2024-05-10T08:19:16.237Z

Analyse
– Foto: Meiki Graff
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Amateurfußball erst wieder im September?

Die Bundesregierung hat wegen der Coronavirus-Pandemie Großveranstaltungen bis zum 31. August untersagt. Dazu werden wohl auch die Amateurfußball-Spiele zählen.

Die Amateurfußballer warten gespannt auf den 30. April. Anschließend sollen die jeweiligen Landesverbände verkünden, wie es jenseits der Profiligen nach der Coronavirus-Pause weitergehen soll. Der Spielbetrieb steht seit dem 13. März still, wird in jedem Fall bis zum 3. Mai ruhen - und die Wahrscheinlichkeit ist gestiegen, dass auch bis Anfang September kein Ball über die Plätze in Ostwestfalen und ganz Deutschland rollen wird.

Die Bundesregierung hat am Mittwoch verkündet, dass die Kontakt-Einschränkungen wegen der Covid-19-Pandemie bis mindestens zum 3. Mai (ein Sonntag) andauern sollen. Anschließend kann und soll es Lockerungen geben; das trifft jedoch nicht auf Großveranstaltungen zu. In Rücksprache mit den Bundesländern wurde beschlossen, dass alle Großveranstaltungen bis zum 31. August abgesagt werden müssen.

Die spannende Frage lautet: Sind Amateurfußball-Spiele Großveranstaltungen? Oder etwas genauer: Ab wann zählen Amateurfußball-Spiele zu den Großveranstaltungen? Die Antwort muss zwangsweise lauten: Amateurfußball-Spiele sind Großveranstaltungen. Grundsätzlich gibt es zwar nur sehr wenige Spiele, die die Definition einer Großveranstaltung laut dem Ministeriums für Inneres und Kommunales Nordrhein-Westfalen erfüllen (100.000 Besucher werden mindestens erwartet, mehr als 5.000 Besucher sind gleichzeitig auf einem Gelände oder es besteht ein erhöhtes Gefährdungspotenzial), doch es scheint wahrscheinlich, dass wie bereits im März ein anderer Maßstab gewählt wird.


Erhöhtes Zuschaueraufkommen durch Saisonfinale

Denn vor den Kontakt-Einschränkungen wurden Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Personen abgesagt bzw. mussten gar komplett gecancelt werden. Die Saison 2019/20 bewegt sich auf ihre Zielgerade zu. Viele spannende Duelle um Auf- und Abstieg stehen an, deshalb ist mit einem erhöhten Zuschaueraufkommen zu rechnen. Desweiteren weichen Fan-Gruppierungen von Profi-Mannschaften gerne auf örtliche Plätze aus, wenn das eigene Team nicht spielt. Dieses Phänomen ist in Länderspiel-Pausen häufiger zu sehen.

Außerdem dürften nicht nur die bloßen Zuschauerzahlen entscheidend sein, sondern auch der so genannte Mobilisierungsgrad. Genau aus diesem Grund hat der Bund die großen Shopping-Center zunächst weiter geschlossen gelassen und es nur kleineren Läden erlaubt, wieder zu öffnen. Je mehr Leute rein theoretisch in einem Geschäft einkaufen gehen könnten, desto schlechter.


Das dürfte der Politik zu risikoreich sein

Da der Fußball einen extrem hohen Mobilisierungsgrad hat - er ist nun mal Volkssport Nummer 1 -, dürfte die Politik bei der Zulassung der Spiele sehr vorsichtig sein. Egal ob dort 50 oder 500 Zuschauer an den Platz kommen. Bezogen auf eine Liga sind das fast immer 1.000 Beteiligte. Im Regelbetrieb finden in Ostwestfalen gut 800 Fußballspiele an einem Sonntag statt. Das dürfte der Politik zu risikoreich sein.

Geisterspiele im Amateurfußball, die der Bayerische Fußball-Landesverband bereits abgelehnt hat, sind aus zwei Gründen nicht umsetzbar: Den kleinen Klubs würden ihre Haupteinnahme-Quelle wegbrechen, ferner werden sich viele Anhänger, Eltern, Partner, Funktionäre oder Mitspieler an ein solches Verbot schlichtweg nicht halten. Es wäre auch einfach nicht zu kontrollieren - wie auch? Keine Kommune dieser Welt hat genügend Ordnungshüter, um eine Kontrolle aller Partien zu ermöglichen.


Fortsetzung im September?

Aus diesen Gründen werden die Amateure weiterhin pausieren, ob sie wollen oder nicht. Der Spielbetrieb soll mit einer Vorbereitungszeit von zwei Wochen wieder starten. Nicht ausgeschlossen ist, dass die Fußballer im Sommer schon wieder trainieren dürfen, doch der erste reguläre Spieltag wäre nach aktuellem Stand erst vom 4. bis zum 6. September möglich.

Aufrufe: 016.4.2020, 15:00 Uhr
André NückelAutor