2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
– Foto: Meiki Graff

Alemannias Zukunft ist voller Fragezeichen

Regionalliga-West: Die Kaderplanungen für kommende Saison sind reine Planspiele. Unklar ist, wann wieder reguläre Einnahmen erzielt werden.

Nach dem Spiel äußerte sich Thomas Hengen zufrieden. „Die Mannschaft hat erneut viel Mentalität bewiesen“, sagte Alemannias neuer Sportdirektor. Wenn man es penibel auslegt, war dieses Statement nach dem Spiel bei RW Oberhausen (1:1) seine erste und bislang auch letzte Wortmeldung im neuen Amt. Mit dem Abpfiff an diesem 8. März endete gegen 15.48 Uhr vermutlich vorzeitig die Saison in der Regionalliga West.

Immerhin brachte Hengen noch drei Tage später die wichtigste Personalie beim Traditionsklub unter Dach und Fach. Er teilte mit, dass Stefan Vollmerhausen ab dem Sommer der neue Tivoli-Trainer wird. Öffentlich vorgestellt ist Vollmerhausen noch nicht, aber er wird regelmäßig vorstellig im Büro von Thomas Hengen. Die Planungen für die kommende Spielzeit gehen weiter, auch wenn aktuell coronabedingt der Ball aus dem Spiel genommen ist. Die Männer basteln am ersten gemeinsamen Kader. Es sind reine Planspiele, konkreter können sie auch am Tivoli nicht werden, weil die Zukunft voller Fragezeichen hängt. Hengen führt Gespräche, hinterlegt bei Spielern und Beratern sein Interesse, aber konkreter werden kann er nicht. Die Wertschätzung lässt sich nicht mit Zahlen ausdrücken in diesen Zeiten.

Der 45-Jährige geht von dem aktuellen Etatansatz „minus 50.000 Euro“ aus. Das ist der erhöhte Beitrag, den die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) von Alemannia für das abgelaufene Jahr 2019 verlangt, zahlbar bis zum 15. Mai. Solche Bescheide des Pflicht-Unfallversicherers erreichen die Klubs der 3. und 4. Liga, aber auch die der Frauen-Bundesliga in einer Phase, in der es gerade ums nackte Überleben geht. Wie der kommende Etat tatsächlich einmal aussieht, lässt sich seriös Anfang Mai nicht vorhersagen.

Im aktuellen Etat konnte Geschäftsführer Martin vom Hofe noch die Einnahmen der ersten Haupt­runde im DFB-Pokal verbuchen. Ausverkauftes Haus, schöne Werbeveranstaltung gegen den Bundesligisten Bayer Leverkusen. Alemannias Chancen stehen nicht schlecht, wieder in den lukrativen Wettbewerb einzuziehen, dafür muss der Pokalerfolg auf regionaler Ebene wiederholt werden. Aber verlassen kann sich der Klub nicht auf das Extra-Geld. Der Pokal wurde im Halbfinale angehalten. Der Fußballverband Mittelrhein (FVM) wartet gerade auf eine zündende Idee aus der DFB-Zentrale, wie es weitergehen kann. In einigen Landesverbänden müssen noch Spiele im Viertelfinale angepfiffen werden, in anderen Regionen stehen zumindest die Finalisten fest.

„Vage Perspektive“

Der FVM würde gerne die Spielzeiten in den Ligen unterhalb der Regionalliga und im Jugendbereich – frühestens – ab dem 1. September zu Ende spielen. Dass bis dahin noch Pokalpartien angesetzt werden, glaubt Aachens Geschäftsführer nicht. „Das kann ich mir nicht wirklich vorstellen, ab dem 1. Juli hätten wir neun Spieler unter Vertrag“, sagt er, „und wir können nicht wirklich Pläne schmieden, solange die Perspektive so vage ist.“

Müsste die Mannschaft aus der Kurzarbeit geholt werden, um sich für die ein, zwei Pokalspiele vorzubereiten, hätte das zudem wirtschaftliche Folgen. „Das Kurzarbeitergeld ist fester Bestandteil unserer aktuellen Planung“, sagt vom Hofe. Kurzarbeit ist bis zum August beantragt, neue Arbeitnehmer lassen sich so lange nicht einstellen.

Bei Alemannia sind die Einnahmen weggebrochen. Aktionen mit Goldenen oder virtuellen Tickets helfen in schwierigen Zeiten, aber sie retten den Verein nicht, sollte die spielfreie Zeit zu lange andauern. „Wie lange wir durchkommen, hängt derzeit komplett vom Wohlwollen unserer Partner, Sponsoren und Fans ab“, sagt vom Hofe. „Wenn alle Regressansprüche für die ausgefallenen Spiele anmelden, wäre dies ein harter Schlag. Bislang bekommen wir in dieser unverschuldeten Krise auch sehr viel Rückendeckung, was uns sehr positiv in die Zukunft blicken lässt.“ Die laufende Saison werde Alemannia nach jetzigem Stand überstehen, sagt der Geschäftsführer. „Danach hängt alles von der Frage ab, wann es weitergeht und wir wieder normale Einnahmen erzielen können.“

Aufrufe: 09.5.2020, 06:00 Uhr
Christoph Pauli | AZ/ANAutor