Armes Tornetz, armer Ball

Die Maulwürfe geben es sich an diesem Dienstagabend richtig. Das Training im Neuruppiner Volksparkstadion läuft schon gut anderthalb Stunden, aber Spielertrainer Sebastian Ruthert lässt nicht locker. Mit einer Wollmütze steht er in der Mitte eines flutbelichteten Nebenplatzes und feuert sein Team an. „Schneller!“ „Ball laufen lassen!“ „Das geht besser!“ Sowas. Die Maulwürfe spielen Angriff-Verteidigung. Ohne Tor. Ackern wie blöde und wäre Ruthert nicht verletzt, würde er jetzt mitrennen. Jede Wette. Das lockere Trainingsspielchen zum Abschluss ist heute beim RSV Maulwürfe Neuruppin nicht drin. Dafür sind wir ja da.

Weil die Tore frei sind, ist unser Messgerät schnell aufgebaut. Die Neuruppiner sind heiß. Das merkt man schon an den ersten Schützen, die hier anlaufen. Stürmer Christopher Kupper haut gleich mal einen Ball mit 94 Stundenkilometer ins Netz. Alter Schwede. Ungeübt und für den ersten Schuss eine ziemliche Glanzleistung. Sein Sturmpartner Andy Hopf legt gleich noch zwölf Stundenkilometer drauf. 106! Der arme Ball. Das arme Netz.

So geht das eine ganze Weile weiter: Mathias Niemann (96 km/h), Marian Kemnitz (98 km/h) und Gordon Elend katapultieren das Leder in Richtung 100er Marke. Und dann kommt die Stunde des Dominik Reitz. Die meisten seiner Teamkollegen wissen, was dem Automaten jetzt blüht. Ein allgemeines Grummeln ist nicht zu überhören. Der 27-Jährrige macht dann kurzen Prozess mit Ball und Schussmaschine, knallt das Leder mit sage und schreibe 114 Stundenkilometern ins Netz und jeder Torwart ist wohl froh, jetzt da nicht auf dieser Linie stehen zu müssen. Der Mann sollte in jedem Spiel am besten an der Strafraumgrenze warten, angespielt werden und dann die Bälle durch die gegnerische Mannschaft samt Torwart hindurchschießen. Wahrscheinlich gehen gleich noch Netz, Bande und Tribüne mit drauf. Muss man noch dazu sagen, dass Dominik Reitz vor nicht allzu langer Zeit das Kreuzband riss? Er ist offenbar wieder gesund.

Als nächster läuft Chris Hannemann an, dem nur fünf Stundenkilometer fehlen, um mit Dominik Reitz gleichzuziehen. Es reicht zwar nicht ganz. Allerdings liefert der 26-Jährige die Schussleistung auf dem höchsten Niveau ab. Alle drei geschossenen Bälle fliegen mit mehr als Tempo 100 über die Grasnarbe. Chris Hannemann hat erkannt: Beim FuPa-Schusstest kann nur punkten, wer gezielt und hart zugleich schießt. Mit Philipp Rohr (104) und Stefan Schröder (105) haben das gleich zwei weitere Maulwürfe geblickt. Und da sage noch einer, die kleinen Schwarzen hätten’s nicht so mit dem Gucken.

Als Martin Jahn schließlich anlaufen will, ruft Spielertrainer Sebastian Ruthert: „Eine Kiste, wenn Du daneben schießt!“ Allgemeines Gelächter. Aber der rechte Verteidiger denkt gar nicht dran und ballert die Kugel Richtung Messgerät. Er knackt noch einmal an diesem Abend die 100er Marke. Besser als ‘ne Kiste. Die hätte für den Kader eh nicht gereicht.

Das Ergebnis des FuPa-Schusstests beim RSV Maulwürfe Neuruppin:

Dominik Reitz: 114 km/h

Chris Hannemann: 109 km/h

Andy Hopf: 106 km/h

Marian Retzlaff: 105 km/h

Stefan Schröder: 105 km/h

Phillip Rohr: 104 km/h

Martin Jahn: 100 km/h

Sebastian Rettig: 98 km/h

Marian Kemnitz: 98 km/h

Mathias Niemann: 96 km/h

Christopher Kupper: 94 km/h

Paul Damrow: 94 km/h

Gordon Elend: 91 km/h

Alex Tzagkinian: 88 km/h

Nico Vogel: 85 km/h

Andreas Rischer: 81 km/h

Sid Ahmed: 75 km/h