2024-05-10T08:19:16.237Z

Im Nachfassen
Zugepackt: Aues Torhüter Martin Männel (links) greift sich den Ball vor dem Kieler Stürmer Marc Heider.
Zugepackt: Aues Torhüter Martin Männel (links) greift sich den Ball vor dem Kieler Stürmer Marc Heider.

,,70 Minuten waren richtig gut"

Nach dem 0:0 zwischen Holstein Kiel und Erzgebirge Aue

Zwar ärgerte sich der eine oder andere Kieler noch über zwei liegen gelassene Punkte in Aue. Doch insgesamt überwogen Zufriedenheit und Zuversicht. Die vergangenen zwei Wochen haben bewiesen, dass Holstein Kiel wieder auf dem richtigen Weg ist. Das 0:0 beim daheim bislang unbesiegten und gegentorlosen FC Erzgebirge Aue passte ins positive Bild. Und so lobte auch Pavel Dotchev, in der Saison 1994/95 einst selbst Spieler im Holstein-Dress, die Kieler Gäste.

,,Wir hatten Probleme mit der Kieler Spielweise", sagte der Bulgare. ,,Sie haben früh attackiert und hinten fast Manndeckung gespielt. Da blieb uns oft nur der lange Ball, der gar nicht unser Stil ist." Die Kritik an seiner Elf relativierte er unter diesen Umständen, erklärte insgesamt sogar: ,,Ich habe ein sehr gutes Drittliga-Spiel gesehen."


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In den von ihm besonders hervorgehobenen Kategorien Einstellung, Dynamik und Emotionen traf das zweifellos zu. Spielerisch hatten die Kieler indes mehr beizutragen. ,,Auch das Kurzpassspiel hat schon gut funkioniert", erklärte Stürmer Marc Heider. ,,Wir haben auch genügend Chancen herausgespielt." Und das, obwohl mit Maik Kegel sogar der Kapitän fehlte. ,,Einer wie Maik tut unserem Spiel immer gut, auch wenn Danso auf dieser Position heute seine Qualitäten gut eingebracht hat", stellte Fabian Schnellhardt fest. ,,Vor allem in der ersten Halbzeit lief der Ball bei uns gut. Da hätten wir in Führung gehen müssen", wusste der in Kiel immer mehr aufblühende 21-jährige Techniker.

Auch weil die Balance stimmte, fiel das Gesamtfazit der Verantwortlichen positiv aus. ,,70 Minuten lang war das ein richtig gutes Spiel von uns. Da hat nur das Tor gefehlt", befand Holsteins Sportdirektor Ralf Heskamp. Trainer Karsten Neitzel unterstrich das: ,,Insgesamt war das ein Top-Auswärtsspiel von uns. Die erste Halbzeit war vielleicht sogar die beste der Saison. Mit den vier Punkten aus zwei Auswärtsspielen können wir zufrieden sein, auch mit den Leistungen."

Die Grundlage dafür, das scheinen inzwischen alle verinnerlicht zu haben, ist die Defensivarbeit. ,,Es gab noch ein paar Kleinigkeiten, die im Anlaufen nicht passten, um den Gegner gleich optimal unter Druck zu setzen", sagte Neitzel zwar, war jedoch mit dem Defensivverhalten der Mannschaft insgesamt sehr zufrieden. ,,Es haben alle verstanden, was wir wollen. Und im Gegensatz zum Anfang der Saison setzen das jetzt auch alle um." Die Bilanz verdeutlicht das. ,,Wir haben in den letzten vier Spielen nur ein Gegentor bekommen", stellte Neitzel fest. ,,Und da waren drei Auswärtsspiele dabei."

Für erschwerte Bedingungen sorgte am Sonnabend noch der Spielplan. ,,Ich habe in der Pause darauf hingewiesen, dass sich nur alle gemeinsam mal ausruhen dürfen", sagte Neitzel, dem angesichts der kurzen Regenerationszeit nach dem Cottbus-Spiel bewusst war, dass es zum Ende ein Kraftproblem geben könnte. ,,Dass die Auer am Dienstag und wir am Mittwoch gespielt haben, war auf jeden Fall ein Nachteil für uns", sagte Tim Siedschlag. Und Schnellhardt gestand: ,,Am Ende waren wir schon etwas müde." Diese Phase überstanden die Kieler insgesamt dennoch gut. ,,Natürlich waren da noch zwei, drei Konzentrationsfehler dabei, die am Ende noch zu brenzligen Situationen geführt haben", wusste Neitzel. Doch zumindest hinten hatten die Kieler diesmal die kleine Portion Glück im Gepäck.

Die fehlte nur vorn noch. ,,Wären wir Erster, wäre eine von unseren Möglichkeiten sicher mal reingegangen", erinnerte Schnellhardt an seinen abgefälschten Schuss oder die Großchance von Heider. Doch noch gilt das, was Schnellhardt nach dem Sieg in Cottbus feststellte: ,,Da wo wir in der Tabelle stehen, gehören wir nicht hin." Das unterstrich auch Dotchev: ,,Diese Kieler sind eine der besten Mannschaften der 3. Liga." Was an einigen Stellen zu Saisonbeginn nach Lobhudelei klang, hat inzwischen wieder einen wahren Kern.

Aufrufe: 029.9.2015, 10:00 Uhr
SHZ / cjeAutor