2024-04-24T13:20:38.835Z

Allgemeines
– Foto: Heiko van der Velden

„Jung, hungrig, lernwillig“

Darum spielt die Mannschaft des KFC Uerdingen sei in dieser Saison in der oberen Tabellenhäfte mit.

Drittligist KFC Uerdingen hat den Vertrag mit Assani Lukymia aufgrund seiner starken Leistungen und körperlichen Fitness um ein Jahr verlängert, obwohl er bereits 34 Jahre alt ist. Das war ungewöhnlich, zumal die Vereinsführung gemeinsam mit der sportlichen Leitung beschlossen hat, die Mannschaft zu verjüngen und dies auch realisiert hat.

Und jetzt hat Trainer Stefan Krämer den Routinier, der alle elf Begegnungen nach der Corona-Pause im Drei-Tage-Rhythmus über 90 Minuten absolviert hat, zum Mannschaftskapitän ernannt. Wir sprachen mit Assani Lukimya über die Mannschaft, die Veränderungen und seine Einschätzung der kommenden Saison.

Assani Lukimya, hat Sie die Entscheidung von Trainer Stefan Krämer überrascht?

Lukimya Wenn ich ehrlich bin, nicht wirklich. Es war in der vergangenen Saison schon so, dass ich Verantwortung übernommen habe, obwohl ich neu hier war. Mir wurde auch immer mehr übertragen, nachdem sie gesehen haben, dass ich Verantwortung tragen kann. Deshalb war das jetzt keine völlige Überraschung, aber es freut mich trotzdem sehr. Aber es ändert nichts an meiner Einstellung, ich hätte auch sonst Verantwortung übernommen. Ich bin in einem Alter und spiele auf einer Position, da übernehme ich Verantwortung, ob mit oder ohne Binde.

Ist es ein anderes Gefühl, vom Trainer ernannt oder von Mitspielern gewählt zu werden?

Lukimya Nein, das Vertrauen der Mannschaft habe ich schon vorher gespürt. Jetzt sind wir in der speziellen Situation, dass sehr viele neue Spieler hinzu gekommen sind. Hätte ich das Gefühl, dass die Mannschaft nicht hinter mir steht, würde ich es auch nicht machen. Ich bin ein Teamspieler und habe kein Problem damit, wenn ein anderer die Binde trägt. Aber wenn mir die Aufgabe übertragen wird, dann freut es mich und dann will ich das Beste daraus machen.

Waren Sie schon mal Kapitän?

Lukimya Ich war immer im engeren Kreis, im Mannschaftsrat oder zum Beispiel damals in Bremen Stellvertreten von Clemens Fritz. In China war ich auch Kapitän.

Warum werden Sie immer gewählt oder ernannt?

Lukimya Als Kapitän muss man auch immer gewisse Sachen vorleben, die der Mannschaft weiter helfen. Ich achte sehr auf meinen Körper und bin Motivator für die Mannschaft. Es geht auch darum, in Phasen, in denen es vielleicht mal nicht läuft, der Mannschaft mit Hilfe der Erfahrung weiterhelfen zu können.

Nach der Corona-Pause lief es am Ende der vergangenen Saison überhaupt nicht. Woran lag das?

Lukimya Es war eine schwierige Phase. Wir hatten einen großen Kader, aber auch sehr viele Verletzte. Teilweise hatten wir keinen Stürmer, so dass ich mal da vorne spielen und aushelfen musste.

Warum sind Sie lieber Abwehrspieler geworden als Torjäger?

Lukimya (lacht) Das habe ich mir nicht ausgesucht.

Wer hat Sie dazu gezwungen?

Lukimya Bis zur A-Jugend habe ich tatsächlich im Sturm gespielt, bin sogar manchmal auf die Flügel ausgewichen. Dass ich Abwehrspieler werden würde, hätte ich nie im Leben gedacht. Aber als ich bei Hertha im Probetraining war, sagte der Trainer: du machst das ganz gut, aber wir sind da vorne schon überbesetzt und wir bräuchten noch einen kräftigen Verteidiger. So ist das gekommen.

