2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Christian Dorner (Mitte) im Trikot des TSV Rotthalmünster im BOL-Spiel gegen den FC Vilshofen.
Christian Dorner (Mitte) im Trikot des TSV Rotthalmünster im BOL-Spiel gegen den FC Vilshofen.

Portrait-Serie: Respekt vor den Walchsinger Regenschirmen

Christian Dorner zählte um die Jahrtausendwende zu den besten Kickern im Rottal +++ "Ich hatte viele gute Trainer, aber Fred Arbinger war für mich dann doch der beste"

Das Corona-Virus hat unseren Alltag momentan fest im Griff. Auf unabsehbare Zeit kann kein Fußball gespielt werden, deshalb möchten wir etwas in die Vergangenheit zurückblicken und uns den Typen widmen, die in den letzten Jahrzehnten herausragende Spielerpersönlichkeiten der regionalen Szene waren. Im 47. Teil spricht Christian Dorner (50) über die besonderen Gastspiele beim RSV Walchsing und erklärt, warum er sich bei seinem Engagement beim ATSV Ranshofen in Österreich nicht nur wegen eines Pokal-Coups über Rapid Wien wie ein Profi fühlte.

Schönstes Erlebnis deiner Laufbahn...
Das war am 26. Oktober 1999 in meiner Zeit in Österreich beim ATSV Ranshofen. Wir hatten als Landesligist in der 1. Hauptrunde des ÖFB-Cups ein Heimspiel gegen Rapid Wien. Nach 120 Minuten stand es 1:1, im Elfmeterschießen haben wir dann mit 5:2 gewonnen und Rapid aus dem Pokal geworfen.

Bester Kicker, mit dem du in einer Mannschaft zusammen gespielt hast...
In der Jugendauswahl habe ich mal mit Helmut Lemberger zusammengespielt, der dann später bei Unterhaching in der 2. Liga aktiv war. Dazu habe ich mit Manfred Greilinger, meiner Meinung nach lange Jahre einer der besten Amateurfußballer in Bayern, in der Schulmannschaft des Gymnasiums Pfarrkirchen gespielt. Auch Christian Hois vom 1. FC Passau, mit dem ich als 25-Jähriger in Siegfried Urlbergers Kreisauswahl gespielt habe, war ein absoluter Topstürmer.

Bei welchem Verein hattest du als Aktiver deine schönste Zeit...
Alle vier Vereine, bei denen ich gespielt habe, waren für mich irgendwie besonders. In Pfarrkirchen habe ich die Jugendmannschaften durchlaufen und habe dort immer noch viele Freunde. Rotthalmünster war sportlich äußerst reizvoll. Das war eine Riesentruppe damals und wir sind des Öfteren ein bisschen länger gemeinsam unterwegs gewesen. Beim ATSV Ranshofen waren die Rahmenbedingungen fantastisch. Da wurde die Trainingsbekleidung vom Zeugwart gewaschen und zum nächsten Training in der Kabine für die Spieler zurechtgelegt. Die Vereinsverantwortlichen haben alles für die Spieler getan. Es gab sogar einen Koch, der nach dem Abschlusstraining für die Mannschaft gekocht hat. Beim ASCK Simbach ist neben den Aufstiegen von der Kreisliga bis in die Bezirksoberliga die unglaublich gute Stimmung in der Mannschaft zu erwähnen. Alle Spieler waren aus Simbach und der näheren Umgebung, sodass wir auch hier als gute Freunde miteinander gekickt haben.

Welches fußballerische Vorbild hattest du in deiner Jugendzeit...
Auch wenn ich seine Arbeit beim FC Bayern nicht immer schätze, muss ich zugeben, dass in meiner Jugendzeit Karl-Heinz Rummenigge ein Vorbild für mich war. Seine Biographie war wahrscheinlich (nach zahlreichen Pixi-Büchern) unter den ersten großformatigen Büchern, die ich überhaupt gelesen habe. Auch Michel Platini war damals ein Vorbild. Beeindruckt hat mich später auch Stefan Effenberg. Die Einstellung, die er auf dem Platz gezeigt hat, diese Siegermentalität und vielleicht auch die ähnliche Spielposition haben mein besonderes Interesse an ihm geweckt.

Was nervt dich am heutigen Fußballgeschäft...
Man könnte jetzt jammern, dass alles auf Kommerz ausgelegt ist und die Spieler völlig überbezahlt sind. Das mache ich aber nicht gerne. Vielmehr ärgert es mich maßlos, wenn sich Spieler und Zuschauer rassistisch verhalten. Ich hatte in meiner Zeit als Trainer beim ASCK Simbach einen Spieler, Lasseni Traoré, der aus Afrika geflüchtet war und sich dem ASCK anschloss. Was seine sportliche Einstellung und sein Verhalten auf und neben dem Fußballplatz betrifft, war er ein absolutes Vorbild. Leider wurde er plötzlich nach Italien abgeschoben. Solche Erfahrungen machen es für mich noch viel schwieriger, rassistische Äußerungen oder gar Gewalt auf und neben dem Fußballplatz ertragen zu können.

