2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Alfred Kaminski: 'Es ist ein ganz langer Weg'

Die Stuttgarter Kickers spielen am 23. Juli in Gärtringen gegen den Zweitligisten SV Sandhausen

Der Regionalligist Stuttgarter Kickers feiert seine Saisoneröffnung am 23. Juli um 14 Uhr in Gärtringen mit dem Testspiel gegen den Zweitligisten SV Sandhausen. Danach tritt eine Gym24-Auswahl gegen das Oberliga-Team der Kickers an. Die Eintrittsgelder kommen der „Gäubote“-Aktion „Miteinander – Füreinander“ zugute. Kickers-Trainer Alfred Kaminski erklärt im Interview, wie er den personellen Umbruch beim Regionalligisten bewerkstelligt.
Gäubote: Herr Kaminski, haben Sie überhaupt Zeit gefunden, sich EM-Spiele im Fernsehen anzuschauen?
Alfred Kaminski: „Das eine oder andere, aber eher wenig.“

Sie hatten in den vergangenen Wochen jede Menge Arbeit. Es ist nach dem Abstieg mit Alessandro Abruscia nur ein Spieler übrig geblieben. Der Umbruch im Kader der Kickers ist gewaltig. Wie ist das zu bewerkstelligen?
„Na ja, man stellt halt eine neue Mannschaft zusammen. Michael Zeyer (Sportdirektor, Anm. d. Red.) und ich kennen viele Spieler in Deutschland oder auch über Kontakte im europäischen Ausland. Und wir haben unsere Datenbanken mit Spielern, die wir irgendwann mal gesehen haben. Da schaut man, wie der aktuelle Stand ist. Dann kommt es darauf an, ob er in die Spielweise und zum Verein passt – und ob er verfügbar sowie finanzierbar ist. Natürlich ist das diesmal sehr intensiv. Urlaub war in diesem Sommer nicht möglich.“

Sind Sie durch mit der Kaderplanung?
„Man kann sich immer optimieren. Wir haben noch Möglichkeiten, den einen oder anderen Kaderplatz zu füllen und dieses wird auch absolut notwendig sein.“

Wie sind die Trainings- und Testspieleindrücke bisher?
„Die Trainingseindrücke waren sehr gut. Auch die Testspieleindrücke. Ich habe ein paar Dinge gesehen, die positiv waren, einige, die negativ waren. Das habe ich jetzt aber auch nicht anders erwartet.“

Hilft es beim Neuaufbau, dass Sie die Kickers als Trainer der zweiten Mannschaft und Leiter des Nachwuchsleistungszentrums bereits kennen.
„Es hilft, wenn man verschiedene Erfahrungen hat und daraus Erkenntnisse ziehen kann. Ich habe in meinem Sportleben verschiedene Bereiche kennengelernt und habe einen großen Erfahrungsschatz.“

Sie haben unter anderem als Scout, Chefanalytiker, Trainer, Co-Trainer und Sportdirektor gearbeitet. Profitieren Sie in der jetzigen Situation von diesen verschiedenen Fähigkeiten?
„Ich glaube schon. Als Sportdirektor und Scout habe ich viele verschiedene Spieler gesehen. Als Analytiker habe ich immer wieder hochklassigen Fußball gesehen, der dann in puncto Spielweise und Verfahrensweise zu analysieren war. Das lässt man schon alles mit einfließen.“

Auf welche Werte und Fähigkeiten legen Sie das Augenmerk grundsätzlich bei einem Spieler?
„Es ist schon immer eine Frage der Persönlichkeit und Mentalität. Die kann man in einem oder zwei Gesprächen natürlich nicht immer herausfinden. Auf dem Fußballplatz schaue ich dann schon: Läuft einer hinterher? Was macht er, wenn er den Ball verliert? Bleibt er stehen, oder holt er sich den Ball zurück? Ich erwarte schon Kampf und Einsatz auf dem Spielfeld. Aber natürlich auch, dass man Dinge annehmen kann, Lernbereitschaft ist wichtig. Und ich schaue schon danach, dass Spieler eine gewisse Geschwindigkeit haben. Ebenfalls sind eine gute Technik, taktisches Verständnis und Spielintelligenz wichtige Voraussetzungen.“

Auf welche Spielweise dürfen sich die Fans freuen?
„Wir wollen in der Lage sein, verschiedene Pressingzonen zu bearbeiten. Wir wollen taktisch flexibel sein. Ich glaube, unsere Fans wollen auch sehen, dass auf dem Platz gearbeitet wird und die Jungs dem Gegner keinen Zentimeter Luft lassen.“

Was sagen Sie den Fans, die den sofortigen Wiederaufstieg erwarten?
„Die Erwartungshaltung Aufstieg haben in dieser Liga die Fans von acht oder neun Vereinen. Ich bin sicher, dass wir alles geben werden, um erfolgreich zu sein. Aber es ist eben ein ganz langer Weg. Ich vergleiche es gerne mit einem Marathonlauf. Da muss man nicht nach fünf oder zehn Kilometern vorne sein, sondern nach 42,195.“

Laufen Sie selbst Marathon?
„Nein. Ich bin früher weite Strecken gelaufen, Marathon aber nie. Ich laufe heute auch noch ganz gerne, aber leider viel zu selten. Das ist für mich Entspannung und Erholung.“

Sie kommen am 23. Juli mit den Kickers nach Gärtringen. In welcher Verfassung wird das Team dann sein?
„Wir haben nach dem Spiel noch zwei Wochen bis zum Saisonstart und sicher noch Zeit, am Feinschliff zu arbeiten. Ich denke, dass die Jungs dann schon eine harte Vorbereitung in den Knochen haben. Ich hoffe aber trotzdem, dass wir einen positiven Eindruck bei den Fans hinterlassen.“

Welchen Stellenwert hat die Zusammenarbeit mit Gym24?
„Sie hat schon bei der U23 einen hohen Stellenwert für mich gehabt. Dafür, dass das eine Nachwuchsmannschaft ist, war das eine absolut professionelle Zusammenarbeit. Wir versuchen, das nicht nur eins zu eins zu übernehmen, sondern wenn möglich, sogar noch weiterzuentwickeln.“
Aufrufe: 014.7.2016, 12:22 Uhr
Robert Stadthagen, GäuboteAutor