SV Tennenlohe - ASV Zirndorf 2:2 (1:1)
„Wir haben zwei Punkte verloren und einen gewonnen.“ Mit dieser scheinbar paradoxen Feststellung brachte ASV-Trainer Martin Herrmann das Geschehen in den 100 Minuten zuvor (inklusive zweier Trinkpausen) treffend auf den Punkt.
Zirndorf bot den strukturierteren, ballsichereren und technisch ansehnlicheren Fußball, während die gerade aufgestiegenen Gastgeber vor allem mit Kampfkraft und weiten Schlägen samt Nachsetzen und Spekulieren auf zweite Bälle dagegenhielten. Was beide Teams allerdings gemeinsam „auszeichnete“, ist das verbesserungswürdige Spiel nach vorne. Tennenlohe verlor zu viele Bälle im Aufbau durch ungenaue Pässe, musste viel Kraft darauf verwenden, diese Fehler auszubügeln. Doch: Die Erlanger Vorstädter nutzten ihre zahlenmäßig doch deutlich geringeren Chancen einen Tick konsequenter, auch wenn ihr neuer Spielertrainer Dietmar Kusnyarik vor allem der einen Aktion in der 20. Minute nachtrauerte, als David Hinrichs sich auf Linksaußen energisch durchgesetzt hatte, punktgenau flankte – doch der sich mehrfach auszeichnende Gästekeeper Stefan Loesel wehrte per Glanzparade den durchaus platzierten Kopfball des vom Landesligisten Veitsbronn gekommenen „Didi“ Kusnyarik bravourös ab.
Zu dem Zeitpunkt hätte Zirndorf eigentlich schon 2:0 führen müssen, doch Marco Jakl brachte das Kunststück fertig, freistehend aus drei Metern über das SV-Gehäuse zu schießen (10.), und nur zwei Minuten später wurde er im letzten Moment drei Meter vor dem Tor bei seinem Schussversuch geblockt. Beide Male – wie später noch öfter – glich die Abwehr der Hausherren einem Hühnerhaufen, bildete eher Begleitschutz, statt energisch zu klären. Und wenn sie dies doch einmal versuchten, geschah dies öfter mal eher ungeschickt: Gleich zweimal bekamen die Gäste direkt an der Strafraumgrenze direkte Freistöße zugesprochen, ohne allerdings daraus Kapital zu schlagen (23., 45.+2). Gefährlich wurde Tennenlohe meist nur, wenn Kusnyarik beteiligt war. So auch beim 1:0, als er einen Freistoß schnell ausführte, diagonal übers Feld schlug, Christoph Arnold den Ball geschickt aufnahm und eiskalt einschob (30.). Allerdings hatte die Führung gerade mal zehn Minuten Bestand: Diesmal war es die SV-Defensive, die schlummerte. Sie ließ Jonas Zehmeister ungestört flanken und bestaunte Marco Jakls entschlossenen Abschluss per Drehschuss aus 16 Metern.
Ähnlich ging es nach dem Seitenwechsel weiter: Zehmeister tauchte sieben Minuten nach Wiederanpfiff frei vor SV-Keeper Karsten Thum auf, jagte das Spielgerät aber aus fünf Metern – und zugegebenermaßen spitzem Winkel – hoch übers Tor. Wie die Gäste gegen die stärker werdenden Tennenloher einige gute Konterchancen unkonzentriert liegen ließen – lediglich Rafael Majewski traf mit einem Distanzschuss und glich damit die 2:1-Führung der Gastgeber aus (85.): Kusnyarik hatte Stefan Forster bedient und für Hinrichs perfekt in die Gasse gelegt (75.). „Normalerweise vergibt er diese Chancen“, schmunzelte Tennenlohes Spielertrainer hinterher angesichts des überlegten Abschlusses seines Stürmers.
„Es war ein glücklicher, aber nicht unverdienter Punkt“, zeigte sich Kusnyarik durchaus zufrieden – wie auch mit dem überraschend gelungenen Saisonstart als Aufsteiger mit zehn Punkten aus fünf Partien. „Die haben uns nicht viele zugetraut“, sagte er und setzt darauf, dass seine Spieler schnell lernen, um sich in der Bezirksliga zu behaupten. Und sich vielleicht auch das eine oder andere von der spielerischen Dominanz der Zirndorfer abzuschauen. „Bei uns hängt in der Kabine ein Plakat: ,Wir wollen Fußball spielen, nicht schlagen, sondern spielen!‘“, erläuterte Ex-Profi Martin Herrmann sein Credo. Dafür nehme er es auch in Kauf, wenn seine Mannschaft mal in Schönheit sterbe. Oder anders formuliert: „Wir wollen uns Torchancen erspielen, nicht erkämpfen!“
Schiedsrichter: Patrick Höfer (SC Feucht) - Zuschauer: 130