Hast du irgendetwas in deiner Laufbahn bereut...
Als 19-Jähriger war ich zu einem Probetraining der SpVgg Weiden (Bayernliga, damals 3. Liga) eingeladen. Leider konnte ich verletzungsbedingt nicht teilnehmen. Obwohl ich glaube, dass das Niveau für mich zu hoch gewesen wäre, hätte ich doch gerne gewusst wie groß der Unterschied war. Da könnte man sich natürlich fragen, warum ich keine zweite Chance bekommen habe.

Lieblings-Rückennummer...
In der Jugend immer die 10, danach im Herrenbereich die 6 und die 8 (Hauptsache gerade)


Gibt es ein Spiel, das du nie vergessen wirst...
Neben dem schon angesprochenen Spiel gegen Rapid Wien kann ich mich auch noch sehr gut an das Auswärtsmatch in Aicha vorm Wald Anfang der 90er Jahre mit der TuS Pfarrkirchen erinnern. Es war der letzte Spieltag der Saison und mit einem Sieg war uns die Meisterschaft gewiss. Der FC Eging spielte in direkter Konkurrenz gegen die SF Reichenberg. Wir haben 2:1 gewonnen und an die ausgelassene Meisterschaftsfeier im Anschluss erinnere ich mich auch noch lebhaft, also zumindest den ersten Teil ;-)



Bester Trainer, den du hattest...
Ich hatte tatsächlich viele gute Trainer, aber Fred Arbinger war für mich dann doch der beste. Was er machte, hatte Hand und Fuß. Er war unglaublich effektiv und es war die Zeit, in der ich fußballerisch am meisten gelernt habe. Er hat aus den Spielern positions- und typbedingt mit einfachen Vorgaben enorm viel rausgeholt. Wir haben es ihm in Rotthalmünster aber auch leicht gemacht.

Sinnloseste Regel im Fußball...
Da fällt mir nichts ein. Ich würde mir aber wünschen, dass man die Spieler noch viel strenger bestraft, wenn sie bei Freistoß oder Einwurf für die gegnerische Mannschaft den Ball nicht liegen lassen. Ich weiß nicht warum, aber das regt mich tierisch auf. Beim Handball geht’s doch auch.

Größte Enttäuschung deiner Karriere...
Trotz der insgesamt erfolgreichen Saison 2016/17 als Trainer des ASCK Simbach in der Bezirksliga West war ich am Ende sehr enttäuscht. Das lag natürlich daran, dass wir in der Frühjahrsrunde unseren Vorsprung auf Freyung und damit auch jegliche Aufstiegschancen in die Landesliga verspielt haben. Ganz besonders enttäuschend war aber die Einstellung des ein oder anderen Spielers. Ich habe zwei oder drei Spielern sehr großes Vertrauen entgegengebracht, das sie mir nicht mit der nötigen Disziplin und Einsatzbereitschaft zurückzahlen wollten oder auch konnten. In meiner aktiven Zeit habe ich das so nicht erlebt.

Lieblings-Fußballschuh...
Adidas Copa Mundial

Wo hast du auswärts nie gerne gespielt....
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mir dort keine Freunde mache, lautet meine Antwort Walchsing, weil dort immer mit einer gewissen Grundaggressivität des Gegners zu rechnen war. Nicht nur die Spieler haben mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln des Fußballsports gearbeitet, sondern insbesondere die Fans, die uns nicht nur mit ihren wüsten Beschimpfungen damals noch mehr das Fürchten lehrten. Wenn man auf der Außenbahn steil geschickt wurde, gab es immer ein Restrisiko, dass dir im Vollsprint von einem Zuschauer mit dem Rundgriff des Regenschirms von außen ein Bein gestellt wurde ;-)


Zur Person:

Christian Dorner durchlief sämtliche Jugendmannschaften bei der TuS Pfarrkirchen und machte ab 1988 dort auch seine ersten Schritte im Seniorenbereich. 1996 wechselte der zentrale Mittelfeldspieler zum damaligen Bezirksoberligisten TSV Rotthalmünster, ehe er zwei Jahre später den Sprung über die Grenze zum oberösterreichischen Landesligisten ATSV Ranshofen wagte, wo er sowohl sportlich als auch gesellschaftlich eine sehr schöne Zeit erlebte. Nach zwei Spielzeiten im Nachbarland kehrte Dorner 2000 nach Niederbayern zurück und schloss sich dem ASC Simbach am Inn an, der für ihn fortan zu einer zweiten Heimat wurde.

Nach dem Ende seiner aktiven Karriere fungierte der Vater zweier Söhne bis 2019 als Nachwuchstrainer von der F-bis zur B-Jugend. In der Saison 2016/17 coachte der Inhaber der DFB-Elite-Jugend-Lizenz auch die erste Mannschaft in der Bezirksliga West, legte sein Amt aber schon nach nur einer Spielzeit aus beruflichen Gründen wieder nieder. Seit vergangenem Sommer gönnt sich Dorner, der als Lehrer für Englisch und Französisch am Gymnasium Pfarrkirchen tätig ist, eine fußballerische Pause.

Nicht nur optisch herausragend: Christian Dorner beim Pokal-Coup des ATSV Ranshofen gegen Rapid Wien.
Nicht nur optisch herausragend: Christian Dorner beim Pokal-Coup des ATSV Ranshofen gegen Rapid Wien.

Aufrufe: 08.5.2020, 13:00 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor