2024-04-25T14:35:39.956Z

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Montage: FuPa
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220.000 €-Darlehen verhindert FSV-Insolvenz

Bayernligist Erlangen-Bruck muss personellen Sparkurs fahren - auch bei der Trainersuche +++ Razzia beim TSV Aindling

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Dunkle Wolken sind über dem Himmel in Erlangen aufgezogen. Der Bayernligist FSV Erlangen-Bruck steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Das hat Präsident Manfred Hopfengärtner gegenüber FuPa eingeräumt. Fakt ist: seit 2005 sind die Spielergehälter nicht korrekt abgerechnet worden. Nun sind Krankenkassen-Beiträge in Höhe von 189.000 Euro (!) offen. Die Mitglieder haben nun die Aufnahme eines Darlehens in Höhe von 220.000 Euro abgesegnet. Offen sind auch aktuelle Zahlungen. Die Gehälter der Spieler sind aktuell nur bis inklusive September 2011 ausbezahlt. Probleme hat auch der Bayernligist TSV Aindling gegenüber FuPa bestätigt.

Der FSV Erlangen-Bruck ist ein großer Verein mit rund 1.000 Mitgliedern. Der Klub ist im Besitz der Sportanlage an der Tennenloher Straße. Das ist sein großes Plus und war wohl ausschlaggebend für die Abwendung der Insolvenz. Aber alles der Reihe nach: "Die Krankenkassen-Abrechnungen bis Ende 2004 sind alle korrekt gewesen", berichtet Klubchef Manfred Hopfengärtner. Die falschen Abrechungen ab 2005 rühren nun daher, dass die Spieler mit Netto-Verträgen ausgestattet worden sind, die man zur Berechnung der Sozialversicherungsabgaben in einen Brutto-Betrag hochrechnen hätte müssen. "Wir wussten, das da ein Problem auf uns zukommt. Wir wollten uns der Sache nicht entziehen", sagte Hopfengärtner, der sich am 31. März 2011 mit seinen Mitstreitern zur Wiederwahl gestellt hatte, um dieses Problem zu beseitigen.

Präsident Hopfengärtner: »Ohne Vereinsvermögen hätten wir Insolvenz anmelden müssen.«

Nun wurde eine Mitgliederversammlung einberufen, in der die aktuellen Zahlen vorgelegt worden sind. Hopfengärtner nannte als offenen Betrag eine Summe von 189.000 Euro. Die Mitglieder stimmten zu, dass der Verein ein Darlehen in Höhe von 220.000 Euro aufnehmen kann. "Mit diesem Darlehen wollen wir die Schuld abtragen", so Hopfengärtner. Allerdings versucht der FSV-Präsident Verhandlungen mit den Gläubigern zu führen. "Ich werde parallel dazu versuchen einen Vergleich, eine Stundung oder eine Ratenzahlung mit der Krankenkasse zu vereinbaren." Hopfengärtner räumt ein: "Wenn wir kein Vereinsvermögen hätten, hätten wir das Darlehen nicht bekommen und hätten in dieser Situation Insolvenz anmelden müssen."

Ebenso bestätigte der Klubboss der Bayernliga-Aufsteigers von 2008 die Gerüchte, dass der Verein aktuell mit den laufenden Zahlungen im Rückstand ist. Die Oktober-Gehälter sollen in Kürze ausgezahlt werden. "Wir hoffen, das wir im Januar oder Februar das Jahr 2011 komplett abbezahlt haben", so Hopfengärtner. Denn im neuen Jahr fließen die Beiträge der Mitglieder in die Kasse und man erwartet bis dahin auch die Zahlungen der Großsponsoren. Nun soll ein strikter Sparkurs den FSV aus der finanziellen Schieflage bringen, auch auf der Trainerposition. Bei der Wahl des Nachfolgers für den am Saisonende zum 1. FC Schweinfurt übersiedelnden Coach Gerd Klaus soll das Hauptaugenmerk auf die Finanzen gelegt werden. Ein heißer Kandidat für die Nachfolge ist der aktuelle Co-Trainer Tomás Galásek. Fußball-Abteilungsleiter Ralph Gläßer dazu: "Wenn jemand im Verein Co-Trainer ist, dann ist es naheliegend, ihn im Zuge der Trainersuche zunächst anzusprechen."

»Die Abteilungsleitung ist aufgefordert, Spieler abzugeben.«

Der FSV wird sich aber auch von Spielern trennen müssen und das schon im Winter: "Die Abteilungsleitung ist aufgefordert, Spieler abzugeben, die den Anschluss nicht schaffen", sagt Hopfengärtner. Fest steht bereits, dass Stürmer Dennis Haan nach der Winterpause Spielertrainer beim abstiegsbedrohten mittelfränkischen Bezirksligisten SV Tennenlohe wird. Als Abgang wird auch Mittelfeldspieler Mihael Lerotic bestätigt. Er wechselt in die Bezirksoberliga zum ASV Vach. Weitere Spieler werden folgen. "Trotzdem sage ich ganz offen: Wir werden die Regionalliga Bayern nicht herschenken. Wir wollen uns für diese neue Liga qualifizieren. Dazu benötigen wir hungrige Spieler", so Hopfengärtner in aller Deutlichkeit. Ein Abmelden der zweiten Mannschaft, die in der Landesliga Mitte spielt und ebenfalls einen großen finanziellen Posten darstellt, kommt trotz der misslichen Lage nicht in Frage. Gut möglich aber, dass man den Betrieb der dritten Herren-Mannschaft in der Kreisklasse einstellen muss. Der Trainer der Erlanger "Dritten", der über personellen Notstand klagte, hat kürzlich das Handtuch geworfen, nachdem sich das Team regelmäßig blamierte. "Ich bin darüber ganz schön sauer, denn solche Leistungen sind kein Renommee für den FSV Bruck", so Hopfengärtner. "Da ist der Schaden für uns größer."

Verantwortliche bestätigen Razzia beim TSV Aindling.

In Schwierigkeiten scheint auch der Bayernligist TSV Aindling geraten zu sein. Am vergangenen Mittwoch soll der Zoll Hausdurchsuchungen bei neun aktuellen und ehemaligen Vorstandsmitgliedern sowie in der Geschäftsstelle vorgenommen haben. Dabei sollen Akten und Datenträger beschlagnahmt worden sein. Das hat der Verein gegenüber FuPa bestätigt. Um welche Vorwürfe es sich genau handelt, und ob der im Raum stehende Verdacht der Veruntreuung von Arbeitsentgelten erhärtet werden kann, darüber gibt es noch keine genauen Erkenntnisse.

Aufrufe: 06.12.2011, 17:29 Uhr
Dirk MeierAutor