2024-05-02T16:12:49.858Z

Training

Aktuelle Taktik-Trends: Einleitung

Erfolgreich Passwege öffnen und nutzen (1)

Dies ist der erste Artikel einer neuen Serie aus dem E-Book Aktuelle Taktik-Trends - Erfolgreich Passwege öffnen und nutzen: Taktische Grundsätze - Analyse von Spielsituationen - Trainingsformen und Coaching. (Autoren: Steven Turek & Ralf Peter - Redaktion: Peter Schreiner). In diesem Artikel geht es um Grundlagen - eine kurze Einführung in das Thema. In den nächsten Artikeln folgen Trainingsformen dazu. Das komplette E-Book steht als PC- oder MAC-Version zum Download bereit.

Vorwort von Ralf Peter

(DFB-Ausbilder und Taktikexperte)


Liebe Trainerinnen, Liebe Trainer,

das heutige Fußballspiel ist aus defensiver Sicht vom ballorientierten Verteidigen gekennzeichnet. Die Viererkette ist selbst in unteren Spielklassen keine Sensation mehr. Spielräume werden immer mehr verengt und das Offensivspiel dadurch erschwert. Deshalb ist es wichtig, Spielstrategien gegen diese Abwehrformationen zu entwickeln. Doch selbst ausgeklügelte Offensivstrategien funktionieren nur, wenn bestimmte Grundverhaltensweisen gut entwickelt sind. Ganz besonders wichtig ist dabei, Räume und Passwege taktisch klug zu öffnen und zu nutzen. Dies beinhaltet individuelle technisch-taktische Fertigkeiten und Fähigkeiten und darüber hinaus ein gut ausgebildetes und aufeinander abgestimmtes gruppentaktisches Verhalten.

Basierend auf konkreten Spielsituationen, werden in dieser Serie Lösungsvorschläge vorgestellt und diese dann in kleinen Gruppen oder auch sehr komplex trainiert.
Ich habe Steven Turek als talentierten jungen Trainer kennengelernt. Gerne habe ich ihn bei der Umsetzung dieser Idee unterstützt und bei der Erstellung eines E-Books begleitet, das sehr gute taktische Analysen und attraktive Trainingsformen für Trainer unterschiedlichster Leistungsstufen enthält.

Wir hoffen, dass dieses E-Book dazu beiträgt, dass Ihre Mannschaft demnächst die Passwege noch besser öffnet und effektiver nutzt.


Viel Spaß beim Lesen wünscht Ralf Peter


Grundsätze: Erfolgreich Passwege öffnen und nutzen

Ballannahme und Passspiel als Grundlage!

In den präsentierten Lösungen gehen wir überwiegend von flachen Pässen aus. Dies erfordert ein qualitativ hochwertiges Passspiel. Die Pässe sollen grundsätzlich so hart wie möglich (Spieltempo), aber so weich wie nötig (Mitspieler muss in der Lage sein, den Ball zu kontrollieren) gespielt werden. Jeder Pass sollte präzise in den ballfernen Fuß oder leicht in den Vorlauf gespielt werden, abhängig von der Spielsituation.

Hat der Passempfänger einen freien Raum vor sich, sollte der Pass weiter in den Vorlauf gespielt werden, um ein maximal mögliches Tempo zu erzielen.

Andribbeln statt Abspiel aus dem Stand!

Um einen sicheres Kombinationsspiel zu gewährleisten, ist es notwendig, dass die Spieler ohne Ball, aber auch der Spieler mit Ball regelmäßig Überzahlsituationen schaffen. Hat der Ballbesitzer einen freien Raum vor sich, so ist es ratsam, diesen Raum mit einem Tempodribbling zu überwinden. Er dribbelt dabei so lange wie möglich auf einen Gegenspieler zu. Dann spielt er den Ball im letzten Moment ohne Risiko ab (Last-Moment-Pass). Dies sorgt dafür, dass der angedribbelte Gegenspieler den Passempfänger nicht sofort unter Druck setzen kann. Zusätzlich ist der Passspieler in Bewegung, was zu einer höheren Passqualität führt. Außerdem kann er die Dynamik nutzen, um sich im Anschluss wieder freizulaufen (z.B. Doppelpass).

