Fast sieben Jahre ist es her, da tanzten sie auf dem Rasen: Michael Hofmann, Oliver Hein, Selcuk Alibaz, Tobias Schweinsteiger und wie sie alle hießen. Der SSV Jahn Regensburg hatte gegen den Karlsruher SC in der Relegation den Sprung in die 2. Bundesliga geschafft. Zu den Aufstiegshelden gehörte auch der Kelheimer Tobias Schlauderer.
Ab dem Sommer 2019 wendet sich der 35-Jährige einer neuen Rolle zu: Der Ex-Profi wird Trainer des ATSV Kelheim. "Ich will im Fußball etwas bewegen“, sagt Schlauderer. Ein neues Trainer-Trio präsentiert der Bezirksligist um den ehemaligen Kicker von 1. FC Nürnberg, FC Ingolstadt und SSV Jahn.
„Tobias Schlauderer ist auch menschlich ein Riesengewinn.“ Thomas Wutzlhofer
Für Abteilungsleiter Thomas Wutzlhofer ist Schlauderer "nicht nur sportlich, sondern auch menschlich ein Riesengewinn." Dem früheren Profi stehen die Co-Trainer Sebastian Böhm und Thomas Sommer zur Seite. Der aktuelle Coach Richard Ott hört am Ende der Saison auf. "Richard leistet hervorragende Arbeit“, betont Wutzlhofer. Mit Ott und Böhm, der bereits Co-Trainer ist, werde man im Frühjahr alles unternehmen, "um den Klassenerhalt zu erreichen“.
Aderlass stoppen
Er selbst läuft nicht mehr auf
Dass der Ex-Profi übernimmt, mag sich überraschend anhören, ist es tatsächlich aber nicht. „Ich bin mit dem ATSV eng verbunden“, sagt der Mann aus dem Kelheimer Ort Unterwendling. Schon nach seiner Profi-Laufbahn, die er 2012 nach dem Aufstieg beendete, kam er über die Zwischenstation ATSV Pirkensee-Ponholz 2013 nach Kelheim. Unter Trainer Karsten Wettberg schaffte die Truppe binnen zwei Jahren den Sprung von der Kreis- in die Landesliga. Die erfolgreiche Relegation in 2015 gegen SV Neukirchen/Hl. Blut ist für Schlauderer Beleg, „wie viel man über Willen und Entschlossenheit erreichen kann. Beim Rückspiel fehlten etliche Spieler verletzt, trotzdem haben wir es gepackt.“ Nach dem Landesliga-Aufstieg mit dem ATSV hakte Schlauderer seine Fußballzeit endgültig ab. „Ich werde als Coach nicht mehr spielen. Natürlich trainiere ich mit, um fit zu bleiben.“
Mit Familie lebt er in Ingolstadt
Die Bande zu den Grün-Roten rissen auch nach dem Abschied nicht ab. Schlauderer kickt in der AH des ATSV und schaut oft bei Spielen vorbei, obwohl er mit seiner Familie in Ingolstadt lebt. Sein Engagement sieht er auch als "Freundschaftsdienst“. Er wolle die Abteilungsführung, "die viel investiert“, unterstützen. "Der Fußball hat mir in meinem Leben viel gegeben – jetzt kann ich etwas zurückgeben.“ Eine Diskussion lässt der 35-Jährige, der vor wenigen Tagen Geburtstag feierte, erst gar nicht aufkommen: "Es gibt kein Geld beim ATSV. Wir werden sicher nicht in externe Spieler investieren. Das würde unser Konzept kaputt machen.“ Er hoffe, den aktuellen Kader halten zu können. „Es sieht ganz gut aus.“ Nur Alexander Rott hat sich bereits zur Rückkehr zum SV Kelheimwinzer entschlossen. „Vielleicht hilft meine Person, den einen oder anderen jungen Spieler zu locken.“
„Fehler darf man machen. Aber Wille und Einstellung müssen da sein.“ Tobias Schlauderer
Die Gespräche mit ihm hätten sich im Winter konkretisiert, erklärt der Ex-Profi. Mit "Leidenschaft“ wolle er seine Arbeit angehen, und auch mit neuen Ideen. "Ich fände etwa Freitagabendspiele bei Flutlicht einen guten Ansatz. Solche Partien haben eine eigene Stimmung und ziehen vielleicht mehr Fans an. Mich stimmt es schon nachdenklich, wenn immer weniger Zuschauer zum ATSV kommen.“