2024-04-16T09:15:35.043Z

Ligabericht
Pfullendorfs Luca Gruler (Zweiter von links) hat seine Oberschenkelverletzung auskuriert und ist schon (fast) wieder der Alte. Zum 4:0-Sieg in Hilzingen trug er am Samstag drei Tore bei. Alle hintereinander erzielt und innerhalb einer Halbzeit - ein lup SZ-Archivfoto: Bodon
Pfullendorfs Luca Gruler (Zweiter von links) hat seine Oberschenkelverletzung auskuriert und ist schon (fast) wieder der Alte. Zum 4:0-Sieg in Hilzingen trug er am Samstag drei Tore bei. Alle hintereinander erzielt und innerhalb einer Halbzeit - ein lup SZ-Archivfoto: Bodon
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"90-Prozent-Gruler" schon für Hattrick gut

Drei Treffer-Comeback beim 4:0 des SCP in Hilzingen - Toni Fiore-Tapia hat Ass im Ärmel

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Pfullendorf / sz - Mit 4:0 hat Landesligist SC Pfullendorf am Samstag bei Aufsteiger FC Hilzingen gewonnen. Mit dem vierten Auswärtssieg festigte die Mannschaft von Trainer Marco Konrad ihre Rolle als erster Verfolger des Triumvirats, das die Landesliga Südbaden III nach zehn Spieltagen mit jeweils 25 Zählern punktgleich anführt: An der Spitze der FC Schonach, gefolgt von der Spvgg FAL und dem FV Walbertsweiler/Rengetsweiler. Auf Platz vier in Lauerstellung liegt der SC Pfullendorf, der nach dem kommenden Heimspiel gegen den Viertletzten, Aufsteiger SV Obereschach, am Samstag in der Geberit-Arena vielleicht erstmals da steht, wo er auch am Saisonende stehen möchte: auf Platz eins. Denn Walbertsweiler/Rengetsweiler und der FC Schonach nehmen sich am 11. Spieltag im direkten Duell (in Schonach) gegenseitig die Punkte weg. Und FAL hat mit dem Derby beim SC Markdorf auch keine leichte Aufgabe

Entscheidende Figur beim Auswärtssieg des Verbandsliga-Absteigers SC Pfullendorf beim Bezirksliga-Aufsteiger FC Hilzingen war am Samstag vor rund 500 Zuschauern im Inportron-Sportpark Mittelfeldspieler Luca Gruler. Dem 21-Jährigen gelang ein lupenreiner Hattrick: Zwischen der 9. und 29. Minute traf Gruler dreimal. Das 3:0 besorgte er per Foulelfmeter - obwohl er gar nicht unbedingt als Penaltyschütze vorgesehen ist. Normalerweise erledigt das Alessandro Sautter: Weil Gruler aber die Chancen auf den Hattrick hatte, durfte er ran am Elfmeterpunkt - und netzte sicher ein.

Drei Tore in einem Punktspiel sind schon lange keinem Pfullendorfer mehr gelungen. Der letzte Dreifach-Schütze war im Mai 2015 Stefan Vogler beim 5:1-Oberliga-Sieg bei Kickers Pforzheim.

Gruler, vom FC Rot-Weiß Salem stammender ehemaliger Juniorenspieler des SCP, der 27 Mal für den Sportclub in der Regionalliga und 74 Mal in der Oberliga spielte, ehe er 2016 für ein Jahr zum FV Ravensburg wechselte, tat der Dreierpack besonders gut, denn die Saison läuft bisher alles andere als positiv für ihn. Ein Muskelfaserriss im hinteren Oberschenkel setzte ihn für sieben Wochen matt. Gruler: "Geholt habe ich mir die Verletzung vor Saisonbeginn, habe dann trotzdem weiter versucht, zu spielen." Das erwies sich als Fehler, die Verletzung verschlimmerte sich. Die mehrwöchige Zwangspause folgte.

Beim 2:2 gegen Furtwangen vor zwei Wochen hatte Gruler ein Kurz-Comeback, beim 2:1-Sieg bei der U23 des FC 08 Villingen in der Vorwoche hielt er 86 Minuten durch, in Hilzingen ging es jetzt erstmals wieder über die volle Distanz. Genauso wichtig wie die drei Tore war Gruler danach die Erkenntnis: "Der Muskel hält. Aber ich bin trotzdem noch ein bisschen vorsichtig, gehe noch nicht 100 Prozent in jede Aktion." Doch auch 90 Prozent Gruler tun der Mannschaft sichtlich gut. Jung an Jahren, ist er aufgrund seiner sportlichen Vita ein absoluter Führungspieler im Team von Marco Konrad, das zuweilen ja trotz des großen fußballerischen Potenzials noch bedenklich wackelt, wenn selbstbewusste Gegner auf dem Platz stehen.

