2024-05-02T16:12:49.858Z

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Vorerst für vier Wochen wird der Fußball in der Region ruhen.
Vorerst für vier Wochen wird der Fußball in der Region ruhen. – Foto: Foto: Michael Weber, imago
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Ab sofort: WFV verhängt Spielverbot

Kein Amateurfußball am Wochenende und im November. Die Reaktionen fallen eindeutig aus.

Ehingen / tg/kou - Bund und Länder haben am Mittwoch weitere, sehr einschneidende Maßnahmen beschlossen, um die explosionsartige Verbreitung des Corona-Virus zu stoppen. Die vereinbarten Beschränkungen zielen darauf ab, die persönlichen Kontakte um 75 Prozent zu reduzieren und sollen am kommenden Montag, 2. November 2020, in Kraft treten. Im Amateurfußball wird ab diesem Zeitpunkt bis Ende November ein Spielbetrieb rechtlich nicht mehr zulässig sein.

Folge leisten

Vor diesem Hintergrund haben die drei baden-württembergischen Fußballverbände beschlossen, den gesamten Spielbetrieb der Herren, der Frauen sowie der Jugend von der Oberliga Baden-Württemberg abwärts mit sofortiger Wirkung auszusetzen und ein Spielverbot zu verhängen, das zugleich auch Pokal- und Freundschaftsspiele erfasst. Die Entscheidung erfolge laut WFV bewusst bereits vor der rechtlichen Umsetzung der Bund-Länder-Beschlüsse und aufgrund der sehr eindringlichen Appelle der Bundes- und Landesregierung. Insbesondere Ministerpräsident Winfried Kretschmann betonte, dass alle nicht notwendigen Kontakte bereits jetzt und insbesondere am Wochenende unterbleiben sollen. Dieser Aufforderung leistet der Amateurfußball in Wahrnehmung seiner gesellschaftlichen Verantwortung selbstverständlich Folge.

"Wir haben in der Vergangenheit immer wieder betont, dass die Infektionsgefahr nach den uns vorliegenden Studien beim Fußballspielen im Freien als äußerst gering einzuschätzen ist. Risiken bestehen aber beim Zusammentreffen in Umkleidekabinen, in Duschräumen, bei der Bildung von Fahrgemeinschaften und auch dann, wenn sich Zuschauer nicht an Hygienevorgaben halten. Bei Abwägung aller relevanten Aspekte konnte bisher trotz dieser Risiken der Spielbetrieb im Amateurfußball aufrechterhalten und verantwortet werden, weil sich die Infektionszahlen zunächst in einem kontrollierbaren Rahmen gehalten haben.

Fußball muss Beitrag leisten

Zwischenzeitlich ist das Infektionsgeschehen aber zunehmend diffus und so dynamisch, dass auch vergleichsweise kleine Risiken vermieden werden müssen. Deshalb muss auch der Fußball umgehend seinen Beitrag leisten", teilt der Verband mit und betont: "In diesem Zusammenhang fordern wir alle unsere Mitgliedsvereine zudem auf, den Trainingsbetrieb mit sofortiger Wirkung einzustellen, selbst wenn die Sportstätten noch geöffnet sind. Auch auf Mannschaftsbesprechungen sollte verzichtet werden. Die erforderliche Kommunikation dieser Aussetzungsentscheidung an Verantwortliche und Spieler ist sicherlich problemlos auch auf elektronischem Wege möglich."

"Schritt ist schwergefallen"

Die Entscheidung, die Saison zu diesem Zeitpunkt zu unterbrechen, war für die daran Beteiligten nicht einfach. WFV-Präsident Matthias Schöck äußerte dazu: "Dieser Schritt ist uns allen schwergefallen, es gab aber in der aktuellen Situation keine echte Alternative. Zufrieden bin ich darüber, dass es uns in Baden-Württemberg erneut gelungen ist, unsere Verantwortung für den Amateurfußball und die Gesellschaft gemeinsam und einheitlich wahrzunehmen."

Mit Behörden in Kontakt

Ob der Spielbetrieb im Kalenderjahr 2020 wieder aufgenommen werden kann, ist derzeit offen und hängt von den weiteren Entwicklungen ab. Alle drei baden-württembergischen Fußballverbände sind weiterhin bestrebt, die Saison 2020/21 ordnungsgemäß zu Ende zu bringen. Inwiefern dies möglich sein wird, ist derzeit allerdings nicht abzusehen. Weiterhin gilt, dass wir mit den Behörden in Kontakt stehen und die Entwicklungen aufmerksam beobachten.

