2024-05-08T14:46:11.570Z

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Habacher Fußballer durch und durch: Bei Maximilian Feigl hängt das Vereinslogo im Wohnzimmer. Mit Ausnahme eines halbjährigen Intermezzos in Antdorf hat der 30-Jährige immer für seinen Heimatverein gespielt.
Habacher Fußballer durch und durch: Bei Maximilian Feigl hängt das Vereinslogo im Wohnzimmer. Mit Ausnahme eines halbjährigen Intermezzos in Antdorf hat der 30-Jährige immer für seinen Heimatverein gespielt. – Foto: Andreas Mayr

Maxi Feigl: „Bezirksliga-Relegation war die schönste Zeit der Karriere“

Mittelfeldmotor des ASV Habach im Gespräch

Maximilian Feigl vom ASV Habach spricht über seine persönliche Umschulung und die aktuelle Zeit. Mit seinem Heimatverein will er den Aufstieg anpeilen.

Habach – Im Wohnzimmer von Maximilian Feigl hängt das Wappen des ASV Habach. Gepinselt, nicht gedruckt. Im Fernseher läuft „Sky“. Er hat sich ein Abo geholt, als die Politik den Amateurfußball verboten hat. Maximilian Feigl ist froh über diese Unterhaltung. „Wenigstens seh’ ich noch Fußball“, sagt er. Wenn er sich entscheiden müsste, Sonntag die Bayern schauen oder nach Antdorf fahren, dann säße er direkt im Auto ins Nachbardorf. Aber weil gerade das nicht geht, bleibt er bei „Sky“ – und spielt Tischtennis im Keller mit Martin Wagner, dem Coach des FC Penzberg, der sein Nachbar ist. Irgendwie wird die Pandemie schon rumgehen.

Auch Maxi Feigl trübt fußballfreie Zeit

Es ist eine komische Zeit für den Maxi. Er sagt: „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich einmal nicht Fußball gespielt hab’.“ Übertrieben ist das nicht. Im Weilheimer Tagblatt/Penzberger Merkur von 1991 erschien ein Bild, Feigl mit Kuschelbär und Fußball (der schwarz-weiße mit den Fünf- und Sechsecken). Da war er eineinhalb. Voriges Jahr hat Feigl seinen 30. Geburtstag gefeiert, als das noch ging. Was das Alter mit einem macht? „Eigentlich gar nichts.“ Er fühle sich wie immer. Gut, in manchen Situationen merkt er, wie er langsamer läuft. Andererseits: Der Schnellste war er nie. Vor Verletzungen verschonte man ihn, obwohl er doch jede Woche mit den harten Habachern trainiert hat. So war das zumindest immer in den Vorberichten der Gegner zu lesen. Habach, die Holzhacker. Mittlerweile ist der Ruf mehr oder weniger Unfug. Der ASV verlässt sich auf seine technischen und spielerischen Begabungen. Er hackt und holzt sicher nicht mehr als die anderen Teams in der Kreisliga, wird aber als Spitzenteam, das ist ein natürlicher Zyklus, härter angepackt. „Teilweise hat das mit Fußball nichts mehr zu tun“, findet Maximilian Feigl. Irgendwie versteht er ja die Gegner. „Wir waren auch einmal in dieser Rolle.“

Umschulung vom Stürmer zum Flügelspieler und schließlich zum Mittelfeldmotor

Es hat sich so viel verändert in den vergangenen zehn Jahren. Beim ASV, und auch bei Feigl. Früher war er Stürmer, schon in der Jugend. Ein verspielter Stürmer, so gut wie jede Saison Torschützenkönig. Der Ball und er, das waren zwei besondere Kumpane. Manchmal kam’s vor, dass Feigl mit einem Spezl nach der Schule zum Fußballplatz fuhr. Zwei Kinder, ein Ball – dann haben sie stundenlang gedantelt. In der C-Jugend kam mit Peter Maurer ein Trainer, der viel Wert auf Ausbildung mit dem Ball legte. Das Ballgefühl, gepaart mit einem Schuss Egoismus, machte Maximilian Feigl zu einem gefährlichen Flügelstürmer.

Möglicherweise wäre er das heute noch, wenn das Leben nicht erstaunliche Zufälle auswürfeln würde. Bei Martin Wagner – damals der Spielgestalter im Habacher Team, heute der Nachbar – riss das Kreuzband. Karl Schmid, zu der Zeit der neue ASV-Trainer, zog Feigl zurück. Obwohl dieser Kniff 2013 nur einer Not-Operation glich, gefiel es ihm dort hinten, wo er „das Spiel mehr in der Hand hat“. Maximilian Feigl ist seit einigen Jahren quasi der Koch und nicht mehr der Kellner. Er bereitet zu, das Ergebnis verwerten andere, etwa Maximilian Nebl, der 24-jährige Angreifer und beste Torschütze der Habacher (75 Tore in 129 Kreisliga-Partien). Im Internet, beim Portal „Fupa“, zählen die Vereine auch die Vorlagen mit. Bei Feigl steht da: 2018 – elf Vorlagen. 2019 – elf Vorlagen. Und auch in dieser unendlich langen Coronasaison – elf Vorlagen. „Eine Vorlage macht mir genauso viel Spaß“, sagt Maximilian Feigl.

