
Seine Zeit am College neigt sich dem Ende entgegen, in zwei Wochen besucht der gebürtige Würselener seine letzte Vorlesung. Zuvor würde Afamefuna mit seiner Mannschaft aber gerne noch einen weiteren ganz besonderen Moment erleben. Natürlich in Cary, dem Ort, an dem auch das Finale des College Cups ausgetragen wird. Die besten 48 Universitätsmannschaften aus den Vereinigten Staaten treten in diesem prestigeträchtigen Wettbewerb gegeneinander an, um ihren nationalen Sieger zu ermitteln. Die Zahl der Teilnehmer hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten auf acht reduziert. Nach Cary reisen aber nur die besten vier Teams, vom 13. bis 15. Dezember kommt es im WakeMed-Soccer-Park zum großen Showdown vor einigen Tausend Zuschauern.
19 von 21 Spielen gewonnen
„Wenn wir als Sieger hervorgehen, sind wir eine der besten Mannschaften, die den College Cup je gewonnen haben“, sagt Afamefuna, der in dieser Saison mit seiner Mannschaft 19 von 21 Spielen erfolgreich gestaltet hat. „Diesen Titel zu gewinnen, wäre etwas, was uns als Spieler ein Leben lang verbindet.“ Der talentierte Linksverteidiger ist allerdings kein Freund davon, zu weit in die Zukunft zu blicken. „Wir müssen uns erst einmal im Viertelfinale durchsetzen, damit wir nach Cary fahren dürfen.“ Die Entscheidung fällt am morgigen Freitag, wenn die Cavaliers gegen die Southern Methodist University spielen.
Dass der Weg Afamefuna überhaupt nach Amerika geführt hat, hat auch ein bisschen mit einer Verletzung zu tun. Bei Borussia Mönchengladbach merkten die Verantwortlichen schnell, dass der Deutsch-Nigerianer Fähigkeiten besitzt, die nicht viele Jugendspieler seines Alters vorweisen konnten: technisch stark, eine ordentliche Zweikampfführung und eine sehr gute Antizipation von Spielsituationen. Seine vielleicht größte Stärke ist aber bis heute sein Ehrgeiz, der Afamefuna sogar in die Uefa-Youth-League geführt hat.
Der ehemalige Schüler des Städtischen Gymnasiums Würselen hatte im September 2015 das große Pech, dass er sich vor der Partie der Gladbacher in Sevilla verletzt hatte. Der ehrgeizige Afamefuna ließ sich aber nicht ausbremsen, spielte 90 Minuten durch. Kurz nach der Begegnung stellte sich dann heraus, dass seine Verletzung ein Meniskusriss war.
Es war allerdings sein letztes Spiel für die Borussia, da die Verantwortlichen Afamefuna mitteilten, dass sie nicht weiter mit ihm planen. Sie glaubten nicht, dass er wieder so spielen werde wie vor der Verletzung. „Ich habe aber noch regelmäßig Kontakt mit Oliver Neuville und Arie van Lent. Die Zeit in Gladbach war sehr lehrreich.“ Gerne denkt er auch an die Anfangsjahre bei seinem Heimatverein Sparta Würselen (2002-2008) zurück. „Mein damaliger Trainer Peter Visé hat mich überzeugt, dass ich Profi-Fußballer werden kann“, sagt Afamefuna, der auch für Westwacht Aachen (2008) und Alemannia Aachen (2008-2013) in der Jugend aufgelaufen ist und mehrfach gegen Kai Havertz gespielt hat. „Ich war zwar nie der Tempodribbler, der vier Leute stehen gelassen hat. Aber ich habe mich kontinuierlich weiterentwickelt.“
Als das Kapitel in Mönchengladbach beendet war, entschied sich der gute Schüler (Abiturschnitt 1,9), im Juli 2016 einen anderen Weg einzuschlagen. „In den USA wurde mir die Möglichkeit gegeben, zu studieren und gleichzeitig weiter Fußball auf höchstem Niveau spielen zu können.“ Er erhielt ein Stipendium, und die fußballerische Entwicklung des fleißigen Arbeiters ging in Virgina weiter. Es bedeutet ihm aber noch viel mehr, dass „ich mich als Führungsspieler auch menschlich weiterentwickelt habe“.
Der Kapitän der Cavaliers hofft nicht nur den College Cup zu gewinnen, sondern auch den Sprung in den Profifußball zu schaffen. Im Januar steht der Super-Draft der Major League Soccer an, der höchsten Spielklasse im amerikanischen und kanadischen Fußball. Und Afamefuna hofft, dass auch sein Name aufgerufen wird. Im Januar wird er bei einigen MLS-Klubs ein Probetraining absolvieren. „Ich denke, dass sich Qualität durchsetzt. Ob es für mich reicht, wird sich zeigen“, sagt Afamefuna. Der Spielführer des College-Cup-Siegers dürfte nicht die schlechtesten Karten besitzen, einen Vertrag zu erhalten. Damit sich Afamefuna so nennen darf, müssen die Cavaliers noch drei Spiele gewinnen.