So reagieren die Vereine der Region

Michael Bochtler, Trainer des Verbandsligisten SSV Ehingen-Süd: "Es schlagen hier ganz klar zwei Herzen in mir. Auf der einen Seite glaube ich, dass der Outdoor-Sport kein großes Ansteckungspotenzial hat, auf der anderen Seite sieht das in der Kabine und den Duschen anders aus", sagt Bochtler, der betont: "Wir wissen aber alle, was für eine Macht der Fußball hat. Denn hier kommen schon sehr viele Menschen zusammen und damit auch in Kontakt. Und wenn kein Fußball stattfindet, werden die Kontakte erheblich reduziert." Prinzipiell, so Bochtler, habe er zu Beginn der Saison bereits damit gerechnet, dass die Runde nicht "normal" zu Ende gespielt wird. "Wir müssen das akzeptieren und es ist ja auch nicht dramatisch. Wir müssen jetzt mal schauen, wie wir die Jungs fit halten. Ich denke da an virtuelle Laufgruppen, Teams-Besprechungen mit Kraftübungen und mehr. Denn Stand heute müssen wir ja davon ausgehen, dass wir im Dezmeber wieder kicken", sagt Bochtler, der aber davon ausgeht, dass der Verband im Laufe des Novembers eine "realistische Lösung" erarbeiten wird.

Sportlich war die TSG Ehingen mit ihrem Lauf und der Tabellenführung in der Bezirksliga das Team der vergangenen Wochen. "Aus rein sportlicher Sicht hätten wir sehr gerne durchgespielt. Wir sind gut drauf, hatten einen Lauf", sagt TSG-Trainer Udo Rampelt, der sich eigentlich auf das Derby an Wochenende gegen Altheim und dann auf das Spitzenspiel am Donnerstagabend gegen Blönried gefreut hat. "Die Situation verlangt es aber, dass der Fußball ruht. Natürlich habe ich dafür vollstes Verständnis", sagt Rampelt, der nun versuchen wird, seine Jungs zumindest konditionell fit zu halten. "Ob wir im Dezember wieder spielen, weiß ich nicht. Realistisch wäre es auch, wenn wir die Hinrunde irgendwann im Frühjahr zu Ende spielen und die Saison damit beeenden", sagt Rampelt. Doch noch stehen "nur" vier Wochen Pause an. "Wir müssen nun anders individuell trainieren, da wir ja auf einem hohen Niveau sind. Das ist anders, als bei einer Saisonvorbereitung", sagt Rampelt.

Ehingens Fußball-Chef Michael Schleicher glaubt nicht daran, dass in vier Wochen wieder gespielt wird: "Ich gehe davon aus, dass wir erst im März wieder spielen, um dann zumindest die Hinserie zu beenden", sagt Schleicher, der dennoch wie sein Trainer momentan eben von den vier Wochen ausgeht. "Wir haben auch gemerkt, dass immer weniger Zuschauer gekommen sind. Da fehlen uns die Einnahmen, die Kosten bleiben aber da", sagt Schleicher über die letzten Spiele. Auf die Knaller-Spiele gegen Altheim, Blönried habe sich Schleicher gefreut.

Dass es dieses Jahr noch zu den zwei ausstehenden Punktspielen im Dezember kommen wird hält Harry Brobeil, Trainer des A-Ligisten TSV Allmendingen für unwahrscheinlich: "Gerade aus Trainersicht, wenn man sich den Spielplan anschaut, der bis Mitte Dezember terminiert ist, ist eher wahrscheinlich, dass dieses Jahr kein Fußball mehr stattfinden wird." Als aufmerksamer Verfolger des Geschehens sei es schon vor der Besprechung der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten absehbar gewesen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis auch im Amateurfußball vorerst Schluss sein wird. "Das ist nachvollziehbar und aus meiner Sicht auch völlig in Ordnung", sagt er. In diese Richtung sei eben schon in den zurückliegenden Tagen diskutiert worden. "Wir hatten lediglich den Vorteil, dass wir unseren Sport an der frischen Luft machen", so Brobeil. Hallensportarten seien ja schon länger in dieser Hinsicht benachteiligt gewesen.

Weil der Verband aufruft, auf Training zu verzichten, "wird jetzt für die Spieler vier Wochen Lauftraining anstehen", erklärt er, wohlwissend, dass besonders die motivierten Spieler der Aufforderung nachkommen werden. Ausreden wie immer kürzer werdende Tage zählen nicht, sagt er und lacht: "Spieler jubeln, wenn es ums Laufen oder Radfahren geht." Aber an ein geschlossenes Gruppentraining sei nicht zu denken, "dem Verbot kommen wir selbstverständlich nach".

Ebenfalls kein Problem mit der Tatsache, jetzt auf Fußball verzichten zu müssen, hat Schwarz Weiß Donau-Coach Timm Walter. "Es ist schade, aber wir stehen zu 100 Prozent dahinter, es gilt die Vorgabe zu respektieren und akzeptieren", sagt er. Die Gesundheit gehe vor, "da brauchen wir gar nicht zu diskutieren". Er bedauert zwar, dass kein Training stattfinden kann, aber auch das sei nachvollziehbar: "Total blöd, aber wir können daran nichts ändern." Seine Spieler werden sich selbstständig fit halten, dass sie dieses Jahr allerdings nochmal auf den Rasen gehen werden für ein Punktspiel hält auch er für unrealistisch.

Aufrufe: 030.10.2020, 05:00 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor