2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview der Woche
Zwei Matchwinner unter  sich: Christopher Groll und Philipp Pönisch (rechts) von der TuS Sachsenhausen. Foto: Steffen Kretschmer
Zwei Matchwinner unter sich: Christopher Groll und Philipp Pönisch (rechts) von der TuS Sachsenhausen. Foto: Steffen Kretschmer

Alte Töppen, echte Tränen, alles für TuS

Ausgerechnet zwei Ex-Oranienburger wurden im Stadtderby zwischen dem OFC und Sachsenhausen die Matchwinner bei 1896. Wir haben uns mit ihnen unterhalten.

Der Derbysamstag in Oranienburg wird in die Geschichte des Stadtfußballs eingehen. Soviel ist sicher. Aber was ist ein Eintrag im Lexikon ohne die richtigen Storys dahinter? Die beiden Matchwinner aus Sachsenhausen haben sie uns erzählt: zum Beispiel die von den Wundertöppen des Philipp P., der vor dem Spiel den gegnerischen Keeper zum Kaffee einlud, um ihm zu sagen: „Heute hau ich dir einen ein!“ Oder die des Christopher G., der zu Tränen gerührt vom Feld ging, nachdem er seinen Ex-Klub abgeschossen hatte.

Geschichten gibt es vom vergangenen Samstag aus Sachsenhausen genug zu erzählen. Am besten können das allerdings jene Spieler machen, die sie im Stadtderby geschrieben haben. Philipp Pönisch und Christopher Groll im Interview.


Philipp, Hand aufs Herz, was war dein Wunschresultat vor dem Stadtderby?

5:1. Aber gerechnet habe ich mit einem 3:0 für uns.


Du hast in der Halbzeit die Schuhe getauscht. Und mit einem anderen Paar in Halbzeit zwei gleich ein Traumtor erzielt.

Ja, das stimmt. Ich hatte in der ersten Halbzeit die neueren an, die haben mich jedoch ein bisschen beengt. Deswegen habe ich in der Pause getauscht. Aber ich glaube, in den anderen hätte ich auch so getroffen. Es war Risiko. Schön, dass er drin war.


Das sieht man beim OFC natürlich anders.

Ich habe mich mit Nick (Anm.: Schrobback, OFC-Keeper) schon unterhalten. Er ist natürlich bedient. Vor dem Spiel war er übrigens bei mir Kaffee trinken und da habe ich ihm gesagt: ‚Heute hau ich dir einen ein!‘.

TuS ist von Anfang an ein Wahnsinns-Pressing gegangen. Zum Teil mit drei Mann auf den ballführenden Gegenspieler. Du warst ständig mit dabei. War das der Plan?

Ja, wir wollten immer gleich drauf, dass sie auch gar keine Luft bekommen. Vor allem auf der rechten Abwehrseite, wo Oranienburg im Spielaufbau nicht so stark ist.

Mit dieser Erkenntnis dürfte Coach Oliver Richter aus Neuruppin zurückgekommen sein, als er das Spiel der Eintracht gegen den MSV vor zwei Wochen beobachtet hat, oder?

Genau. Allerdings ist natürlich auch jeder motiviert, beim Derby alles zu geben. Beim OFC hat man deutlich gemerkt, dass sie sehr großen Respekt vor uns hatten.

Bestand nicht die Angst, dass dieses Powerplay auch irgendwann alle Kraft aufzehren würde?

Eigentlich nicht. Wir wissen natürlich, dass Oranienburg ein starkes Konterteam ist. Deswegen haben wir die Räume so eng gemacht. Aber selbst wenn irgendwann die Kräfte nachgelassen hätten, bin ich überzeugt, dass unsere Abwehr in solchen Fällen sicher genug steht.


Christopher, als du ausgewechselt wurdest, hattest du Tränen in den Augen. Das waren aber bei drei geschossenen Toren garantiert keine Tränen der Trauer. Oder doch?

Ja, es war schon emotional. Oranienburg ist mein Ex-Verein, ich habe dort die gesamte Jugend durchlaufen. Und dann ein Dreierpack zu machen, ist schon was Besonderes. Ich bin immer noch ein bisschen sprachlos, ehrlich gesagt.

Einer deiner ehemaligen Mannschaftskollegen ist nach nur zwei Minuten Einsatzzeit wieder vom Platz geflogen: Tim Kretschmann. Wie hast du sein Foul an der Mittellinie so kurz nach der Pause gesehen?

Es sah schon doof aus, wie er da angeflogen kam. Ich denke, da kann man Rot zeigen. Gelb hätte vielleicht aber auch gereicht.


Nur noch Zuschauer: Tim Kretschmann flog im Stadtderby nach nur zweiminütigem Einsatz wieder vom Feld.

Wobei das ja auch ein Foul mit Ansage war. In einer Diskussion am Rand hatte Tim Kretschmann schon angekündigt, in der zweiten Hälfte auf dem Platz eingreifen zu wollen. Dann flog er gleich wieder runter.

Wir wussten natürlich, dass er manchmal eben ein bisschen ungestüm ist. Das ist jetzt nicht negativ gemeint. Aber in so einem Spiel versuchst du eben auch ein Foul zu ziehen. Wobei das jetzt in dem Fall eher nicht zutrifft. Aber im Hinspiel war es so, da ist er ja auch mit Gelb-Rot früher gegangen.

Welches war dein schönstes Derbytor am Sonnabend?

Klar: das 2:0. Ich konnte den Ball über Nick Schrobback drüber heben und stand dann mit dem Rücken zum Tor. Als ich ihn dann Volley genommen habe und er im Netz landete: ein kleiner Traum.

Die Spieler kennen sich wahnsinnig gut, haben zum Teil über Jahre hinweg in denselben Mannschaften gespielt. Ist das Vor- oder Nachteil in so einem Prestige-Duell?

Ich denke, eher Vorteil. In den 90 Minuten sind logischerweise Emotionen dabei und man keift sich auch mal an. Aber es ist wichtig, dass man sich danach wieder die Hand gibt. Wir sind zum Teil wirklich Freunde. Über Vereinsgrenzen hinweg. Und alles, was da zum Beispiel im Vorfeld oder auch am Spielfeldrand gesagt wurde, geht ins eine Ohr hinein und aus dem anderen wieder heraus. Wir sind Spieler und konzentrieren uns auf die 90 Minuten.

Andere Vereine drucken nach so einem Ergebnis T-Shirts oder lassen sich andere Gemeinheiten einfallen, um den Rivalen ein bisschen zu ärgern. Was wird aus Sachsenhausen kommen?

Ein paar Andeutungen wird es da in Zukunft sicher geben. Aber der nötige Respekt voreinander sollte da sein. Und den haben wir auch.


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Aufrufe: 021.3.2016, 12:47 Uhr
Marc SchützAutor