenfalls nicht an ein großes Problem: Die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen von Frankonia sei jetzt schon großartig. „Wir sagen schon gar nicht mehr ,ihr‘, sondern nur noch ,wir‘.“ Wer dann Trainer der neuen Mannschaft wird, ist aber noch nicht geklärt. „Das müssen wir bald besprechen“, sagt Green, der gerne weiterhin helfen würde, die Fußballer nach vorne zu bringen. Das Vorbild bleibt der alte SV 73 Süd, der Fusionsverein wäre demnach eine gute Adresse. Nur diesen Trainingsanzug dürfte er dann nicht mehr tragen, SV 73 Süd steht ja hinten drauf. „Der“, sagt Michael Green, „wäre dann immerhin bald eine Rarität.“