2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview der Woche
Sechs Gegentore in 19 Spielen - das ist die Bilanz von David Islamyar, Torwart beim ASV Idar-Oberstein.
Sechs Gegentore in 19 Spielen - das ist die Bilanz von David Islamyar, Torwart beim ASV Idar-Oberstein. – Foto: Ig0rZh – stock.adobe/Sven Danech

„Wir haben Großes vor“

Nachspielzeit mit David Islamyar +++ Der Torwart des ASV Idar-Oberstein spricht über die aktuelle Supersaison seiner Mannschaft, seinen Anteil am Erfolg und die Ziele für die Zukunft

Idar-Oberstein. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: David Islamyar, Torhüter des ASV Idar-Oberstein in der B-Klasse Birkenfeld West. Der ASV steht mit 16 Siegen und drei Unentschieden an der Tabellenspitze und hat dabei lediglich sechs Gegentore kassiert. Im Interview spricht David Islamyar über die Gründe dieser beeindruckenden Bilanz, sein Torwart-Idol Oliver Kahn und „Großes“ in der Zukunft.

FuPa: Hallo David, mit einer überragenden Bilanz von 16 Siegen und drei Unentschieden steht ihr aktuell noch ungeschlagen an der Tabellenspitze. Besonders hervor stechen dabei die nur sechs Gegentreffer in euren 19 Saisonspielen. Das letzte Gegentor gab es vor der Winterpause am 24.11.2019 beim 3:1 über die SG Niederhambach/Schwollen. Wie groß ist dein Anteil an dieser unglaublichen Bilanz?

David Islamyar: Ein Team ist ja immer nur so stark wie das schwächste Glied. Ich versuche, meine Hintermannschaft viel zu dirigieren und auf Läufe der gegnerischen Stürmer in die Räume hinter der Kette hinzuweisen. Das klappt ganz gut. Ich habe allerdings auch wirklich eine bärenstarke Abwehr vor mir. Sie hat einen Riesenanteil an den wenigen Gegentoren. Wir haben in unserer Mannschaft eine Teamfähigkeit, die es so hier beim ASV schon lange nicht mehr gab. Wir funktionieren einfach als Team.

Wolltest du eigentlich immer schon Torwart werden?

Ich bin eigentlich gelernter Stürmer und habe in der Jugend beim SC Idar-Oberstein gespielt. Zur Torwartposition bin ich dann mehr oder weniger durch Zufall gekommen. Ich war eine Zeit lang im Ausland und mein damaliger Trainer hat mich dann in Kanada bei einem Bier angesprochen und gefragt, ob ich mich nicht mal als Torwart versuchen wolle. Das habe ich dann versucht und es hat ganz gut geklappt. Unser aktueller Trainer Gines Ensch hat mir dann auch das Vertrauen als Torwart geschenkt. Das passt, auch wegen unserer neuen Philosophie, insgesamt sehr gut im Moment, das sieht man ja in der Tabelle.

Welche neue Philosophie?

Na ja, der ASV war ja einige Zeit so ein wenig in der Versenkung verschwunden. Wir sind aber gerade dabei, ein spannendes, neues Projekt hier zu starten. Dabei ziehen bis zur sportlichen Leitung alle mit. Die Jungs in der Mannschaft kennen sich gefühlt schon ewig und haben einen tollen Teamgeist. Unser Anspruch ist nicht die B-Klasse oder die A-Klasse. Wir haben hier langfristig gesehen Großes vor und hoffen, in Zukunft auch noch den ein oder anderen Zuschauer mehr für unsere neue Philosophie zu begeistern.

Wie würdest du deine Spielweise als Torwart beschreiben? Wo siehst du deine Stärken?

Ich würde mich selbst als offensiven Torwart beschreiben. Ich versuche, das Spiel von hinten zu lesen. Mein Pendant und Torwartkollege Florian Fischer hilft mir sehr viel und gibt mir wertvolle Tipps für mein Stellungsspiel und das Verhalten in Eins gegen Eins-Situationen. Von unseren sechs Gegentoren waren auch noch vier abgefälscht, sodass ich gar keine Chance hatte. Mein persönliches Ziel ist es, die Saison mit weniger als zehn Gegentoren abzuschließen.

Hast du ein Torwart-Vorbild?

Ich schaue mir natürlich gerne die Spiele und auch die Interviews der oberen Ligen an. Péter Gulácsi von RB Leipzig gefällt mir gut, er hat ein super Stellungsspiel. Mein Vorbild ist aber Oliver Kahn. Meiner Meinung nach gab es keinen Besseren. Besonders seine Energie, sein Ehrgeiz und seine Emotion faszinieren mich. Das überträgt sich ja auf die Mitspieler. So ein Spielertyp will ich auch sein.

Euer Ziel vor der Saison lautete „oben mitspielen“. Muss das Saisonziel angesichts der aktuellen Tabellensituation jetzt noch weiter nach oben korrigiert werden?

Aufgrund unserer spielerischen und auch individuellen Stärke ist das Saisonziel natürlich der Aufstieg. Es wäre Quatsch, wenn wir jetzt sagen würden, dass wir nur Zweiter oder Dritter werden wollen. Wir haben aber natürlich durch einige Abgänge auch noch auf ein, zwei Positionen ein wenig nachzulegen, das wissen wir. Das Spitzenspiel gegen unseren großen Konkurrenten aus Tiefenstein wurde leider aufgrund der Corona-Krise abgesagt. Das hätte schon richtungsweisend sein können.

Wie beeinflusst die aktuelle Lage um das Corona-Virus dich und das ganze Team?

Im Moment verändert sich die Lage ja fast stündlich. Wir können uns im Moment eben nicht treffen und trainieren. Das ist so, den Gegebenheiten muss man sich stellen. Jeder Einzelne hält sich individuell fit durch Joggen, gelegentlich gehen wir auch in einer kleinen Gruppe in die Sauna. Vor kurzem haben wir von einer Zeitung eine Anfrage erhalten, ob wir das Spitzenspiel gegen Tiefenstein nicht als Fünf gegen Fünf Fifa-Online-Spiel austragen wollen. Das wäre natürlich eine Spaßveranstaltung. Damit könnte man aber auch die Rivalität aufrechterhalten und den Fußball als Raum, indem sich die Menschen trotz ihrer Ängste verlieren können, in anderer Form weiterführen. Ich fände das eine gute Sache, da ich selbst selbstständig bin und Existenzängste kenne.

Wie sehen deine persönlichen Ziele für die Zukunft aus?

Mit meinen fast 32 Jahren bin ich jetzt so langsam ja auch auf dem absteigenden Ast. Das Ziel ist zunächst einmal der Aufstieg in die A-Klasse, das ist ganz klar. Unsere gesamte Mannschaft hat den sportlichen Ehrgeiz, in der A-Klasse anzugreifen und sich mit vielen Bekannten aus dem Kreis zu messen. Auch gegen stärkere und attraktivere Gegner würden wir in der A-Klasse oben mitspielen wollen, auch wenn das vielleicht so niemand sagen würde. Und dann mal schauen, was die Zukunft noch so bringt.

Aufrufe: 020.3.2020, 18:30 Uhr
Tobias MissbrennerAutor