Erfahrung macht ihn gelassener auf dem Platz

Bemerkenswert ist auch, dass der Versicherungskaufmann ruhiger geworden ist im Alter. Das ist nicht nur manchem Zuschauer aufgefallen, das spuckt auch die Statistik aus. Feigls Gelbe-Karten-Konto füllt sich langsamer als früher. Er hat ja wirklich viel geschimpft und gemeckert, der junge Maxi. „War schon in der Jugend so“, scherzt Feigl. Er erinnert sich noch an ein E-Jugend-Spiel in Antdorf, das Eltern gepfiffen haben, wie’s üblich ist in dieser Altersstufe. „Da hat’s richtig Ärger gegeben.“ Heute kann er über die Geschichten lachen. „Wenn ich mich benachteiligt fühle, kommt das durch.“ Seine Trainer steuerten dagegen. Christian Merkert etwa stauchte ihn seinerzeit vor dem ganzen Team zusammen. Martin Wagner, der danach sein Coach war, setzte ihn einmal pro Saison auf die Ersatzbank. Hat gewirkt. „Ich bin definitiv ruhiger geworden. Mit dem Alter, mit der Erfahrung.“ Nur zwei Stammspieler sind über 30, Feigl und Benedikt Heckmeier, die Weggefährten, die Anführer. Heckmeier ist Kapitän, Feigl hält vor den Spielen die Ansprachen.

Feigl will nochmal oben angreifen

Der Nachteil an den 30ern ist ja nicht die Zahl, sondern die Zeit, die plötzlich schneller vergeht. Das ist eine ganz und gar statistische Sache. Feigl weiß selbst, dass „die Zeit gegen uns läuft“. Ein Ziel jagen sie noch, den Aufstieg in die Bezirksliga. „Alle wollen das. Absolut.“ Sie waren so nahe dran vor zwei Jahren. Zwei Wochen Relegation, vier Spiele, die „bisher schönste Zeit in der Karriere“. In diesen Tagen habe jeder nur für den Fußball gelebt. Die Arbeit habe keinem viel bedeutet damals. „Du hast nur die Tage abgesessen.“ Im letzten Spiel kamen über 1000 Zuschauer nach Habach. Doch die anderen gewannen. 1:0 für den FC Schwaig, der stieg auf. Habach hat sich von diesem Trauma nicht erholt. „Danach war eine Delle“, sagt Maximilian Feigl.

In anderen Orten hätten sich die Zuschauer losgesagt. Allein acht Jahre Kreisliga sind eine verdammt lange Zeit. Da muss man als Verein aufpassen nicht zu veröden. Aber nicht Habach. Es gebe einen „großen Ultrablock“, der notfalls auch auf dem Rad nach Brunnthal strampelt. „Der war immer da und wird immer da sein.“ Auch in der neunten Saison, die – weiß Gott wann – beginnnen wird. Feigl plädiert: Aufhören, Schlussstrich ziehen unter diese vermaledeite Corona-Saison, im Herbst wieder neu starten. „Aus unserer Sicht sagt sich das leicht“, weiß er.

Maxi Feigl: „Ich werde so lange spielen, wie es geht“

Die Otterfinger, die quasi Uneinholbaren an der Spitze, fänden das sicher nicht gut. Anders betrachtet, könnten die Habacher ihre verbleibenden Partien zum Einspielen nutzen, inklusive dem Duell gegen Murnau. Den Begriff „Derby“ verwendet man heutzutage inflationär. Maximilian Feigl findet: Nur die Spiele gegen Antdorf und Murnau verdienen dieses Siegel. „Da geht’s am meisten zur Sache. Da braucht’s nur einen Funken, der das anzündet.“ Diese Duelle haben Geschichten geschrieben. Der heroische 3:0-Erfolg der Habacher im zweiten Kreisligajahr des ASV hat es als „Schlammschlacht von Antdorf“ in die Vereinsannalen geschafft. Für Feigl war das ein zuckersüßer Moment. Er hat als 19-Jähriger ein halbes Jahr für Antdorf gekickt. Seine Spezln in Habach haben ihn spüren lassen, dass das nicht in Ordnung ist. Als er wieder heimkehrte, „war das vergessen“. Siege mit dem Heimatverein „sind doppelt so schön“, sagt Feigl. Und schon bald wird er auch doppelt so oft feiern können. Schon im nächsten Jahr, 2022, darf er bei den Alten Herren spielen. Er wird das tun. „Ich werde so lange spielen, wie es geht.“ Er hat nur eine Bitte: Irgendjemand soll ihm Bescheid sagen, wenn die Leistung nicht mehr passt.

(Andreas Mayr)

Aufrufe: 011.2.2021, 10:05 Uhr
Weilheimer Tagblatt / Andreas MayrAutor