2024-04-20T08:00:28.265Z

FuPa Portrait
Ein Bild mich Charme: Am vergangen Wochenende fanden die letzten Heimspiele des TuS Dexheim statt. Nun beginnt der Bau des Kunstrasenplatzes. Solche Bilder wie dieses wird es in Dexheim fortan nicht mehr geben. Für uns Grund genug nochmal mit einigen Dexheimern über den guten alten Ascheplatz in der Pappelarena zu sprechen. (Bild: Mandy Scholz)
Ein Bild mich Charme: Am vergangen Wochenende fanden die letzten Heimspiele des TuS Dexheim statt. Nun beginnt der Bau des Kunstrasenplatzes. Solche Bilder wie dieses wird es in Dexheim fortan nicht mehr geben. Für uns Grund genug nochmal mit einigen Dexheimern über den guten alten Ascheplatz in der Pappelarena zu sprechen. (Bild: Mandy Scholz)

Alle Uhren auf Anfang: Neues Kapitel für TuS

Dexheim fiebert nach dem letzten Heimspiel seinem neuen Grün entgegen +++ Projekt HerzRasen eine einmalige Erfolgsgeschichte +++ Spieler und Verantwortliche erinnern sich an die guten alten Hartplatz-Zeiten

Als einer der letzten Vereine im Kreis Mainz-Bingen bekommt nun auch der TuS Dexheim seinen Kunstrasenplatz. Und das nicht etwa, weil man auf der ominösen Sanierungsliste einen der ersten Plätze einnimmt. In Dexheim hat man es aus eigener Kraft geschafft und sich einen großen Teil des Traums vom neuen Platz selbst erfüllt.

Noch keine vier Tage ist es her, da in der Dexheimer Pappel-Arena der letzte Schiedsrichterpfiff ertönte. 6:0 siegte der TuS in seinem letzten Heimspiel auf der roten Asche gegen den TSV Zornheim II.

Zuvor hatte bereits die U-23 mit 1:0 gegen die Reserve des FSV Nieder-Olm gewonnen und so bescherten die Spieler sich selbst und den Zuschauern den perfekten Abschied von ihrem alten Platz.

Mehr als 30 Jahre war das kleine und zum Ende hin auch arg ramponierte Aschefeld kein Aushängeschild, aber sicherlich ein Markenzeichen des Clubs. Alle Generationen wissen in Zeiten der modernen Kunstrasenplätze um den Vorteil ihres „Ackers“, der den Gegnern meist bereits vor dem Spiel die Lust auf den Fußball nahm. Doch nun ist alles vorbei und außer den Bildern und vielen Erinnerungen wird nicht viel übrig bleiben vom Charme der roten Asche.

Um die Erinnerung an den Platz aufrecht zu erhalten und etwas von dem weiterzugeben, haben wir mit Spielern, Trainern und Vereinsmitgliedern gesprochen:

Volker Schneider (Vorstand TuS Dexheim):

„Wir haben in den letzten Monaten mit HerzRasen unser persönliches Sommermärchen erlebt. Das Projekt wird noch in vielen Jahren dafür stehen, was Gemeinschaften vollbringen können, wenn sie sich finden. Sobald ihr Potential erwacht, alle anfangen an etwas zu glauben und sich dafür einzubringen, ist alles möglich. Das ich Motor und Teil dieser Gemeinschaft sein durfte und weiter sein werde, macht mich stolz und wird mich noch lange Jahre begleiten. Unser Zusammenhalt in Dexheim sucht seinesgleichen. Der Abschied von unserem „Tenneplatz“ fällt mir leicht, weil genau dieser Abschied unser Ziel war. Ich verbinde schöne Erinnerungen mit unserer Dexheimer-Pappelarena in der wir so manchen Sieg bejubeln durften, aber auch schmerzvolle Niederlagen einstecken mussten. Ein Verein ist gerade so gut, wie ihn seine Mitglieder gestalten. In dem Sinne bin ich sehr stolz auf diese Gemeinschaft hier beim TuS.“

Michael Manz (Abteilungsleiter Fußball):

„Als Abteilungsleiter bin ich natürlich sehr stolz, was da in den letzten Jahren bei uns zusammengewachsen ist. Wir freuen uns alle riesig auf den neuen Platz, denn es hat sehr lange gedauert. Immer wieder hieß es der Platz kommt und am Ende ist nie etwas draus geworden. Über 30 Jahre war der Hartplatz unser treuer Begleiter und wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen. Der Platz hat den Club am Leben gehalten und ich denke er hat seine Schuldigkeit getan. In Zukunft sind wir mit dem neuen Platz endlich unabhängig vom Wetter. Der Kunstrasen wird für uns eine riesen Bereicherung.“

