2024-04-23T13:35:06.289Z

Training

Angreifen mit dem zweiten Ball - Teil 1

Einleitung und Trainingsformen

In einer dreiteiligen Serie werden Ausschnitte aus dem Taktik E-Book "Angreifen mit dem zweiten Ball" (Autor: Steven Turek Redaktion: Peter Schreiner - Institut für Jugendfußball) aus der Reihe "Aktuelle Taktik Trends" vorgstellt. Ein Artikel umfasst jeweils einen Theorieteil (Grundsätze oder Spiellösungen) und Trainingsformen.

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Weitere Informationen zu Angreifen mit dem zweiten Ball


Vorwort

Liebe Trainerkolleginnen, Liebe Trainerkollegen,

mit der dominierenden Stellung von Mannschaften, die ihre Philosophie auf Flachpassfußball ausgelegt haben, wie der FC Barcelona oder der FC Bayern München, gilt dieser Spielstil als modern. Immer mehr setzt sich dieser Spielstil auch in unteren Klassen und im Jugendbereich durch. Begriffe wie Tiki Taka oder Schnittstellenball kennt heute jedes Kind.

Aber überall da, wo es eine extreme Sichtweise gibt, ist eine konträre Sichtweise nicht weit. So gibt es auch im Spitzenfußball Mannschaften, die ihre Strategie komplett auf das Konterspiel oder das Spiel mit langen Bällen ausgelegt haben, um damit Spielerfolge zu erzielen. Gerade Strategien mit langen Bällen galten lange Zeit als „unschön“ oder „blind“. Dabei geht das gezielte Spiel auf den Zweiten Ball sehr weit über ein einfaches „Ball nach vorne hauen“ hinaus. Das gezielte Spiel auf den zweiten Ball erfordert, genau wie jede andere Strategie, ein hohes Maß an taktischem Verständnis und gezielter Trainingsarbeit.

In diesem Buch stelle ich meine Gedanken zum „Angreifen mit dem zweiten Ball“ dar. Sie werden schnell feststellen, dass es sich lohnt, Lösungen aus diesem Themenbereich parat zu haben. Sei es, um sie gezielt anzuwenden oder aber, um sie zu kennen, wenn man auf sie trifft. Ebenfalls werden Sie feststellen, dass Bälle eben nicht „einfach nur nach vorne gehauen“ werden.

Viel Spaß beim Lesen wünscht

Steven Turek


Grundsätze:
Den zweiten Ball absichern!

Immer wenn ein Flugball in eine Position gespielt wird, besteht die Gefahr, dass der Ball dort abgelenkt wird. Dies kann durch einen technische Fehler oder den Gegner passieren. Dieser abgelenkte Ball ist der zweite Ball. In der Ausarbeitung einer Strategie muss also nicht nur der ‚erste‘ Flugball herausgearbeitet werden, sondern auch ein Plan B für den zweiten Ball. In der Regel wird der zweite Ball in die Richtung des eigenen Tors abgelenkt. Entsprechend sollten sich Mitspieler rund 10 bis 15 Meter hinter dem Zielspieler positionieren. Dies schafft die Möglichkeit, direkt in den Kampf um den zweiten Ball eingreifen zu können.

Anmerkung: Durch das Agieren mit dem zweiten Ball wird die vermeidliche Sicherheit des Flachpassspiels aufgegeben, um den Ball schnell in die Gefährliche Zone zu bringen. Da keine direkte Kontrolle über den zweiten Ball besteht, sind Themen wie Restverteidigung (in diesem Buch vorangestellt) und Gegenpressing nach dem zweiten Ball (Spiellösung: Der Ball geht verloren - Gegenpressing) von entscheidender Bedeutung.

Die richtige Grundordnung wählen!

Je nach gewählter Spielstrategie muss die Grundordnung entsprechend angepasst werden. Strategien, bei denen ein Flugball von einer Seite auf die andere oder aus dem Zentrum auf einen Flügel gespielt wird (Gegen die Verschiebebewegung, Verlagerung), empfiehlt es sich eine Grundordnung zu wählen in der der Flügel doppelt besetzt ist (z.B. 4:4:2, 4:2:3:1, 4:3:3 etc.). Der Zielspieler, meist der offensive Außen-, bzw. Flügelstürmer, besetzt den Flügel während der Außenverteidiger den zweiten Ball im Halbraum absichert. Bei einer Strategie, in der vertikal ins Feld gespielt wird, ist es von Vorteil, eine Grundordnung zu wählen, in der das Zentrum und die Halbräume stark besetzt sind (z.B. 4:4:2 Raute oder das später vorgestellte enge 4:3:3 etc.)

Die Verschiebebewegung des Gegners nutzen!

Im Zeitalter des ballorientierten Verteidigens verschieben defensive Mannschaftsverbünde schnell und effektiv Richtung Ball. Diese Verschiebebewegung der defensiven Mannschaft kann genutzt werden, um genau in diesem Moment einen Flugball gegen die Verschiebebewegung zu spielen. Wichtig ist das Auslösen der Verschiebebewegung des Gegners z.B. durch einen guten Pass in den Vorlauf des Innenverteidigers (Abbildung oben 5 auf 4). Ein gut gespielter Flugball (Zielspieler 11) ergibt am Flügel die Möglichkeit des Durchbruchs.

Anmerkung: Auch einzelne Spieler können die Verschiebebewegung auslösen. Kommt der Ball aus einer Seite, kann auch ein zentraler Mittelfeldspieler mit seiner Körperstellung die Verschiebebewegung des Gegners auslösen, sich wieder drehen und diese Bewegung nutzen.

Trainingsform

Passgitter mit Flugbällen



Ablauf: In einem 4 x 4 großem Passgitter werden vier Bälle frei gepasst. Alle Spieler können angespielt werden. Nach dem Abspiel übernimmt der Passgeber eine neue Position (läuft seinem Ball aber nicht hinterher). Trotzdem sollen alle Spieler darauf achten, dass alle Positionen besetzt sind. Kommt ein Ball in eine der vier Ecken muss ein Flugball in eine andere Ecke gespielt werden.

Coaching: Im Passspiel werden die üblichen Elemente beachtet (Passschärfe, Passgenauigkeit). Spieler ohne Ball sollen stets aus einer Auftaktaktion kommen und den Ball niemals im Stand erhalten. Nach dem Abspiel folgt ein Tempolauf zu einer Position (Spiel & Geh). Flugbälle werden aus dem kurzen Dribbling heraus gespielt und sollen gezielt auf den Mitspieler gespielt werden. Mitnahme erfolgt ebenfalls in die Bewegung.

Variation: Alle Schwerpunkte des Passspiels bleiben bestehen. Der Flugball wird jetzt mit anschließendem zweiten Ball gespielt. Nach dem Flugball soll der Ball direkt auf einen Mitspieler an einer nahen Position prallen gelassen werden. Durch diese Änderungen müssen Spieler, die nicht in den Eckpositionen sind, für flache Pässe anspielbar sein, aber auch reagieren, wenn sie überspielt werden. Als Variation muss der Klatschball eine Position überspringen, das fordert andere technische Inhalte.

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Aufrufe: 027.8.2015, 08:00 Uhr
Steven Turek / Peter SchreinerAutor