2024-04-25T14:35:39.956Z

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Achtung, Schiedsrichtermangel: Wenn Vereine nicht die nötige Anzahl an Schiedsrichtern stellen, dann müssen sie mitunter tief in die Tasche greifen. Denn für jeden fehlenden Unparteiischen kassiert der Fußballverband dann eine Strafgebühr.  Foto: Axel Schmidt
Achtung, Schiedsrichtermangel: Wenn Vereine nicht die nötige Anzahl an Schiedsrichtern stellen, dann müssen sie mitunter tief in die Tasche greifen. Denn für jeden fehlenden Unparteiischen kassiert der Fußballverband dann eine Strafgebühr. Foto: Axel Schmidt

Achtung: Probleme

Vereine, die mit Mannschaften am Spielbetrieb teilnehmen, müssen auch Schiedsrichter stellen +++ Können sie das nicht, wird es schnell teuer – denn jeder fehlende Referee kostet Geld

Es ist beinahe schon ein Ritual. Wenn auf einer Spielgruppentagung im Kreis Allgäu der Kreis-Obmann der Schiedsrichter, der Mittelneufnacher Jürgen Warnck, ans Mikrofon tritt, wissen die Vereinsvertreter bereits, was kommt: einmal mehr die Aufforderung an die Vereine, „geeignete Kandidaten“ für den Schiedsrichter-Neulingskurs zu melden. Meist schließt Warnck seinen Appell mit der Drohung, dass in naher Zukunft nicht mehr alle Spiele mit Unparteiischen besetzt werden können.

Denn in der Schiedsrichtergruppe Südschwaben verhält es sich, wie in den meisten anderen Schiedsrichtergruppen Bayerns: Ihr fehlt der Nachwuchs. „Wir haben rund 130 aktive Schiedsrichter in der Gruppe Südschwaben“, sagt Warnck. Besetzt werden müssen pro Wochenende von dieser Gruppe rund 120 Spiele. „Das ist auf Kante genäht“, sagt Warnck. Schließlich sei nicht jeder Schiedsrichter auch an jedem Wochenende einsatzfähig.

Nicht mit eingerechnet sind bei diesen 120 Spielen im Einsatzbereich der Gruppe Südschwaben etwa Jugendspiele. Die werden im Allgäu bereits seit einiger Zeit erst ab der Kreisliga von geprüften Schiedsrichtern geleitet. Die Vereine in den Jugendligen darunter müssen sich selbst behelfen. Auch die bis zur vergangenen Spielzeit noch vorhandenen Reserveligen wurden von den Schiedsrichtern nicht mehr besetzt. Wenn der Trend weitergeht, werden von unten her weitere Ligen folgen. Bestes Beispiel ist der Kreis Augsburg. Hier war die Aufregung unter den B-Klassisten groß, als es plötzlich hieß, dass zur Rückrunde keine Spiele der B-Klassen mehr mit Schiedsrichtern der Augsburger Gruppe besetzt würden, da es zu wenige seien. Von Wettbewerbsverzerrung und Pflichtverletzung war da die Rede. Und davon, dass dem Verband die Gesundheit der Spieler egal sei.

Dabei könnten die Vereine ja ihren Teil dazu beitragen, damit es wieder mehr Referees gibt. „Wir bieten jedes Jahr einen Neulingskurs an“, sagt Warnck. Der richtet sich an alle Fußballinteressierten im Alter ab 14 Jahren. Am liebsten wären dem Obmann natürlich ehemalige Spieler, die ihre aktive Karriere an den Nagel gehängt haben, aber ebenso ganz ohne Fußball dann doch nicht auskommen können. Doch die sind rar gesät – und werden von den Vereinen wieder umgarnt, um eine Jugendmannschaft zu betreuen. Ehrenamtliche sind Mangelware – beim Verein und bei den Schiedsrichtern. Dabei hätte die Tätigkeit an der Pfeife durchaus Vorteile. „Es macht richtig Spaß, sonst würde ich es ja gar nicht machen. Außerdem kann man auch gut sein Taschengeld aufbessern. Pro Spiel gibt’s 20 Euro, da kommen an einem Wochenende schon mal 60 Euro zusammen“, sagte etwa Schiedsrichter Tobias Lutzenberger vor einiger Zeit im MZ-Interview. Auch komme man umsonst in der Bundesliga ins Stadion. Wer schon einmal versucht hat, auf regulärem Weg Karten für ein Heimspiel des FC Bayern München zu ergattern, weiß um die Bedeutung dieses Schiedsrichter-Zuckerls.

Doch neben Zuckerbrot gibt es eben auch Peitsche: Vom Fußballverband drohen Strafen, sollten Fußballvereine nicht eine gewisse Anzahl von Schiedsrichtern stellen. Die können sich dann durchaus summieren und einen schiedsrichterlosen Verein empfindlich treffen.

„In Bayern sind die Strafen noch human“, sagt Jürgen Warnck, der ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen stammt. Dort seien die Bußgelder deutlich höher – was auch in Schiedsrichterkreisen zu Vereinswechseln führt. Nicht nur aktive Fußballer werden dann dem Nachbarverein abgeworben, sondern auch Schiedsrichter, um den Strafzahlungen des Verbandes zu entgehen. „Bei uns ist das aber noch kein Thema. Zumindest ist mir dahingehend noch nichts zu Ohren gekommen“, sagt Warnck. Zwar gebe es auch im Unterallgäu Schiedsrichter, die den Verein wechselten. Dies hätte aber andere Gründe, etwa den berufsbedingten Umzug.

Im Kreis Augsburg hatte man sich schließlich auf einen Kompromiss geeinigt: Die letzten beiden Spieltage sollen von Schiedsrichtern ebenso besetzt werden wie alle Nachholspiele. Dazu konnte der Spielgruppenleiter bei „Kracherspielen“ einen Schiedsrichter anfordern. Alle anderen Partien sollten aufgrund des personellen Engpasses bei den Augsburger Schiedsrichtern allerdings von Vereinsmitgliedern gepfiffen werden. Dazu wurde von der Gruppe sogar ein Crashkurs angeboten.

Schiedsrichter-Neulingskurs:
Die Gruppe Südschwaben bietet im Juni wieder einen Neulingskurs an. Die Infoveranstaltung findet am 20. Juni um 19.30 Uhr im Sportheim des FSV Lamerdingen statt. Die Kurstermine sind am 23., 24., 27., 30. Juni sowie 2. Juli. Ansprechpartner sind Lehrwart Christian Walter (0170/2423353) oder Obmann Jürgen Warnck (0172/8689653).

Aufrufe: 018.5.2017, 16:22 Uhr
Schwabmünchner Zeitung / Axel SchmidtAutor