2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Tobias Schlauderer (l. in rot-weiß) war vier Jahre Jahn-Profi und stieg 2012 mit dem SSV in die 2. Bundesliga auf. Foto: Nickl
Tobias Schlauderer (l. in rot-weiß) war vier Jahre Jahn-Profi und stieg 2012 mit dem SSV in die 2. Bundesliga auf. Foto: Nickl

Ex-Jahn-Profi wird Coach in Kelheim

Tobias Schlauderer (35) tritt im Sommer beim ATSV an +++ "Ich will Leidenschaft reinlegen“, sagt der SSV-Aufstiegsheld von 2012.

Fast sieben Jahre ist es her, da tanzten sie auf dem Rasen: Michael Hofmann, Oliver Hein, Selcuk Alibaz, Tobias Schweinsteiger und wie sie alle hießen. Der SSV Jahn Regensburg hatte gegen den Karlsruher SC in der Relegation den Sprung in die 2. Bundesliga geschafft. Zu den Aufstiegshelden gehörte auch der Kelheimer Tobias Schlauderer.

Ab dem Sommer 2019 wendet sich der 35-Jährige einer neuen Rolle zu: Der Ex-Profi wird Trainer des ATSV Kelheim. "Ich will im Fußball etwas bewegen“, sagt Schlauderer. Ein neues Trainer-Trio präsentiert der Bezirksligist um den ehemaligen Kicker von 1. FC Nürnberg, FC Ingolstadt und SSV Jahn.

„Tobias Schlauderer ist auch menschlich ein Riesengewinn.“ Thomas Wutzlhofer

Für Abteilungsleiter Thomas Wutzlhofer ist Schlauderer "nicht nur sportlich, sondern auch menschlich ein Riesengewinn." Dem früheren Profi stehen die Co-Trainer Sebastian Böhm und Thomas Sommer zur Seite. Der aktuelle Coach Richard Ott hört am Ende der Saison auf. "Richard leistet hervorragende Arbeit“, betont Wutzlhofer. Mit Ott und Böhm, der bereits Co-Trainer ist, werde man im Frühjahr alles unternehmen, "um den Klassenerhalt zu erreichen“.

Aderlass stoppen

Das Engagement von Schlauderer gilt auch für die Kreisliga. "Ich will wieder mehr Schwung reinbringen“, sagt der angehende Coach. Er und Wutzlhofer verhehlen nicht, dass es einen "Negativtrend“, so der Abteilungsleiter, gibt. "Vermehrt haben sich in den letzten Jahren eigene A-Jugendspieler dazu entschlossen, zu anderen Vereinen zu wechseln“, so Wutzlhofer. "Wir wollen eine Einheit schaffen, aus erster und zweiter Mannschaft und der U19“, gibt Schlauderer aus. Explizit um die zweite Garde wird sich Thomas Sommer kümmern. Der 30-Jährige spielte in seiner aktiven Zeit beim Freien TuS Regensburg bis in die Bayernliga und trainierte schon einige Teams der JFG Befreiungshalle. Er soll junge Kicker an die erste Reihe heranführen. "Ich finde es schade, wenn sich Spieler nach der Jugend verabschieden. Wir brauchen junge, willige Kicker“, sagt Tobias Schlauderer. Co-Trainer Böhm sein dankt seines taktischen Know-how "eine optimale Ergänzung zu Schlauderer und Sommer“, so Wutzlhofer.


Er selbst läuft nicht mehr auf
Dass der Ex-Profi übernimmt, mag sich überraschend anhören, ist es tatsächlich aber nicht. „Ich bin mit dem ATSV eng verbunden“, sagt der Mann aus dem Kelheimer Ort Unterwendling. Schon nach seiner Profi-Laufbahn, die er 2012 nach dem Aufstieg beendete, kam er über die Zwischenstation ATSV Pirkensee-Ponholz 2013 nach Kelheim. Unter Trainer Karsten Wettberg schaffte die Truppe binnen zwei Jahren den Sprung von der Kreis- in die Landesliga. Die erfolgreiche Relegation in 2015 gegen SV Neukirchen/Hl. Blut ist für Schlauderer Beleg, „wie viel man über Willen und Entschlossenheit erreichen kann. Beim Rückspiel fehlten etliche Spieler verletzt, trotzdem haben wir es gepackt.“ Nach dem Landesliga-Aufstieg mit dem ATSV hakte Schlauderer seine Fußballzeit endgültig ab. „Ich werde als Coach nicht mehr spielen. Natürlich trainiere ich mit, um fit zu bleiben.“

Mit Familie lebt er in Ingolstadt
Die Bande zu den Grün-Roten rissen auch nach dem Abschied nicht ab. Schlauderer kickt in der AH des ATSV und schaut oft bei Spielen vorbei, obwohl er mit seiner Familie in Ingolstadt lebt. Sein Engagement sieht er auch als "Freundschaftsdienst“. Er wolle die Abteilungsführung, "die viel investiert“, unterstützen. "Der Fußball hat mir in meinem Leben viel gegeben – jetzt kann ich etwas zurückgeben.“ Eine Diskussion lässt der 35-Jährige, der vor wenigen Tagen Geburtstag feierte, erst gar nicht aufkommen: "Es gibt kein Geld beim ATSV. Wir werden sicher nicht in externe Spieler investieren. Das würde unser Konzept kaputt machen.“ Er hoffe, den aktuellen Kader halten zu können. „Es sieht ganz gut aus.“ Nur Alexander Rott hat sich bereits zur Rückkehr zum SV Kelheimwinzer entschlossen. „Vielleicht hilft meine Person, den einen oder anderen jungen Spieler zu locken.“

„Fehler darf man machen. Aber Wille und Einstellung müssen da sein.“ Tobias Schlauderer

Die Gespräche mit ihm hätten sich im Winter konkretisiert, erklärt der Ex-Profi. Mit "Leidenschaft“ wolle er seine Arbeit angehen, und auch mit neuen Ideen. "Ich fände etwa Freitagabendspiele bei Flutlicht einen guten Ansatz. Solche Partien haben eine eigene Stimmung und ziehen vielleicht mehr Fans an. Mich stimmt es schon nachdenklich, wenn immer weniger Zuschauer zum ATSV kommen.“

Mit Markus Weinzierl befreundet

Der frühere Berufsfußballer, der derzeit den Trainer-B-Schein macht, hat aber auch Erwartungen an die Spieler. "Jungen Kickern muss man Fehler zugestehen. Aber Wille, Einstellung und Leidenschaft müssen vorhanden sein.“ Kurzfristige Trainingsabmeldungen etwa kann er nicht verstehen. "Das liegt nicht an meinem früheren Profi-Dasein, sondern einfach daran, dass für uns Fußball alles war.“ Die Freizeitalternativen nehmen zu, umso mehr muss man die Begeisterung fürs Kicken wieder wecken. Das geht aber nur über Gemeinschaftssinn. Rückblickend auf seine Karriere rage der Aufstieg mit dem Jahn heraus. "Mit vielen Kollegen von damals halte ich noch Kontakt. Vor Kurzem erst sind wir als Traditionsmannschaft angetreten.“ Mit Aufstiegscoach Markus Weinzierl sei er befreundet. "Der Teamgeist dieser Truppe zeigt, wie viel man erreichen kann“, sagt Schlauderer, der den ATSV in eine gesicherte Bezirksliga-Zukunft führen will.
Aufrufe: 018.2.2019, 11:00 Uhr
Martin RutrechtAutor