Matthias Neuschl (Trainer der 1. Mannschaft):

„Als ich damals im April 2008 angefangen habe, war die Umstellung auf den Hartplatz schon sehr groß. Allerdings war es natürlich auch immer ein großer Heimvorteil, da unsere Gegner schon vor dem Spiel leicht demotiviert waren. Während meiner Zeit durften wir hier zwei Meisterschaften feiern und haben gemeinsam auch einige Pokalschlachten geschlagen. Trotz der widrigen Umstände haben wir es geschafft sogar noch eine zweite Mannschaft zu melden, die mittlerweile in ihre dritte Saison geht. Das Thema Sportplatzsanierung begleitet uns schon sehr lange und fast wäre es wieder nichts geworden. Doch dann hatten Christian Bachmann und Chris Best das Projekt „HerzRasen“ vorgestellt. Danach ging alles unglaublich schnell und die Unterstützung, die wir erfahren haben war der absolute Wahnsinn. Der alte Platz wird mir schon etwas fehlen, gerade das leichte Knirschen zwischen den Zähnen, wenn es wieder mal richtig gestaubt hat. Aber der Kunstrasen wird natürlich viel Positives mit sich bringen. Beispielsweise wird es künftig wieder möglich sein weißes Trikot wirklich wieder weiß zu bekommen und zwar bereits nach einem Waschgang! Ich freue mich auf die nahe Zukunft, denn wir haben bei der TuS Dexheim unser Schicksal selbst in die Hand genommen und die Zukunft gestaltet. An dieser Stelle möchte ich mich auch persönlich nochmal bei allen bedanken, die unser Projekt so super unterstützt haben.“

Nils Kühne (Trainer U23):

„Ich bin seit 1990 im Verein und habe alle Jugendmannschaften durchlaufen. Aufgrund von Verletzungspech musste ich meine aktive Laufbahn beenden und bin nun als Trainer unterwegs. Das die Spiele am letzten Wochenende beide gewonnen wurden, ist natürlich der perfekte Abschied von der Asche. Dennoch war es nach Abpfiff ein komisches Gefühl und wir haben nach dem Spiel noch lange zusammen gesessen. Der Platz wird einem schon fehlen, es geht schließlich ein langes Geschichtskapitel zu Ende, dennoch kommt der neue Kunstrasen unserer Entwicklung hier beim TuS Dexheim entgegen.“

Stefan Merten (Kapitän 1. Mannschaft):

„Seit knapp 24 Jahren spiele ich in Dexheim, jetzt bin ich 28. Daher wäre ich gerade bei den letzten Heimspielen gerne dabei gewesen und hätte die Mannschaft als Captain auf das Feld geführt. Doch leider war ich am vergangenen Wochenende im Urlaub. Vom Strand aus habe ich über FuPa die Spiele im Liveticker verfolgt und den Jungs die Daumen gedrückt. Die haben es auch super gemacht und sich anständig verabschiedet von dem alten Platz. Ich persönlich bin schon etwas traurig. Die Vorfreude ist aber ebenso groß und es wird aufregend die Bauzeit zu überbrücken. Nicht vergessen werde ich die Aufstiegsspiele und die Meisterfeiern. Bald können wir endlich auch im Winter spielen. Wichtig wäre es bereits in der Rückrunde einige Spiele auf dem neuen Grün zu machen, damit wir uns bereits einspielen können. Es war alles in allem eine super Zeit, aber aus der Mannschaft wird sich bestimmt niemand den alten Platz zurückwünschen, wenn wir hier erst einmal das neue Feld haben.“

Christian Bachmann (Projekt HerzRasen):

„Wenn man seit seinem fünften Lebensjahr auf demselben alten, staubigen Platz trainiert, hängen da schon extrem viele Erinnerungen dran. Jetzt nach dem letzten Spiel, ist es egal wie sehr man jedes Training auf den Platz geschimpft hat. Denn nun ist es schon ein sehr komisches Gefühl, dass hier, wo man als kleiner Knirps rote Sandburgen gebaut hat, in drei Monaten alles komplett anders aussehen wird. In gewisser Weise verliert unser Gelände dann schon auch etwas seinen Charme, den die Pappeln definitiv versprüht haben, auch wenn das den meisten fremden Besuchern immer verborgen blieb (Anmerk. d. Red.: Die Pappeln werden nun gefällt). Auf der einen Seite geht hier ein Kapitel Dexheimer-Geschichte zu Ende, welches man seit Kindertagen und von den alten Fotos aus Gründungszeiten kennt. Trotzdem gehen wir mit dem neuen Platz einen, wenn nicht sogar den notwendigen Schritt in Richtung Zukunft und schaffen so hoffentlich die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft. Besonders freue ich mich auf den Tag, da die ersten neuen Jugendmannschaften auf dem neuen Platz trainieren. Spätestens dann haben sich unsere Bemühungen endgültig gelohnt.“

