2024-05-02T16:12:49.858Z

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Amateurfußballer dürfen wieder spielen

Eine zweite Corona-Welle könnte schwere Folgen haben - Bayerische Kritik zeigt Wirkung

Stuttgart - Es ist ein Neustart ins Ungewisse. Nach monatelanger Corona-Zwangspause fährt der Amateurfußball den Betrieb vielerorts wieder hoch. Die fast 25 000 Clubs, die beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) registriert sind, haben die erste Welle der Pandemie überstanden. „Der Amateurfußball hat in dieser Krise seine Kraft entfaltet, das stimmt mich zuversichtlich“, sagt DFB-Vizepräsident Rainer Koch. „Aber wir alle müssen auch etwas dafür tun, dass er so stark bleibt.“

Die befürchteten Massenabmeldungen von Mannschaften sind bisher ausgeblieben. In Baden beispielsweise sind zwar nur noch 844 statt der 888 Männerteams aus dem Vorjahr gemeldet, in Sachsen nur noch 1045 statt 1060. Die Verbände führen das aber nicht auf die Corona-Krise zurück. Schon in den vergangenen Jahren war ein Schwund zu beobachten. In zahlreichen Bundesländern gab es schon wieder Vorbereitungs- und Pokalspiele, im September sollen die Meisterschaftsrunden starten. In Bayern wird die alte, abgebrochene Saison fortgesetzt, in den übrigen 20 Landesverbänden - Stand jetzt - eine neue angepfiffen. Teils mit aufgestockten Ligen, da es nach dem Lockdown in den meisten Fällen zwar Auf-, aber keine Absteiger gab. Teils mit neuem Modus, zum Beispiel einer Hinrunde und anschließender Auf- und Abstiegsrunde wie in der Landesliga-Staffel IV oder der Bezirksliga Bodensee. Überall zwingend zu beachten: Der Hygieneleitfaden des DFB.

Die Clubs desinfizieren ihre Bälle, tragen die Zuschauer in Listen ein, lassen ihre Spieler in Etappen duschen. Viel Aufwand für oft wenig Personal - dazu verfügen die wenigsten Amateurvereine über festangestellte Mitarbeiter. Neben den Hygieneauflagen mussten sich viele Ehrenamtler zuletzt auch um die Rückkehr der Mannschaften ins Training kümmern, bei höherklassigen Clubs ging es zudem um Themen wie Kurzarbeit. Dennoch überwiegt dort, wo schon wieder gespielt werden darf, die Dankbarkeit. „In finanzieller Hinsicht aber hat es unsere Vereine schwerer getroffen, weil sie beispielsweise auf die Pacht des Wirtes ihres Vereinsheimes, das ja auch geschlossen war, verzichten mussten oder keine Sommerfeste und Jugendturniere austragen konnten“, sagt DFB-Vize Koch. Einige Clubs halfen sich auch selbst, verkauften virtuelle Tickets oder Bratwürste. Was den Vereinen aus den unteren Ligen half, war, dass sie kaum Spielerkosten hatten - in tiefen Ligen gibt es oft nur Einsatzprämien.

In den Regional- oder Oberligen fließen dagegen oft feste Monatsgehälter und die Zuschauereinnahmen fallen deutlich mehr ins Gewicht. „Profifußballer in der Oberliga sind keine gute Idee“, sagte daher nun Koch. „Der Amateurfußball ist in den letzten Jahren viel zu teuer und in einigen Fällen fast nicht mehr finanzierbar geworden. Vielleicht bringt das Coronavirus uns alle wieder zur Vernunft. Hoffentlich ohne Insolvenzen.“ Koch glaubt aber erst wieder an eine Normalität, „wenn ein Impfstoff gefunden ist oder es entsprechende Medikamente gibt“.

Am Mittwochnachmittag gab es dann ein bisschen Erleichterung bei den bayerischen Clubs und bei Koch. Der BFV-Präsident hatte sich beschwert, dass „Fußballspiele am Wochenende in Württemberg, Baden, Hessen, Thüringen, Sachsen, Tschechien und Österreich, nicht aber in Bayern erlaubt sind“. Der deutsche Fußball-Rekordmeister FC Bayern bekam dagegen sein Testspiel am Freitag (16 Uhr) in München gegen Olympique Marseille genehmigt. „Ich hoffe und wünsche, dass dieses Spiel stattfinden kann, aber dann bitte Erlaubnis auch für die Amateurfußballer!“, schrieb Koch bei Facebook. Am Mittwoch ruderte das für den Sport zuständige bayerische Innenministerium in München zurück. Auch Amateurclubs dürfen in Bayern im Rahmen der Lockerungen in der Corona-Krise ab sofort wieder gegeneinander antreten. Allerdings dürfen vorerst nur Teams aus dem Freistaat gegeneinander spielen. Zuschauer sind - anders als etwa in Baden-Württemberg - bei den Partien nicht erlaubt.

Aufrufe: 030.7.2020, 06:02 Uhr
dpa/szAutor