2024-05-08T14:46:11.570Z

Vereinsnachrichten
Sportjournalist Laurent Schüssler und Jeunesse-Esch-Präsident Jean Cazarro F: Krier
Sportjournalist Laurent Schüssler und Jeunesse-Esch-Präsident Jean Cazarro F: Krier

Luxemburgs Fußball zwischen Amateurismus & Professionalismus

Island besseres Beispiel für Luxemburg als die Bundesliga?

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Am Samstag organisierte Jeunesse Esch zum zweiten Mal ein öffentliches Rundtischgespräch, das sich in diesem Jahr mit dem Thema "Luxemburger Fußball: zwischen Amateurismus und Professionalismus" beschäftigte.

An der von Sportjournalist Laurent Schüssler moderierten Runde beteiligten sich vor knapp 40 Zuhörern Sportminister Romain Schneider, FLF-Präsident Paul Philipp, COSL-Vizepräsident Jean-Louis Margue sowie Jeunesse-Esch-Präsident Jean Cazarro.

In kurzer Zeit (1 Stunde) wurden eine Reihe interessanter Themen angesprochen, die wegen Zeitmangels leider nicht intensiver aufgearbeitet werden konnten.

Eingangs der Runde wurde über den Statut der BGL Ligue (FIFA-Klasse 3) diskutiert, der in den letzten Jahren dafür gesorgt hat, dass zwei Clubs zur Zahlung von Ausbildungsentschädigungen verklagt wurden (Jeunesse wurde verurteilt, Grevenmacher dagegen freigesprochen). Doch nicht nur dieses Problem zwingt immer mehr Vereine, sich mit dem Status von Vereinen und Spielern auseinanderzusetzen.

So waren sich die Teilnehmer weitestgehend einig, dass der Luxemburger Fußball in den letzten Jahren sich spielerisch weiterentwickelt hat, was die Resultate der Nationalmannschaft als auch der Vereine in internationalen Wettbewerben belegen würden. Doch auf organisatorischem und infrastrukturellem Plan hinken sowohl der Fußball als auch andere Sportarten hinterher, wobei der Fußball in diesem Punkt aktuell wohl noch die beste Entwicklung hierzulande kennt.

Nicht genügend finanzielle Unterstützung von staatlicher Seite?

Alles steht und fällt mit dem Geld. Jean-Louis Margue machte darauf aufmerksam, dass der Luxemburger Sport im Allgemeinen im Vergleich zur Kultur und sonstigen Jugendbetreuung (Jugendhäuser u.ä.) noch stark unterfinanziert sei. Doch nur wenn man Geld in die Ausbildung von Trainern und in den Ausbau von Infrastrukturen steckt, wird auch der Sport sein Niveau erhöhen können, und dies vor allem langfristig und nachhaltig. In diesem Zusammenhang ließ Minister Schneider durchblicken, dass das Budget vom Auslaufmodell „Chèques Services“ dem COSL zugewiesen werden wird, der sich darum bemüht es nach einem gerechten Schlüssel zu verteilen. Auch sollen Lösungen gefunden werden, damit eine Trennung der Budgets in den Vereinen stattfindet, um zu vermeiden, dass Zuschüsse, die zur Ausbildung von Jugendspielern genutzt werden sollen, zum Bezahlen von Spielern der 1.Mannschaft „missbraucht“ würden.

Eine Profliga für Luxemburg?

Zum Thema semi-professionelle Liga meinte FLF-Präsident Philipp, dass eine solche nicht zu realisieren sei, indem bestimmte Vereine sich über von allen einzuhaltende Auflagen von den restlichen Clubs abkoppeln. Das einzige Kriterium, an einer 1.Liga teilnehmen zu können sei für Philipp die sportliche Qualifikation. Außerdem hätten viele Vereine der BGL Ligue es ja selber in der Hand, sich einen (halb-) professionellen Status zu verleihen, da viele ihrer Spieler schon entsprechend vergütet würden. Für Philipp könnte das Gros der aktuellen BGL-Ligue-Clubs eine gemeinsame Marschroute, die solch hohe finanziellen Anforderungen stellen würde, nicht stemmen. Und die FLF würde außerdem 105 Vereine repräsentieren und nicht nur 14.

Jean Cazaroo, der zuvor schon bestätigte, dass gar der Rekordmeister finanziell in die Enge getrieben würde, da das aktuelle Budget nur geschätzt ein Drittel von den momentanen Topclubs ausmachen würde, zeigte sich aber einverstanden, dass die Verwaltung innerhalb der Vereine professioneller gestaltet werden muss. Doch Jeunesse Esch könnte als vollständiger halbprofessioneller Club finanziell nicht überleben. Ohne internationale Spiele sei es für einen Verein wie Jeunesse sehr schwer, insbesondere da viele Sponsoren abspringen oder Budgets kürzen und nicht in jedem Club ein Mäzen vorhanden ist.

Island als Vorbild?

Minister Schneider machte genauso darauf aufmerksam wie COSL-Vertreter Margue, dass die Luxemburger sich hüten sollten, sich im Sport mit ihren großen Nachbarn, darunter die Bundesliga sowie das Weltmeister-Team aus Deutschland, den Weltranglisten-Ersten Belgien oder auch Frankreich zu vergleichen, das seien andere Welten, auch wenn es viele Luxemburger ehre in die Bundesliga zieht als zu heimischen Spielen. Öfter wurde eher Island genannt, an dem man sich orientieren sollte. So ließ man auch durchblicken, dass es schon Unterredungen zwischen isländischen und luxemburgischen Sportfunktionären gab. Dadurch konnte man schon einen kleinen Einblick in die isländische Sportpolitik bekommen. Island hat z.B. auch vor Jahren schon Wert auf eine professionelle Trainerausbildung gelegt, die nun ihre Früchte trägt und auch das Ziel hatte, so viele Spieler wie möglich ins Ausland zu bekommen. Dann wurden durch den Bau von Fußballhallen Infrastrukturen geschaffen, die das Training sehr vereinfachen. Ein nicht zu vernachlässigender Faktor sei aber auch, dass die Isländer wohl eher Kämpferqualitäten besitzen als manche Luxemburger und auch ihr besser ausgeprägter Stolz, für ihr Land zu spielen, würde ihnen helfen.

In dem Kontext scheint die FLF demnach auf dem richtigen Weg zu sein, da aktuell so viele Luxemburger bei ausländischen Clubs unter Vertrag stehen wie noch nie. Dabei scheint hier die Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor für die zukünftige Entwicklung zu sein. Deshalb meinte Philipp in seinem Schlusswort auch, dass die Aus- und Weiterbildung der Trainer weitergehen muss. Und wenn man die Basis weiter stärken wird, würde sich das später auch auszahlen, so Jean-Louis Margue.

Weitere Fotos der Diskussionsrunde finden Sie hier.

Aufrufe: 018.1.2016, 10:53 Uhr
Paul KrierAutor