Michael Haag (Urgestein):

„Ich spiele jetzt seit meinem vierten Lebensjahr hier für den TuS Dexheim, meinen Heimatverein. In diesem Jahr wurde ich für 25 Jahre Vereinszugehörigkeit geehrt. Von klein auf habe ich also an meiner Staublunge gearbeitet. Unzählige Schürfwunden und Kratzer zieren meine Beine. Ich denke der Platz steht für den Zusammenhalt der Fußballer des TuS. Viele Spieler haben die komplette Karriere für diesen Verein und auf diesem Platz gespielt. Von unseren Gegnern, die oft bessere finanzielle Möglichkeiten zur Verfügung hatten, machten wir aus unserer Not eine Tugend und haben uns durch den kleinen, staubigen Platz einen Heimvorteil erarbeitet. Wechselgedanken sind Dexheimer-Spielern eigentlich fremd. Die beiden Meisterschaften 2009 und 2012 (ungeschlagen) bleiben unweigerlich mit diesem Platz verbunden. Unvergessen wird auch unser „Grand Canyon“ im 16er bleiben. Egal wie viel rote Erde man hier reinfüllte, nach dem nächsten Regen war sofort wieder alles wer. Auch Flutlichtspiele waren aufgrund des unzuverlässigen Lichtes immer ein besonderes Highlight. Doch neben der Vorfreude auf den neuen Platz schwingt auch etwas Wehmut mit, nun nachdem die beiden letzten Siele in der Pappelarena ausgetragen wurden. Jedoch hat sich der komplette Ort diesen Kunstrasen verdient, auch die Aktion HerzRasen wird weit über die Ortsgrenzen in Erinnerung bleiben. Mit dem Platz wird der richtige und notwendige Schritt in eine gute Zukunft getan. Ich selbst freue mich noch auf viele weitere Jahre auf neuem, ebenem und grünem Geläuf. Die elende Suche nach Freiwilligen, die den Platz abziehen und abzeichnen hat nun ein Ende und auch die Waschmaschinen der Spieler dürften in Zukunft länger halten.“

Sandro Hoffeller (Dexheimer-Urgestein):

„Besonders bei unseren Gegnern war der Platz gefürchtet, weil er nun mal schwer zu bespielen war. Meistens hatten die bereits vor dem Spiel keine Lust mehr. Natürlich haben wir die Asche in den letzten Jahren ordentlich abgerockt. Mit 17 Jahren habe ich hier angefangen zu spielen. Heute bin ich 33 und immer noch mit dabei. Die Meisterschaften werden hier immer in Erinnerung bleiben. Wir hatten hier immer eine super Zeit und jetzt wo es vorbei ist, fühlt man sich schon etwas komisch. Aber auch die Vorfreude auf den neuen Platz ist sehr groß. Während der Bauphase wird es mich öfter auf den Platz verschlagen, um zu schauen wie weit die Arbeiten schon sind. Nun können wir bald ganzjährig auf den Platz und vielleicht zieht es nun auch den ein oder anderen Spieler zurück zu uns. Die Truppe hält hier sehr gut zusammen und wir haben in diesem Jahr gesehen, wie viel man gemeinsam erreichen kann.

Thorsten Zaun (Spieler und Ansprechpartner Jugendabteilung):

„Endlich trägt die Arbeit der letzten Jahre Früchte aus. Selbstverständlich ist auch etwas Wehmut mit dabei, aber es freuen sich alle auf den neuen Kunstrasen. Es wird so einiges einfacher und auch unsere Gegner werden sich freuen, da sie in Zukunft keine Türmchen mehr bauen müssen, um den Ball beim Frei- oder Abstoß wie gewollt zu treffen.“

Nico Schneider (Nachwuchsspieler):

„Mit dem neuen Feld beginnt für uns eine neue Ära. Ich spiele hier seit der G-Jugend und kenne es eigentlich nicht anders. Klar geht so ein Vorteil für uns verloren, aber ich bin mir sicher, dass der Platz auch unserer Entwicklung entgegenkommt und uns weiterbringt. Mein Knie wird mich immer an den alten Ascheplatz erinnern, das bleibt.“

Aufrufe: 014.8.2014, 08:00 Uhr
Martin ImruckAutor