2024-04-19T07:32:36.736Z

Im Nachfassen

"Im Nachfassen!": Ein 4:4 der besonderen Sorte

Teutonia Watzenborn und ASV Gießen liefern irres Match +++ Gastgeber zunächst überragend und am Ende fast unterlegen +++

Jedes Spiel ist anders- diese allgemein beliebte Floskel hat natürlich immer Gültigkeit, wenn es auf den Fußballplätzen der Republik Woche für Woche um Punkte und Tore geht. Oftmals ist aber auch jede Halbzeit anders, manchmal völlig anders!

So geschehen am vergangenen Samstag, als die gastgebende Teutonia aus Watzenborn in der Kreisliga A Gießen auf den ASV Gießen traf. In beeindruckender Manier erspielte sich das Team von Trainer Ümit Komac eine 4:0-Pausenführung, um diesen Vorsprung in der zweiten Hälfte komplett aus der Hand zu geben. Erinnerungen an die Partie Deutschland – Schweden vom Oktober 2012 wurden wach.

ASV- Coach Björn Watzke konnte auch zwei Tage nach dem Spiel seine Verwunderung nicht verbergen. „Das kommt nun wahrlich selten vor, dass man zwei solch extreme Halbzeiten zu sehen bekommt. In der ersten Hälfte haben wir alles falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte und nichts von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben.“

Denn eigentlich wollten die Weststädter kompakt stehen und der Teutonia mit gefälligem Kurzpassspiel das Leben schwer machen. Doch vor allem die körperliche Präsenz ging der Watzke-Truppe völlig ab.

Die Gastgeber hatten zudem ein bärenstarkes Team auf dem Platz stehen, dass mit dem ASV Jojo spielte. Der frühen Führung von Moritz Schmandt (16) ließ Natnael Tega (23./30.) einen Doppelpack folgen. Und als wäre das noch nicht genug, setzte der starke Andreas Steinborn mit dem 4:0 nach 42 Minuten ein weiteres Ausrufezeichen, dass den ASV Gießen demoralisiert in die Kabine gehen ließ.

Und für die zweite Hälfte erhoffte sich Trainer Watzke auch nicht viel Erbaulicheres. Wohl kein Wunder bei einem 0:4-Rückstand. „Ich habe natürlich total defensiv gedacht und wollte ein noch größeres Debakel verhindern. Natürlich habe ich an die Ehre eines jeden einzelnen appelliert. Aber bei 0:4 in der Pause hinzugehen und groß die Wende einzuläuten, vor allem nach der Leistung von Halbzeit eins, das nimmt dir ja keiner ab!“. Aufgrund einer Verletzung stand der Coach selbst in Halbzeit zwei mit auf dem Feld, um etwas mehr Struktur ins Gäste-Spiel zu bringen und das Geschehen etwas zu ordnen.

Mit der ersten Aktion von Hälfte zwei gelang Patrick Walldorf sofort das 1:4 und setzte bei den Gießenern natürlich noch zusätzliche Kräfte frei. Doch spätestens nachdem Alex Schmandt mit gelb-rot den Platz verlassen musste und ein Watzenborner Eigentor direkt darauf für das 2:4 gesorgt hatte, war auf einmal eine ganz neue Dynamik im Spiel.

„Da stand auf einmal eine ganz andere Mannschaft auf dem Platz. Das ist schon eine ASV-Mentalität, dann nie aufzugeben. Allerdings muss man auch sagen, dass die gelb-rote Karte aus meiner Sicht total überzogen war. Das hat uns natürlich dann in die Karten gespielt. Andererseits sind wir in Halbzeit eins für mein Empfinden nicht ganz so gut beim Referee weggekommen!“, betonte Watzke.

Der ASV Gießen blieb jetzt dran, während die Teutonia das Spiel ob ihrer absoluten Dominanz und der mehr als deutlichen Pausenführung vielleicht innerlich schon abgehakt hatte.

Spätestens als Chris Reuling in der 83.Minute den 3:4-Anschluss hergestellt hatte, war es kein normales Spiel mehr. Die Fans machten ungeheuer Stimmung und peitschen den ASV nach vorne. Watzenborn hatte nun völlig den Faden verloren und Angst, das Spiel noch aus der Hand zu geben. Folglich igelte man sich am eigenen Strafraum ein. Nur zwei Minuten nach dem dritten Tor verlor die Teutonia auch noch Moritz Schmandt mit einer diesmal allerdings berechtigten gelb-roten Karte.

Und wiederum nur drei Minuten später geschah das zur Pause Undenkbare: Deniz Savci belohnte die unglaubliche Moral der Weststädter mit dem Ausgleich zum 4:4.

Hin und her gerissen war ASV-Coach Watzke am Dienstag dann mit der Einordnung des Resultates. „Wenn man zur Pause mit 0:4 zurückliegt und am Ende noch einen Punkt holt, muss man eigentlich mehr als zufrieden sein. Aber nach dem Ausgleich hatten wir noch zwei weitere wirklich gute Chancen, um das Spiel sogar zu gewinnen. Doch ein Sieg wäre nach der tollen Watzenborner Leistung der ersten Hälfte im Endeffekt auch nicht fair gewesen“, so der 30 jährige und zollte damit dem Gegner großen Respekt.

Obwohl sich beide Teams die acht Treffer letztlich fair teilten und keiner den Dreier davon tragen konnte, waren neben dem moralischen Sieger ASV Gießen sicherlich vor allem die anwesenden Fußball-Fans die großen Gewinner dieses unglaublichen Matches!

Gab es Kuriositäten, Besonderheiten beim Spiel ihres Vereins- sei es ein Hund, der den Schiedsrichter jagt oder ein Ball, der in der vereinseigenen Würstchenbude landete oder wie obenstehend ein unglaublich dramatisches Match? Ganz egal! Dann schreiben sie uns unter der Adresse (fupa-mittelhessen@email.de) die auch für diese Rubrik Ihre Anlaufstelle ist. Und vielleicht findet sich ihre Geschichte in einem unserer nächsten "Im Nachfassen!"-Berichte wieder!

Aufrufe: 026.8.2014, 17:00 Uhr
Marc SteinertAutor