Beispiel zu Erläuterung:

Fehlerbild: 4 bleibt in seiner Position und spielt die sich lösende 10 an. Mit dem Pass kann der blaue Stürmer Druck auf 10 ausüben.



Besser: 4 dribbelt an. Der blaue Stürmer muss 4 stellen und 10 kann den Pass, ohne Gegnerdruck annehmen.

Seitliches Absetzen statt Entgegenkommen!

Das klassische „Wegziehen und Entgegenkommen“ ist nur dann sinnvoll, wenn der Raum dahinter genutzt werden kann (oder der Spieler am Ball unter Druck steht, den Ball zu verlieren). Dies kann nach einem Doppelpass mit dem entgegenkommenden Spieler passieren oder als Chipball. Besser ist es, wenn sich der Mitspieler schräg zur Seite absetzt. Damit wird ein Passweg in die Tiefe geöffnet, und der Spieler kann in halboffener Stellung in Szene gesetzt werden.

Möglichst offene Stellung einnehmen!

Alle Spieler versuchen, eine möglichst offene Stellung einzunehmen. Steht ein Spieler offen zum Spiel, hat er die Chance, alle Handlungsoptionen wahrzunehmen und kann bessere Entscheidungen treffen.

Ist ein Spieler in einer geschlossenen Stellung, so kann er durch einen Blick über die eigene Schulte oder durch ein Signal eines Mitspielers („Dreh!“) erfahren, ob er aufdrehen kann oder den Ball klatschen lassen muss („Klatsch!“).

Muss er der Ball klatschen lassen, so empfiehlt es sich, den Ball - wenn möglich - auf einen dritten Spieler zu spielen, um den Spielraum zu wechseln.

Tempowechsel im richtigen Moment!

Wenn eine Mannschaft gezielt Passwege öffnen will, geht es weniger darum viel zu laufen, als vielmehr darum, richtig zu laufen. Wenige aufeinander abgestimmte und mit Tempowechsel ausgeführte Laufwege sind sinnvoller, als zielloses Umherlaufen. Zum einen ist dies für Spieler leichter zu durchschauen, zum anderen ist richtiges Laufen konditionell weniger belastend. Im Coaching ist es also sehr wichtig, konkrete Laufwege aufzuzeigen und zu begründen, anstatt „mehr Bewegung zu fordern“.

Regelmäßig die Tiefe attackieren!

Man kann sehr gut Torchancen herausspielen, wenn man zwischen die beiden Ketten der abwehrenden Mannschaft läuft. Kommt ein Spieler in diesem Raum in offener Spielstellung in Ballbesitz, hat er die Möglichkeit anzudribbeln, finale Pässe zu spielen oder zu schießen. Man öffnet diesen Raum, indem man die Kette anläuft. Besonders, wenn sich der Ball auf dem Flügel befindet (und der Ballführer nicht unter Druck steht), ist es eine realistische Option, den Ball hinter die Kette zu spielen (Abbildung oben – roter Pfeil). Diese Gefahr sorgt für ein Fallen der Kette. Dies öffnet wiederum Raum zwischen den Ketten. Dieser Raum kann durch einen weiteren Stürmer oder einen nachrückenden Mittelfeldspieler genutzt werden.

Achtung: Gegen eine Mannschaft, die grundsätzlich tief steht, ist dies nur bedingt eine realistische Option.

Fortsetzung folgt in der nächsten Ausgabe.

Hier weitere Infos zum E-Book:
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Aufrufe: 016.4.2015, 15:26 Uhr
Ralf Peter/Steven TurekAutor