Haben Sie sich mit der Aufgabe inzwischen angefreundet?

Lukimya Ja, sehr sogar. Man weiß nie, was passiert wäre, wenn ich Stürmer geblieben wäre. So wie es gelaufen ist, bin ich sehr, sehr zufrieden mit meiner Karriere und fühle mich auch auf dieser Position wohl.

Was schätzen Sie an der Position?

Lukimya Tore zu verhindern, das macht nicht jeder so gerne, zum Beispiel mein Sohn, der gerade anfängt, schießt natürlich lieber Tore. Als Verteidiger muss man verantwortungsbewusst sein und die Mannschaft dirigieren. Und es ist auch geil, den Stürmer zu stoppen oder eine brenzlige Situation zu lösen. Das ist dann zwar kein Tor, aber für mich fühlt es sich an wie ein Tor.

Wenn Sie den jetzigen Kader mit dem der vergangenen Saison vergleichen, wo sehen Sie die größten veränderungen?

Lukimya Beim Charakter sehe ich die größte Veränderung. Wir hatten zwar eine gute Mannschaft mit vielen Spielern, die schon höherklassig gespielt und ihre Qualitäten nachgewiesen haben. Aber es hat der richtige Mix gefehlt. Da waren sehr viele Spieler, die auf sehr hohem Niveau gespielt haben und vielleicht unbewusst die Liga nicht so ernst genommen haben. Jetzt haben wir viele hungrige Spieler dabei, die auf ihrem Weg sind und die Liga als Sprungbrett nutzen wollen oder optimalerweise hier so erfolgreich sind, dass sie mittelfristig mit dem KFC Uerdingen in der Zweiten Liga spielen. Sie sind jung, hungrig und lernwillig. Sie sagen nicht: Ich hab schon höher gespielt, ich weiß, wie es geht; sondern sie sagen: okay, der ist erfahren und will mir nur Gutes. Das sind für mich die Unterschiede zur vorherigen Saison.

Werden Sie noch erleben, dass der KFC in der Zweiten Liga spielt?

Lukimya Ja, auf jeden Fall werde ich das noch erleben. Ich habe noch ein paar Jahre zu spielen und wir haben auch in dieser Saison eine gute Truppe zusammen. Es gilt, das Bestmögliche heraus zu holen, wenn es in dieser Saison klappt, umso schöner. Aber für mich ist noch lange nicht Schluss.

Am Sonntag steigt das Auftaktspiel beim FC Ingolstadt, der im Pokal gegen Fortuna nur 0:1 unterlag.

Lukimya Ja, das ist eine gute Mannschaft. Sie wurde größtenteils zusammen gehalten und punktuell verstärkt. Das ist vielleicht ein Vorteil, das ist eine Mannschaft mit der man rechnen muss. Wir haben eine gute Vorbereitung gespielt, aber wir haben viele Neue. Jetzt müssen wir gucken, dass wir in der Liga schnell zusammen finden und Ergebnisse präsentieren. Es hilft nichts, wenn es gut aussieht und die Ergebnisse nicht stimmen. Ich bin gespannt, aber auch optimistisch. Mit der Mannschaft können wir etwas in der Liga reißen.

Wer sind den die Favoriten in dieser Saison?

Lukimya Ich denke, es wird ähnlich sein wie im Vorjahr. Die Hälfte wird um den Aufstieg spielen, die andere Hälfte um den Klassenerhalt kämpfen müssen. Einen richtigen Favoriten habe ich nicht, dazu ist die Liga zu ausgeglichen.

In welcher Hälfte spielt der KFC?

Lukimya Definitiv in der oberen, definitiv.

Thomas Schulze führte das Gespräch.

Aufrufe: 016.9.2020, 11:30 Uhr
RP / Thomas SchulzeAutor