Für Gruler war deshalb auch die vergangene Saison bei Oberligist FV Ravensburg, wo er keine Stammplatz hatte und trotz eines Vertrags bis 2018 lieber wieder zum SCP zurückkehrte, kein verlorenes Jahr: "Ich habe dort zu selten gespielt. Trotzdem entwickelt man sich aufgrund der sportlichen und der menschlichen Erfahrungen, die man in einem neuen Umfeld sammelt, weiter. Ich bin aber gerne wieder zum SCP zurückgekehrt, denn hier stimmt die Perspektive wieder." Um diese redet auch Gruler nicht drumherum: "Natürlich wollen wir sofort wieder aufsteigen. Das war und ist das Ziel, das ist ganz klar."

Ein fitter Luca Gruler dürfte die Pfullendorfer Titelchancen nochmal beträchtlich erhöhen - wenn denn schon der "90-Prozent-Gruler" für einen Hattrick gut ist ...

Für Tore beim SC Pfullendorf sorgte einst auch Toni Fiore-Tapia (Spitzname "Tore-Fiore"). Der 31-jährige Stürmer spielte zwischen 2005 und 2007 24 Mal in der Regionalliga Süd für die Linzgauer und war darüber hinaus mit vielen Treffern auch lange Jahre Garant für die Erfolge des SCP-F-Teams, das damals noch in der Verbandsliga Südbaden spielte - also eine Klasse höher als die erste Mannschaft heute.

Vor vier Jahren wurde Fiore-Tapia Spielertrainer beim damaligen Kreisliga B-Club BSV Nordstern Radolfzell und hat diesen mittlerweile in die Bezirksliga-Bodensee geführt. Am Samstag hatte Nordstern den TSV Aach-Linz zu Gast, wo Fiore-Tapia mit dem TSV-Coach und ehemaligen SCP-Trainer Patrick Hagg auf einen alten Bekannten traf. Fiore-Tapia: "Patrick und Marco Kurz waren die besten Trainer, die ich je hatte. Es freut mich deshalb immer, wenn ich Patrick treffe." Das Spiel endete 2:2 unentschieden. Manuel Fitz köpfte den Ausgleichstreffer für Aach-Linz erst in der 95. Minute. Fiore-Tapia: "Bitter, wenn man den Ausgleich erst in der Nachspielzeit kriegt." Nordstern, mit sieben Punkten nach elf Spielen Tabellenvorletzter, verlor damit weiter an Boden auf die Konkurrenten SV Deggenhausertal und SV Allensbach, die beide siegten. Der Klassenerhalt bleibt aber das Ziel der Radolfzeller. Und die Chancen stehen nicht schlecht, denn Fiore-Tapia hat bekanntlich noch einen Trumpf der Extraklasse im Ärmel. Ab dem 1. Januar ist sein Bruder Alessandro (20) spielberechtigt für den BSV. Der kam vom österreichischen Regionalligisten FC Dornbirn, wohin er im Frühjahr 2017 von der U23 des FC Schalke 04 gewechselt war, für die er ein knappes Jahr spielte. Zuvor hatte er die Jugendabteilung des SC Freiburg durchlaufen und trug neunmal das Trikot der deutschen U17-Junioren-Nationalmannschaft. Toni erklärt nochmal den Wechsel, der im Sommer für Schlagzeilen sorgte: "Alessandro hatte keinen Profivertrag in Schalke bekommen und auch ein bisschen die Lust am Fußball verloren. Da hat er sich entschlossen, den Traum von der Profikarriere aufzugeben, zurück nach Hause zu kommen und hier eine solide Ausbildung zu machen. Zurzeit arbeitete er im Nike-Store im Radolfzeller Outlet, überbrückt dort die Zeit, bis er eine Lehrstelle gefunden hat. Wir haben ihm geraten, doch zumindest in der Regionalliga oder Oberliga zu spielen, aber er hat gesagt: Ich spiele nur noch mit meinen Brüdern." Neben Toni, der sich seit Saisonbeginn aber mehr auf die Trainerrolle fokussiert, steht beim BSV nämlich auch noch Daniel Fiore-Tapia als Spielmacher auf dem Platz.

In der Rückrunde wird das Potenzial des BSV Nordstern also nochmal sprunghaft ansteigen. Doch Toni Fiore-Tapia ("Als Trainer bin ich Kumpeltyp, aber die Jungs wissen, wo Schluss ist!") sagt: "Klar ist er wichtig und werden wir durch ihn nochmal besser. Aber da unten raus kommen wir nur als Team." Am kommenden Wochenende ist Nordstern erstmal spielfrei, die Woche darauf geht es zu Hause in der Radolfzeller Nordstadt ins Derby gegen den SV Mühlhausen.

Aufrufe: 017.10.2017, 11:47 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Oliver KothmannAutor